OECD-Vergleich: Deutsche leiden enorm unter hohen Steuern und Abgaben

Auf deutschen Beschäftigten lasten im internationalen Vergleich besonders hohe Steuern und Abgaben. Auch Österreich gehört mit 47,1 Prozent der Spitzengruppe an. Die Schweiz zählt dagegen mit 21,8 Prozent zu den Ländern mit den geringsten Steuern und Sozialabgaben gemessen am Verdienst.
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Die Kuppel des Bundestags zeichnet sich über dem Reichstag ab. Ist die Demokratie nur eine Seifenblase?Foto: Getty Images
Epoch Times12. April 2017

Auf deutschen Beschäftigten lasten im internationalen Vergleich besonders hohe Steuern und Abgaben. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kommt zu dem Schluss, dass nur die Belgier noch höhere Abschläge von ihrem Verdienst zahlen müssen. Die OECD rief ihre Mitgliedstaaten zu Steuersenkungen auf. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kündigte an, sich dafür einzusetzen.

Laut der Untersuchung „Taxing Wages“ lag die Steuer- und Abgabenlast für alleinstehende Durchschnittsverdiener in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr bei 49,4 Prozent. Im Schnitt der 35 OECD-Länder waren es dagegen 36 Prozent.

„Auch bei allen anderen untersuchten Haushaltstypen liegt die Belastung in Deutschland über dem OECD-Durchschnitt“, erklärte die Organisation. „Dies liegt vor allem an den vergleichsweise hohen Sozialabgaben, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern getragen werden.“

Auch Österreich gehört mit 47,1 Prozent der Spitzengruppe an. Die Schweiz zählt dagegen mit 21,8 Prozent zu den Ländern mit den geringsten Steuern und Sozialabgaben gemessen am Verdienst.

Insgesamt sank die Belastung der Arbeitseinkommen durch Steuern und Sozialabgaben im OECD-Vergleich erneut leicht. „Allerdings ist dieser Trend vor allem das Resultat von Reformanstrengungen in einigen wenigen Ländern“, erklärte der OECD-Direktor für Steuerpolitik und -verwaltung, Pascal Saint-Amans. „Steuersenkungen können vor allem im Bereich der kleinen und mittleren Einkommen Arbeitsanreize schaffen.“

Bundesfinanzminister Schäuble zeigte sich gegenüber der „Bild“ (Mittwochsausgabe) unzufrieden mit der hohen Steuerlast. „Die Steuerbelastung steigt zu schnell an, und der Spitzensteuersatz greift zu früh“, sagte er. Es sei darauf zu achten, „dass der Faktor Arbeit in Deutschland nicht zu teuer“ werde. Die Steuerpolitik wolle er auch im Wahlkampf thematisieren, kündigte Schäuble an.

Der Bund deutscher Steuerzahler bezeichnete die OECD-Auswertung als „Weckruf“. „Umfassende Steuerentlastungen dürfen jetzt kein Tabuthema mehr sein“, forderte Präsident Rainer Holznagel. Bürger und Betriebe müssten „ernsthaft“ entlastet werden. Er forderte unter anderem die Abschaffung des Solidaritätszuschlags für den Aufbau Ost bis Ende 2019 und eine Reform des Einkommensteuertarifs.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangte, untere und mittlere Einkommen steuerlich zu entlasten. Im Gegenzug müsste die Politik an die „Steuerprivilegien der Spitzenverdiener und Top-Vermögenden“ gehen, erklärte Vorstandsmitglied Stefan Körzell. Steuerliche Entlastungen sind für die Parteien ein wichtiges Thema zur Bundestagswahl im September. (afp)



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