Organisierter Kindesmissbrauch und mächtige Täter: Maischberger-Runde über Tabu-Thema
Ein seltener Fall, dass sich in einer Talk-Runde alle einig sind: Die sehenswerte Maischberger-Sendung „Sexobjekt Kind: Kampf gegen organisierten Missbrauch“ ist außergewöhnlich engagiert und informativ. Das Gespräch kann man noch ein Jahr lang, bis 19. Januar 2017 hier in der ARD-Mediathek anschauen.
Basierend auf Recherchen
Ausgestrahlt wurde der Talk nach einem verstörenden Film, dessen Autoren erklären, lediglich die Realität abzubilden, die in Wirklichkeit noch viel schlimmer sei: „Operation Zucker. Jagdgesellschaft“. Der Fernsehfilm stellt eine Organisation dar, die ihren Mitgliedern Kinder zum systematischen Missbrauch zur Verfügung stellt. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Man sieht zu Anfang die nette Familie eines Bauunternehmers, die ein furchtbares Geheimnis hat: Die zwei süßen „Töchter“ sind nichts anderes als Gefangene eines Paares, das sie ernährt und bewacht: Im Kofferraum versteckt fährt "der Vater" die Mädchen in den Wald, von wo aus sie zu sadistischen Geheimtreffen und obskuren Sex-Partys verfrachtet werden.
Das Dargestellte beruht auf sorgfältigen Recherchen. Es sind keine fiktiven Fälle und Hintergründe, welche die Produzentin Gabriela Sperl mit den Autoren Friedrich Ani und Ina Jung zu einem Film verarbeitete. Kinderhandel ist wie Waffen- und Drogenhandel ein lukrativer Wirtschaftszweig und Deutschland ist einer der besten „Absatzmärkte“.
Da die Opfer durch eine Hölle gehen, durch die sie traumatisiert und konditioniert werden, entwickeln sie meist gespaltene, sogenannte dissoziative Persönlichkeiten, um ihre Erfahrungen überhaupt überleben zu können. Hilflos und seelisch gebrochen stehen sie geheimgesellschaftlich organisierten Täter-Netzwerken gegenüber, deren Angehörige sich gegenseitig decken und meist über gute Beziehungen verfügen. Die Täter sind Pädophile und Nichtpädophile gleichermaßen. Den Sadisten unter ihnen geht es darum, Macht und Kontrolle auszuüben.
Maischberger-Runde bestätigt Darstellung
In der Maischberger-Runde wurden die Täter als vielfach „hochgradig organisierte" Leute beschrieben, "mit denen man sich nicht gern anlegt", so Julia von Weiler, Psychologin bei "Innocence in Danger e.V.". Sie sagt, dass Kinder von ihnen regelrecht zum Missbrauch "herangezogen und abgerichtet werden. Die Täter führen meist eine intakte Beziehung, sind nicht arbeitslos, nicht vorbestraft, haben einen akademischen Hintergrund." Kinder würden manchmal gleich nach der Geburt ge- und verkauft.
Ex-Kriminalhauptkommissar Manfred Paulus, der 25 Jahre lang bei sexuellen Gewalttaten ermittelte stimmte ihr zu: Die Täter agieren in möglichst kleinen, eingeschworenen Zirkeln, um nicht aufzufliegen. Pädophile, so der Ermittler, wüssten oft schon in jungen Jahren von ihrer Veranlagung und machten „oft beruflich steile Karrieren", weil gesellschaftliche Achtung für sie der beste Schutz vor Enttarnung sei. Die Täter kommen durchaus aus der „vermeintlich besseren Gesellschaft." Er beschreibt auch, dass Mütter aus ärmlichen Verhältnissen wegen Aussicht auf viel Geld den Tätern ihre Kinder zur Verfügung stellen.
Auch würden Eltern betroffener Kinder die Übergriffe oft vertuschen, statt gegen einen gesellschaftlich angesehenen Täter in die Offensive zu gehen – nach dem Motto: "Wie stehen wir denn da im Dorf."
Paulus forderte, dass Kinderärzte oder Lehrer bei Verdachtsmomenten zur Anzeige gesetzlich verpflichtet werden sollten, was sie in Deutschland derzeit nicht sind.
Sexueller Missbrauch "Grundrisiko" für Kinder in Deutschland
2015 liefen in Deutschland rund 12.000 Straf- und Ermittlungsverfahren zum Thema, sagte der Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Jurist Johannes-Wilhelm Rörig. Die Dunkelziffer sei erheblich höher, er schätzt sie auf 100.000 und dass sich in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder befinden, die Opfer sexueller Gewalt sind oder waren. (In Deutschland gibt es 33.000 Schulen). "Sexueller Missbrauch ist ein Grundrisiko von Kindern in Deutschland", so Rörig, der spezielle Opferschutzprogramme fordert, die Betroffenen helfen sollten, an die Öffentlichkeit zu treten.
Justiz und Behörden gelang in Deutschland noch kein einziger Schlag gegen einen der organisierten Kreise, so Rörig. Oft würden die Verfahren schon bei den Ermittelungen stecken bleiben: Weil die Opfer als unglaubwürdig abgetan oder die Täter auf mysteriöse Weise durch Rang oder Beziehungen geschützt sind.
Die Runde appellierte an Betroffene, ihr Schweigen zu brechen und sich Rat und Unterstützung von Profis zu holen. (rf)
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Telefonische Hilfe unter:
0800 / 22 55 530
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