Özdemir stellt Ernährungsstrategie vor – Obst und Gemüse statt Currywurst

Bundesminister Özdemir hat die Ernährungsstrategie der Bundesregierung vorgestellt. Sie soll zur „Transformation des Ernährungssystems“ beitragen.
Getreide; Landwirtschaft; Ernährung; Mais
Mit seiner Ernährungsstrategie will Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die pflanzenbasierte Ernährung stärken.Foto: Textbüro Freital
Von 22. Dezember 2022

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat in Berlin das Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie der Bundesregierung vorgestellt. Sein Ressort hat das Papier ausgearbeitet, das Kabinett hat es am Mittwoch (21.12.) beschlossen.

Die Strategie soll einen Beitrag zur „Transformation des Ernährungssystems“ leisten, hieß es vonseiten der Bundesregierung. Man wolle Rahmenbedingungen und Strukturen schaffen, die allen Menschen in Deutschland eine gesunde und nachhaltige Ernährung ermöglichten.

Özdemir zur Lebensmittelstrategie: „Möchte Leuten kein Essen vorschreiben“

Wie „Agrar heute“ berichtet, soll die staatliche Ernährungsstrategie Menschen dazu motivieren, mehr Bioprodukte und weniger tierische Lebensmittel zu konsumieren. Zuletzt hatte die Inflation, die allein im Lebensmittelbereich 21 Prozent erreicht hat, sowohl Fleisch als auch Obst und Gemüse erheblich verteuert.

Özdemir erklärte anlässlich der Präsentation, dass es der Bundesregierung nicht darum gehe, sich in die private Lebensgestaltung einzumischen. Gegenüber Reportern erklärte er:

Ich möchte den Leuten nicht vorschreiben, was sie essen sollen. Ich möchte dafür sorgen, dass es für alle Menschen in Deutschland möglich ist, sich gut und gesund zu ernähren.“

Ein wesentliches Element soll dabei die Gemeinschaftsverpflegung sein. Man wolle Bürgern nicht zuletzt im Schulen, Kantinen oder Krankenhäusern die Möglichkeit geben, ihren Erfahrungsschatz zu erweitern. Wer Gefallen an Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten finde, werde vielleicht seltener zu „Currywurst mit Pommes“ greifen. Dies sei nach wie vor das beliebteste Kantinengericht in Deutschland.

Bis Ende 2023 sollen Details ausformuliert sein

Insgesamt soll die Ernährungsstrategie auch zu einer Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln beitragen. Der Anteil der Lebensmittelabfälle über die Produktionskette hinweg soll um die Hälfte sinken und so die Verschwendung von Lebensmitteln verringern. Ein Anteil von Bio-Lebensmitteln von 30 Prozent an der gesamten Produktion soll sich auch in der Gemeinschaftsverpflegung abbilden.

Die Ernährungsstrategie ist bis dato nur dem Grunde nach ausformuliert. Ein komplettes Konzept wolle man bis Juni 2023 ausformulieren. Einbinden wolle man dabei „Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft“.

Immerhin wird man künftig wieder auf die Mitwirkung des Lebensmittelverbandes Deutschland zählen können. Dessen Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff erklärte, man wolle über die eigenen Vorbehalte zu dem Papier „konstruktiv“ mit dem Ministerium debattieren.

Nach der Auftaktveranstaltung zu dem Vorhaben im Juni hatte sich der Verband aus dem Dialog zurückgezogen. Man begründete den Schritt damit, dass keine Bereitschaft zu einem ergebnisoffenen Gespräch zu erkennen sei.

Lebensmittelverband will Realismus in der Ernährungsstrategie sicherstellen

Am Mittwoch würdigte Minhoff Teile des Eckpunktepapiers. Dem wichtigen Thema der Ernährung werde ein „hoher Stellenwert“ beigemessen. Allerdings sprach sich der Verband gegen eine „einseitige Förderung eines vorgegebenen Ernährungsstils durch den Staat“ aus. Bezüglich der vorgegebenen Zielvorstellung vermisst Minhoff eine erkennbare Dringlichkeit:

Wir sind davon überzeugt, dass schon heute eine gute und ausgewogene Ernährung für alle in Deutschland lebenden Menschen grundsätzlich möglich ist.“

Außerdem sei es unrealistisch, anzunehmen, dass jeder Verbraucher täglich einen pflanzlichen, ökologischen oder nahezu unverarbeiteten Ernährungsstil beachten könne. In manchen Fällen sei die Verfügbarkeit verzehrfertiger Lebensmittel bedeutsamer.

Özdemir: Anteil der Übergewichtigen in Deutschland zu hoch

Der Verband will in der Debatte um die Details der Ernährungsstrategie „Fragen der Machbarkeit, Folgenabschätzungen und Finanzierungsmöglichkeiten“ aufwerfen. Diese fänden bis dato nicht in ausreichendem Maße Berücksichtigung.

Es dürfe keine Diskreditierung einzelner Lebensmittel und „damit verbundener Lebenswirklichkeiten“ geben. Dies forderte auch der Deutsche Bauernverband. Es gebe in dem Papier viele positive Ansätze, heißt es in einer Erklärung. Allerdings seien diskriminierende Schritte wie staatliche Kampagnen gegen tierische Lebensmittel „unangebracht“.

Minister Özdemir will „insbesondere Kinder in den Blick nehmen, Menschen aus armutsgefährdeten Haushalten und Menschen mit Einwanderungsgeschichte“. Es gehe um bessere Möglichkeiten für alle Beteiligten. Zudem dürfe es nicht dabei bleiben, dass zwei Drittel der Männer, die Hälfte der Frauen und etwa 15 Prozent der Kinder in Deutschland übergewichtig seien.



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