Oder-Fischsterben: Algen, Bergbaubetriebe und Grubenwasser

Ein polnisch-deutsches Greenpeace-Team benennt salzhaltige Zuflüsse aus dem Bergbau und giftige Algen als Ursache für das große Fischsterben im Sommer 2022.
Titelbild
Nationalpark Unteres OdertalFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times2. März 2023

Die Umweltorganisation Greenpeace hält zwei Kohle- und Bergbaukonzerne für Verursacher des massenhaften Fischsterbens im vergangenen Sommer in der Oder. Ein deutsch-polnisches Team von Greenpeace habe an drei Zuflüssen zur Oder und sechs Zuflüssen zur Weichsel 57 Wasserproben genommen und analysiert, teilte die Organisation heute mit.

Sie geht nach der Untersuchung davon aus, dass Abwässer der Bergbauindustrie Auslöser für das Fischsterben in dem deutsch-polnischen Grenzfluss waren. Bei drei Bergwerken zweier polnischer Konzerne könne die Belastung durch salzhaltige Einleitungen nachgewiesen werden, teilte Greenpeace weiter mit.

Experten gehen davon aus, dass Salzeinleitungen ein wesentlicher Grund für das Oder-Fischsterben waren, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.

Das Unternehmen Jastrzebska Spolka Weglowa S.A. (JSW) teilte der dpa mit, es wolle sich mit dem Greenpeace-Bericht befassen. Darüber hinaus äußerte sich der Kohleproduzent JSW heute nicht dazu. Das zweite Unternehmen reagierte bislang nicht auf eine Anfrage, auch das polnische Umweltministerium nicht.

Das Bundesumweltministerium teilte am Abend mit, die deutschen und polnischen Behörden seien weiter in Kontakt, um ein besseres Verständnis der Ursachen des Fischsterbens zu erlangen. „Wir gehen außerdem davon aus, dass zur Aufklärung der Ursachen des massiven Fischsterbens auf der polnischen Seite weiter Ermittlungen durchgeführt werden.“ Inwiefern der Greenpeace-Report hierfür neue Anhaltspunkte gebe, müssten die polnischen Behörden bewerten.

Mehr Salz als im Meer

Die höchsten Salzwerte wurden demnach im Oderzufluss Bierawka, in den einer der Bergbaukonzerne sein Grubenwasser einleitet, gefunden. Der Salzgehalt des Zuflusses habe dort bis um das 15-fache über dem für Süßwasser empfohlenen Wert von 500 parts per million gelegen, in den Zuflüssen Klodnica und Kochlowka sei er um bis zum 14-fachen der empfohlenen Werte erhöht gewesen.

Das salzhaltige Wasser begünstige giftige Algenarten, wie Prymnesium parvum, die ab einem hohen Salzgehalt wachse, dreifach über dem Süßwasser-Wert, so Greenpeace. Das Toxin der Alge habe fatale Folgen für Fische oder Muscheln, die damit in Kontakt kommen und durch Schwermetalle bereits vorgeschädigt seien. Das habe zu dem Fischsterben geführt.

Die höchsten Salzkonzentrationen dokumentierte Greenpeace in den Flüssen Klodnica, Bierawka und Bielszowicki, die in die Oder fließen und an denen mehrere Steinkohle-Minen sind. Laut dem Untersuchungsbericht ergebe sich ein eindeutiges Bild: Oberhalb, also flussaufwärts, waren die Salzgehalte sehr niedrig. Ab den Einleitungsstellen der Minenbetriebe stiegen die Salzkonzentrationen massiv an. Die Salzkonzentration war an mehreren Stellen sogar höher als in Meerwass

Greenpeace fordert ausreichende Überwachung

Greenpeace teilte weiter mit: „Nur durch ausreichende Überwachung durch polnische Behörden lässt sich verhindern, dass es jederzeit zu weiteren ökologischen Katastrophen im polnisch-deutschen Fluss kommt.“ Zugleich hieß es, die Weichsel sei durch Salzeinleitungen stärker belastet als die Oder.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sprach im vergangenen Sommer von einer Umweltkatastrophe an der Oder. Auf polnischer und deutscher Seite waren im August schätzungsweise mindestens 360 Tonnen Fische verendet. Auch Monate nach dem Fischsterben waren erhöhte Salzwerte in dem Fluss gemessen worden.

Gewässerexperten dringen darauf, die Salzeinleitungen rasch zu begrenzen und warnten, es könne sonst im Sommer erneut ein Fischsterben drohen. Deutsche Wissenschaftler untersuchen nun mit Fördergeld des Bundes die Folgen des massenhaften Fischsterbens und wollen Frühwarnsysteme entwickeln. (dpa/red)



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