NRW-Lehrer über Corona-Regeln: „Das Lernen ist deutlich beeinträchtigt“
Masken als Sprach- und Emotionsbarriere, Tests ohne professionelle Einweisung und ein fehlendes Sozialgefüge in der Klasse. Seit Corona ist der Schulalltag für Schüler und Lehrer nicht mehr derselbe. Epoch Times sprach mit Markus Heuser, Mathematik- und Physiklehrer in Nordrhein-Westfalen, über die aktuellen Herausforderungen. Der 50-jährige Diplom-Physikingenieur ist gleichzeitig Dozent und Lehrbeauftragter für Wirtschafts- und Finanzmathematik, Lehrer für Aufklärung und Mitglied im NRW-Landesvorstand dieBasis.
Epoch Times: Was hat sich seit Corona an Ihrer Schule geändert?
Markus Heuser: Im Großen und Ganzen ist der Präsenzunterricht vom Ablauf her und der Schulalltag sehr ähnlich wie vor Corona. Die Kollegen besprechen sich wie gehabt im Lehrerzimmer oder in den Bereitschaftsstunden. Viel läuft natürlich auch per E-Mail und Onlineplattformen. In den Phasen des Distanzunterrichts ist das Lernen deutlich beeinträchtigt, da der gemeinsame Lernort des Klassenraumes und die Beziehung des einzelnen Schülers zum Lehrer nicht vorhanden sind. Dieses grundsätzliche Element der Lernmotivation ist somit gestört. Das Sozialgefüge der Klasse als solches ist in seinen Grundfesten nicht vorhanden.
Die Schüler, denen es aus medizinischen Gründen nicht zumutbar ist, eine Maske zu tragen, werden grundsätzlich akzeptiert, hier erkenne ich aus meinen persönlichen Erfahrungen keine Diskriminierung. Ich selber habe aufgrund meines Asthmas ebenfalls ein ärztliches Attest und trage daher ein sogenanntes Faceshield, eine Art Visier, sobald ich auf den Fluren unterwegs bin, im Lehrerzimmer bin oder Abstände im Klassenzimmer nicht einhalten kann. Das wird von allen problemlos akzeptiert, hier gibt es keinerlei Bedenken.
Der Schulfrieden ist auf jeden Fall in dieser Schule doch für alle am Schulleben Beteiligten gewahrt. Ich weiß aber aus Berichten von Kollegen anderer Schulen, dass dies nicht immer grundsätzlich so ist, vor allem wenn klar und deutlich wird, dass man als Kollege von der öffentlichen Meinung abweicht. Eine kritische Diskussion zu der Sinnhaftigkeit der Maßnahmen gibt es allerdings nicht. Man hält sich an die Regeln, alle tun das, was man von ihnen verlangt. Keiner weicht ab, so mein Eindruck.
Grundsätzlich sind die Schüler unter den erschwerten Bedingungen in meiner Wahrnehmung charakterlich nicht viel anders als sonst in den Zeiten vor Corona, aber insgesamt sehr viel ängstlicher. Der Distanzunterricht hat sicherlich nicht allen gutgetan. Gerade die leistungsschwächeren und förderbedürftigeren Schüler hatten hier oftmals Anschlussprobleme, weil eben der persönliche Kontakt fehlte.
Bezüglich des kritischen Hinterfragens der Maßnahmen, ist bei einigen Schülern gerade aus den höheren Jahrgangsstufen in wenigen Fällen, anhand der Fragestellung zu erkennen, dass sie sich schon tiefer gehend mit der Materie beschäftigen. Zumindest wirkt dies auf mich so. Hier gibt es ja viele interessante und leider von den Leitmedien unterdrückte Metastudien insbesondere zum Tragen von Masken, dem Nutzen von Lockdowns unter anderem die Arbeiten von Professor John Ioannidis ( Stanford-University), die Aussagekraft der verwendeten Tests.
ET: Wie werden die Schüler an Ihrer Schule über Corona aufgeklärt?
Heuser: Größtenteils über die offiziell zur Verfügung gestellten Informationen, die man auch den Leitmedien entnehmen kann. Hier liefert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Materialien. Dann hängt es natürlich immer vom jeweiligen Fachlehrer ab, inwieweit er die Schüler über die zur Verfügung stehenden Fakten aufklärt.
Ich gehe davon aus, dass dies im Sinne und im Geiste der Aufklärung vonstatten geht. Allerdings muss man natürlich bei der Aufklärung immer altersgerecht und adressatengerecht vorgehen. Bei mir im Unterricht in Mathematik habe ich die offiziell vom RKI herausgegebenen Materialien für den Unterricht verwendet. Hierbei konnten die Schüler die Aussagekraft eines PCR-Tests in Abhängigkeit von der sogenannten Prävalenz selbst beurteilen.
Auch über die Fehleranfälligkeit des Tests wurde gesprochen sowie den Einfluss der falsch-positiven Ergebnisse auf die sogenannten Fallzahlen.
ET: Wie betrachten Sie als Lehrer die Impfkampagne für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahre und auch den Aufruf, dass sich Lehrer impfen lassen sollen?
