Özdemir: Bankett mit Erdogan ist kein Vergnügen
Für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wird es an diesem Freitag ein Staatsbankett im Schloss Bellevue auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geben. Viele Oppositionspolitiker haben ihre Teilnahme aus Protest gegen die Politik Erdogans abgesagt. Ex-Grünen-Chef und Bundestagsabgeordneter Cem Özdemir will unbedingt teilnehmen.
Frage: Sie sind ein scharfer Kritiker von Präsident Erdogan. Trotzdem nehmen Sie im Gegensatz zu Kollegen am Bankett mit Erdogan teil. Werden Sie ihm die Hand geben?
„Was soll ich ihm sonst geben? Das macht man so in der westlichen Zivilisation, dass man sich die Hand gibt. Ich habe sehr viel Verständnis dafür, dass viele Kollegen abgesagt haben.
Meine Situation ist eine andere: Ich stehe natürlich auch für die Kritik an Erdogan. Und insofern wollte ich da jetzt auch nicht den Schwanz einziehen, sondern durch meine Anwesenheit zeigen, in Deutschland gehört die Opposition auch dazu. Erdogan hätte das gerne anders.
In der Türkei kann er das machen. Hier in Deutschland nicht.“
Frage: Wie gehen Sie damit um, dass Erdogans Begleiter ein spezielles Auge auf Sie werfen werden? Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang des Jahres gab es ja schonmal einen heftigen Konflikt zwischen Ihnen und der Delegation aus der Türkei.
„Meine Mitarbeiter sagen immer „Augen auf bei der Berufswahl! Hättest Du was G’scheites gelernt“. Das ist Teil der Jobbeschreibung, dass man da eben nicht nur Ringelpiez mit Anfassen hat. Vergnügungssteuerpflichtig ist der Termin sicher nicht. Man weiß um seine Security.
In Amerika haben die auch schonmal keine Skrupel gehabt Leute zusammenzuschlagen, die gegen Erdogan demonstrieren. Das sind zum Teil Leute, die ins kriminelle Milieu gehören, die Erdogan begleiten.
Das wissen wir alles. Ich gehe mal davon aus, dass die Bundesrepublik Deutschland sich entsprechend vorbereitet hat, auch was die Sicherheitsvorkehrungen angeht. Ich bin trainiert, wenn’s drauf ankommt.“
Frage: Erdogan schlägt ja nun versöhnlichere Töne gegenüber Deutschland an und will ein neues Kapitel aufschlagen in den Beziehungen. Ist es dafür an der Zeit?
„Ich übersetze das mal ins Deutsche: „Ich brauche Geld. Ich habe Schulden. Mir steht das Wasser bis zum Hals. Helft mir!“ Das ist das, was Erdogan auf gut Deutsch sagt. Seiner Presse erzählt er es ein bisschen anders.
Da sagt er: „Deutschland hat seinen Fehler eingesehen. Und wir sind bereit Deutschland zu vergeben.“ Nur damit wir wissen, wer uns hier besucht. Genau in der Tonlage sollten wir uns mit ihm unterhalten.“ (dpa)
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