Ökonom Werding für höhere Abschläge bei Frührentnern

Wer zu früh in Rente geht, muss Abschlage hinnehmen. Für einen Ökonom sind diese zu niedrig und sollten eher doppelt so hoch sein wie derzeit.
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Martin Werding ist Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (22. März 2023, Berlin).Foto: Tobias Schwarz/AFP via Getty Images
Epoch Times7. August 2024

Der Ökonom Martin Werding hat sich für Änderungen bei der Frührente ausgesprochen. Die Freiheit, ab 63 Jahren mit Abschlägen in Rente zu gehen, sei zwar in Ordnung: „Abschläge von 3,6 Prozent pro Jahr sind dafür aber zu niedrig“, sagte Werding den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Stattdessen müssten es 5 bis 6 Prozent sein.“

Gänzlich abschlagsfreie Frührenten für Personen, die gesund sind und normal bis überdurchschnittlich verdienen, passten „angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels überhaupt nicht in die Landschaft“, so Werding weiter.

Abschlagslose Rente erst nach 45 Jahren Arbeit

In Deutschland ist es aktuell ab 64 Jahren grundsätzlich möglich, in Frührente zu gehen. Versicherte müssen dafür 35 Jahre Versicherungszeiten bei der Deutschen Rentenversicherung nachweisen – und Abschläge akzeptieren.

Je Monat, den man vor dem eigenen Renteneintrittsalter in Rente geht, liegt der Abschlag bei 0,3 Prozent – auf ein Jahr gerechnet also bei 3,6 Prozent. Für besonders langjährig Versicherte, die 45 Beitragsjahre nachweisen können, ist eine Frühverrentung ohne Abschläge möglich.

Anlass für Werdings Vorstoß sind neue Zahlen der Rentenversicherung zu weiterarbeitenden Ruheständlern. Wie aus einer Anfrage der Linken bei der Bundesregierung hervorgeht, lag die Zahl arbeitender Rentner Ende 2022 bei 1,3 Millionen. Werding sagte, die Zahl der Personen, die trotz Rentenbezugs erwerbstätig sind, sei in Deutschland in den letzten 15 Jahren deutlich gestiegen.

„Nur rund ein Viertel dieser Gruppe bleibt aus finanziellen Gründen aktiv. Auch dann geht es nicht immer um Armutsvermeidung, sondern darum, sich zusätzliche finanzielle Spielräume zu erarbeiten“, sagte der Ökonom weiter.

Das Konzept der Aktienrente

Martin Werding hatte 2021 das Konzept der Aktienrente im Auftrag der FDP-Fraktion des Deutschen Bundestages untersucht. Die Kernidee dieses Konzepts ist die Einführung einer ergänzenden, kapitalgedeckten Altersvorsorge neben dem bestehenden umlagefinanzierten Rentensystem.

Eine Aktienrente zielt darauf ab, die Anspannung der Rentenfinanzen zu verringern, die durch die demografische Alterung in den kommenden Jahren entstehen wird. Sie soll das bestehende umlagefinanzierte Rentensystem nicht ersetzen, sondern ergänzen. Durch die Investition in Aktien soll eine höhere Rendite erzielt werden als bei herkömmlichen Vorsorgeformen.

Arbeiten, weil die Rente nicht reicht

Vom Sozialverband Deutschland hieß es, es sei erfreulich, dass viele Menschen auch nach dem Renteneintritt arbeiten möchten.

„Wir dürfen aber nicht vergessen, dass viele Rentnerinnen und Rentner weiterarbeiten müssen, weil ihre Rente einfach nicht ausreicht. Hier müssen wir dringend ansetzen und die Renten dauerhaft auf ein Niveau anheben, das ein Leben ohne finanzielle Sorgen ermöglicht“, sagte die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Entscheidend sei auch, dass die Menschen bis zur Rente gesund blieben. Die FDP im Deutschen Bundestag verwies auch darauf, dass ältere Beschäftigte oft gut ausgebildet und mit ihrem Erfahrungsschatz in den Firmen sehr gefragt seien. Die Rentenaufschubprämie solle deshalb ermöglichen, den Rentenbeginn zugunsten einer Beschäftigung zu verzögern.

„Für diejenigen, die noch motiviert sind, mit anzupacken, soll es sich auch richtig lohnen“, sagte die rentenpolitische Sprecherin der Fraktion, Anja Schulz, der Funke-Mediengruppe.

Der sozialpolitische Sprecher der FDP, Pascal Kober, ergänzte, Ziel müsse es sein, dass mehr Menschen freiwillig länger in Arbeit bleiben. Das werde man durch finanzielle Anreize, einen effektiveren Einsatz von Prävention und Reha sowie einen Abbau unnötiger Hürden im Arbeitsrecht erreichen. (dts/red)



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