Heuser: Die Impfentscheidung ist eine individuelle Entscheidung. Sie ist das Ergebnis eines Abwägungsprozesses aus einer Risiko-Nutzen-Analyse. In Anbetracht der Tatsache, dass alle Impfstoffe der mRNA-Technologie erstmals an Menschen verabreicht werden und die Tatsache, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur nur eine bedingte Notfallzulassung hierfür erteilt hat, sollte auch vorsichtiges Handeln bedeuten. In Schleswig-Holstein werden ab dem 19. August 2021 an 250 Standorten im Lande mobile Impfteams anrücken, um allen Jugendlichen ab dem 12. Lebensjahr ein Impfangebot zu machen.
Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr entscheiden selbst über eine Impfung, was ich für eine fatale Fehlentscheidung halte. Inwieweit Jugendliche in diesem Alter eine ärztliche Aufklärung überhaupt verstehen, sei einmal dahingestellt. Ich finde es sehr bedenklich, dass man beim Stechen eines Tatoos als Jugendlicher die Zustimmung der Eltern benötigt, aber bei den anstehenden Impfungen ab dem 14. Lebensjahr selbst entscheiden kann.
Die STIKO ist nicht ohne Grund im Gesetz als unabhängige Instanz installiert. Die vehemente Einmischung bestimmter politischer Akteure halte ich für unerträglich und unangemessen. Grundsätzlich halte ich den wachsenden Impfdruck, wie er zum Beispiel über weitere Restriktionen und Verbote beim Betreten bestimmter Lokalitäten angedacht ist, für übergriffig und unmoralisch. So etwas hat es bis jetzt in Deutschland noch nie gegeben. An dieser Stelle möchte ich an den Nürnberger Kodex erinnern.
Für die Impfung ist zwingend die freiwillige Zustimmung erforderlich. Diese ist unbeeinflusst durch Druck, List und Gewalt beziehungsweise Formen des Zwangs zu erteilen. Sie ist eine informierte persönliche Entscheidung nach bestmöglicher Abwägung. Die Bundeszentrale für politische Bildung merkt in dem Zusammenhang hierzu in einer Herausgabe von „Aus Politik und Zeitgeschichte“ an, dass das Thema Impfen im medialen Bereich nicht mehr von Fachleuten, sondern von Politikern dominiert sei. Das kann und darf aber eigentlich gar nicht sein, da es ein entsprechendes Fachgebiet der Mediziner ist.
Der Impfdruck wächst und wird durch Politiker vorangetrieben. Man kommt mit kostenlosen Sonderangeboten und niederschwelligen Angeboten wie Longdrinks und Bratwurst for free daher, wenn man den Eintritt, also die Impfung hinnimmt. Für wie uninformiert und unintelligent hält man eigentlich die Menschen, dass man sie mit solch fadenscheinigen Angeboten über den Tisch ziehen muss? Um Aufklärung geht es hierbei allenfalls nicht. Das ist Nudging, also jemanden in die gewünschte Richtung schubsen.
Die informierten Menschen sind zu Recht skeptisch, da sie wissen, dass es sich um eine EMA-Notfallzulassung handelt und zwar bei allen Impfstoffen (mRNA). Zudem sind diese nur kurzzeitig getestet, zu Langzeit- und Nebenwirkungen gibt es nicht genügend Informationen.
ET: Welchen Einfluss haben Masken- und Testpflicht auf die Unterrichtsqualität?
Heuser: Im Unterricht stören die Masken natürlich die Kommunikation erheblich, da sie wie Tiefpassfilter wirken und somit die hohen Frequenzen löschen. Die Schüler müssen ja durch die Maske sprechen, wenn sie Angst haben, diese kurz nach vorne zu ziehen, um besser und verständlicher zu klingen. Ebenso müssen sie dann natürlich mit mehr Druck sprechen. Das ist anders als vorher.
Durch die Maske ist die Mimik des Gesichts fast vollständig reduziert. Deshalb sind die Emotionen der Schüler so ziemlich unsichtbar. Emotionen werden ersatzweise und ungenau über grobes Gestikulieren und sehr lautes betontes Reden ausgedrückt. Ob die meisten Schüler den Unterrichtsstoff verstanden haben, ist mit Maske an ihren Gesichtern leider nicht mehr so gut ablesbar, vor allem bei den ohnehin schon etwas ruhigeren Schülern.
Ich weiß aus berichteten Fällen von anderen Schulformen, dass die Schüler auf gar keinen Fall und niemals außer zum Essen und Trinken die Maske absetzen dürfen. Das halte ich persönlich für eine starke körperliche Einschränkung. Es ist meiner Einschätzung nach nicht allen Lehrkräften bekannt, dass die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hierzu im November 2020 eine Pressemitteilung herausgegeben hat, in der sie darauf hinweist, dass es in bestimmten Zeitabständen eine Tragepause geben muss. Welche besonderen Regeln zu beachten sind, ist unter der Seite der DGUV beschrieben.
ET: Wie wurden Lehrer zur Handhabung der Tests eingewiesen?
