Özdemir: „Gleiche Chancen auf ein gutes Leben, egal wie der Nachname klingt“
Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, hat 60 Jahre nach dem Anwerbeabkommen mit der Türkei eine durchwachsene Bilanz gezogen. Weder damals noch heute werde „die Leistung der ersten Generation“ türkischstämmiger Menschen wirklich wertgeschätzt, sagte Sofuoglu am Dienstag vor einem Festakt zu dem Anwerbeabkommen dem Bayerischen Rundfunk. Defizite bei der Integration der nach Deutschland gekommenen Menschen wirkten sich bis heute aus.
Die Bundesregierung hatte das Anwerbeabkommen am 30. Oktober 1961 mit der Türkei geschlossen. Grund war ein starker Arbeitskräftemangel in der deutschen Wirtschaft ab Mitte der 1950er Jahre. Zuvor hatte es bereits ähnliche Abkommen mit Italien, Spanien und Griechenland über die Entsendung sogenannter Gastarbeiter gegeben. Viele von ihnen blieben dann dauerhaft in Deutschland.
„Man hat die Menschen gerufen und die haben hier gearbeitet“, sagte Sofuoglu. Vor 60 Jahren sei aber nicht daran gedacht worden, die türkischen Arbeiter und Arbeiterinnen in Deutschland zu integrieren. Der Enkelgeneration der damaligen „Gastarbeiter“ riet Sofuoglu, sich verstärkt auch auf kommunaler Ebene zu engagieren, um so die Integration zu verbessern.
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir sagte der „Augsburger Allgemeinen“ vom Dienstagausgabe, Deutschlands Geschichte als Einwanderungsland sei auch „ein Auftrag, dafür Sorge zu tragen, dass alle gleiche Chancen auf Bildung und ein gutes Leben bekommen, egal wie der Nachname klingt“. Da liege „noch ein weiter Weg vor uns“, sagte Özdemir, dessen Eltern Anfang der 1960er Jahre aus der Türkei nach Deutschland gekommen waren.
Am späten Nachmittag (17.30 Uhr) findet in Berlin ein Festakt der Türkischen Gemeinde in Deutschland zu dem deutsch-türkischen Anwerbeabkommen statt. An ihm nimmt auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. (afp/dl)
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