Notaufnahmen in Not – Blitzumfrage deckt Missstände auf
Die Lage in den Notaufnahmen der Krankenhäuser ist momentan äußerst schwierig. Grund für die angespannte Situation ist neben fehlenden Betten der bestehende Personalmangel. Das geht aus einer vom Deutschen Krankenhaus Institut am 10./11. Januar erhobenen Umfrage mit einer repräsentativen Stichprobe von 112 Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten hervor.
Im Dezember sahen sich laut der Umfrage demnach 77 Prozent der befragten Kliniken gezwungen, ihre Notaufnahme zeitweise von der Versorgung abzumelden.
Nur ein Prozent der Krankenhäuser stufte die aktuelle Personalausstattung in seiner Notaufnahme im Bereich des ärztlichen Personals mit „optimal“ ein. Über die Hälfte (54 Prozent) sprachen von einer „angespannten“ oder „sehr angespannten“ (12 Prozent) Situation. Im Bereich der Pflegekräfte ist die Situation noch markanter, hier sind es 34 Prozent, die von „sehr angespannter“ und 42 Prozent, die von „angespannter“ Personalsituation sprachen. Von einer optimalen Besetzung war dort überhaupt nicht die Rede.
Grund für Personalprobleme unklar
Bei 91 Prozent der Kliniken fehlten Betten auf den Normalstationen, 66 Prozent klagten zudem über „unzureichende Intensivkapazitäten“.
Aus der Umfrage geht nicht hervor, ob Personal krankheitsbedingt ausgefallen ist oder grundsätzlich Stellen vakant sind. Eine entsprechende Anfrage der Epoch Times gegenüber dem Deutschen Krankenhaus Institut blieb unbeantwortet. Unklar ist auch, wie viele Allgemeinkrankenhäuser in die Umfrage einbezogen wurden und letztlich nicht geantwortet haben.
Zur angespannten Personalsituation dürfte nicht zuletzt auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht beitragen haben, die noch bis zum 31. Dezember 2022 galt. Dass in den vergangenen Jahren die Anzahl der Krankenhäuser abgenommen hat, wird im Rahmen der Umfrage nicht näher thematisiert.
Gab es im Jahr 1991 noch 2.411 Krankenhäuser mit insgesamt 665.565 Betten, so ist deren Anzahl bis zum Jahr 2021 auf 1.887 und 483.606 Betten geschrumpft, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.
Wartezeiten von über einer Stunde
Wie aus der Umfrage hervorgeht, sind regelmäßige Wartezeiten von über einer Stunde in der Notaufnahme keine Seltenheit. Patienten, die nur leicht verletzt oder nicht dringend behandlungsbedürftig sind, mussten in über neun von zehn Kliniken (92 Prozent) mehr als eine Stunde warten.
38 Prozent der in der Notaufnahme vorgestellten Patienten wurden stationär aufgenommen. Nicht stationär aufgenommene Fälle bedürfen fast ausschließlich einer ambulanten Behandlung in den Notaufnahmen. „Nur jeweils rund ein Prozent der Fälle werden ohne Behandlung direkt an andere Leistungserbringer verwiesen.“
Aus der Umfrage geht weiter hervor, dass ausnahmslos alle Kliniken die Vergütung der von ihrer Notaufnahme erbrachten ambulanten Leistungen als verlustbringend einstuften. „Die wirtschaftliche Lage der Notaufnahmen ist desaströs“, heißt es in der Auswertung.
Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft, sieht hier Handlungsbedarf. „Die wirtschaftliche Lage der Notfallambulanzen ist desaströs und trägt zusammen mit einer fehlenden Patientensteuerung maßgeblich zur massiven ökonomischen Schieflage vieler Krankenhäuser und damit zur drohenden Insolvenzwelle bei.“ Den niedergelassenen Ärzten gelinge es nicht, die ambulante Notfallversorgung umfassend zu erfüllen.
Als Lösung schlägt der DKG-Chef integrierte Notfallzentren in den Kliniken vor, „in denen Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte in Portalpraxen und Notfallambulanzen kooperativ die Notfallversorgung übernehmen“. Nur so könne die medizinische Patientenversorgung flächendeckend und rund um die Uhr gesichert werden. Die DKG habe bereits 2022 ein umfassendes Konzept zu einer Reform der Notfallversorgung ausgearbeitet und zur Diskussion vorgelegt.
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