Heuser: Es gab keine explizite Einweisung. In den Zusatzinformationen war das Vorgehen beschrieben. Lehrer sind hier als Durchführende nur Laien. Die Vorgaben des Ministeriums, dass Lehrkräfte mehrere Male Testungen an Schülern beaufsichtigen müssen, war für einige Lehrkräfte Grund zur Remonstration nach dem Beamtenstatusgesetz. Hier ist auch aus meiner Sicht eine rote Linie überschritten. Für mich ist es unerträglich. Es geht nicht nur wertvolle Unterrichtszeit verloren, sondern Lehrkräfte sollen die Schüler bei der Verwendung von medizinischen Produkten beaufsichtigen und anleiten. Das ist nicht unsere Aufgabe. Hier erwarte ich von den Ministerien eine andere personelle Lösung.
ET: Wie bewerten Sie die Regelung, dass Kinder ohne Masken und Tests nicht für den Präsenzunterricht zugelassen werden, in Bezug auf die Schulpflicht?
Heuser: Nach meiner Kenntnis ist das Recht auf Bildung bedingungslos, das heißt, es ist an keine Kriterien gebunden. Wenn man aber nun den Schulbesuch von Masken und Tests abhängig macht, dann ist das Recht auf Bildung eben nicht mehr unbedingt. Hier urteilen die Oberverwaltungsgerichte aber damit, dass diese Entscheidung verhältnismäßig seien, was ich aber deutlich anders sehe. Auch die Auffassung vieler Rechtsexperten hierzu ist eine ganz andere. Die Gerichte folgen dem politisch motivierten Narrativ und kein Richter wird seine Karriere aufs Spiel setzen wollen.
In diesem Zusammenhang weise ich auf das Gutachten von Prof. Dr. Ines Kappstein hin, welches im Rahmen des Weimarer Urteils (Amtsgericht Weimar, Beschluss vom 08.04.2021, Az.: 9 F 148/21 ) nachzulesen ist. Hier schildert die Gutachterin den Nutzen und Sinn von Masken unter Berufung auf die Honkong-Studie, Einschätzung des ECDC, der WHO, des CDC und dem Lancet-Review von Anfang Juni 2020 und kommt zu einem ungünstigen Risiko-Nutzen-Verhältnis. Hier frage ich mich, warum Politik nicht Koryphäen aus dieser Liga mit in ihrer Beraterkreise rekrutiert. Viele dieser Sichtweisen fehlen in der öffentlichen Diskussion, die vielleicht zu etwas differenzierten Ergebnissen und somit auch zu objektiveren Handlungsempfehlungen kämen.
ET: Was lernen wir durch die Corona-Pandemie und welche Konsequenzen müssen wir auch im Umgang mit ihr daraus ableiten? Und welche Bedeutung hat dies für unser Bildungssystem?
Heuser: Wie wir in den Phasen des Distanzunterrichts gesehen haben, gibt es bei den Schülern unterschiedliche häusliche Voraussetzungen. Die einen erhalten Unterstützung und die anderen weniger bis gar nicht. Somit sind die Bedingungen, unter denen die Leistungen erbracht werden, nicht zu vergleichen mit einer schriftlichen Prüfung. Hierbei spielt auch eine Rolle, aus welcher bestimmten gesellschaftlichen Schicht die Schüler kommen.
Technische Geräte wie Computer, Laptops und Smartphones und Programme wie Konferenztools und Moodle können den normalen Unterricht nicht ersetzen und somit maximal nur eine Ergänzung darstellen. Sie mögen vielleicht für einen kleinen Teil der Erwachsenen geeignet sein, ihnen fehlt aber für Kinder und Jugendliche das, was Unterricht ausmacht: Unterricht ist ein Beziehungsgeflecht und Beziehungsgeschehen, das die Einheit von Ort und Zeit voraussetzt, es kann sich nur entfalten, wenn ein Lehrer und eine Gruppe Schüler im Klassenraum in einer bestimmten Stunde zusammen sind. Dies entfällt im Distanzunterricht.
Weiter ist der Bezug zum direkt ansprechbaren Lehrer und seine direkte Ausstrahlung die Hauptmotivation des Schülers zum Lernen. Dies ändert sich im Laufe der späten Pubertät für die wenigen Schüler, die ihre zunehmende Selbstständigkeit in den Unterricht einzubringen lernen; für die meisten Schüler bleibt der Lehrer, später dann der Ausbilder, Dozent oder Chef, Hauptbezugspunkt ihres Lernens. Auch dies entfällt im Distanzunterricht. Digitale Elemente dürfen das Beziehungsgeflecht zwischen Lehrer und Schüler nicht ersetzen. Sie sind keine geeigneten Substitute. Inverted-Classroom-Konzepte sind unter Umständen eher geeignet für die akademische Lehre, aber nicht für die schulische Ausbildung. In diesem Zusammenhang sehe ich das Herausbilden eines EdTech-Komplexes als sehr bedenklich an, der natürlich bei allem praktischen Nutzen primär profitorientierte Interessen hat.
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