Update: Erste Todesfälle in Deutschland nach Infektionen mit Coronavirus
In Deutschland gibt es die ersten Todesfälle durch das Coronavirus. In einem Krankenhaus in Essen starb am Montag eine 89-jährige Patientin, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Im Kreis Heinsberg starb nach Angaben von Landrat Stephan Pusch (CDU) ein 78-jähriger Mann. Insgesamt stieg die Zahl der bestätigten Coronavirus-Ansteckungen auf fast 1200 Fälle. In Brandenburg wurden rund 5000 Menschen in Neustadt an der Dosse unter Quarantäne gestellt.
Bei der 89-jährigen Essenerin war der Erreger nach Angaben der Stadtverwaltung am vergangenen Dienstag festgestellt worden. Ihr Allgemeinzustand sei zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme an der Uniklinik Essen bereits so stark eingeschränkt gewesen, dass sie auf der Intensivstation behandelt wurde. Sie starb demnach an einer Lungenentzündung infolge einer Infektion mit dem Coronavirus. In Essen sind derzeit fünf weitere Corona-Krankheitsfälle bekannt. Ihnen geht es den Angaben zufolge den Umständen entsprechend gut.
Der 78-jährige Mann aus dem Kreis Heinsberg starb an Herzversagen, wie Landrat Pusch am Abend bei einer Pressekonferenz bekanntgab. Der Mann aus dem Ort Gangelt sei am Freitag stationär im Krankenhaus aufgenommen worden, weil er unter einer „Vielzahl von Vorerkrankungen“ wie Diabetes und Herzproblemen gelitten habe.
Im Kreis Heinsberg, der von der Coronavirus-Epidemie am stärksten betroffen ist, gibt es nach Angaben des Landrats mittlerweile 323 Infizierte. Pusch rechnet damit, dass die Zahl der Fälle trotz weitreichender Quarantäne-Maßnahmen weiter ansteigen wird. Einige Testergebnisse stünden noch aus. 15 Patienten aus dem Kreis Heinsberg werden den Angaben zufolge aktuell im Krankenhaus behandelt, darunter auch das zuerst erkrankte Ehepaar. Die Frau sei mittlerweile auf dem Weg der Besserung, sagte Pusch. Der Gesundheitszustand des Mannes sei weiter kritisch.
In ganz Nordrhein-Westfalen wurden bis Montagmorgen 484 Infektionen verzeichnet, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts hervorging. Einzig in Sachsen-Anhalt wurde bis Montag kein Fall bekannt. In Baden-Württemberg stieg die Zahl der Infizierten nach Angaben der Landesregierung um 35 auf 234. In Bayern wurden nach offiziellen Angaben 39 weitere Coronavirus-Fälle bestätigt. Dort gibt es nun 239 Fälle.
Im brandenburgischen Neustadt an der Dosse im Landkreis Ostprignitz-Ruppin bleiben die Schulen, der Hort sowie Internate bis zum 17. März geschlossen, wie der Landkreis auf seiner Internetseite mitteilte. Auch alle im Haushalt der Betroffenen lebenden Angehörigen müssen demnach zu Hause bleiben.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) berichtete, insgesamt befänden sich daher 5000 Menschen in Quarantäne. Demnach teilte die Stadt Neustadt an der Dosse mit, auch Angehörige und Internatsschüler aus der gesamten Bundesrepublik seien betroffen.
Angesichts der wachsenden Zahl von bestätigten Coronavirusfällen dürften in den kommenden Tagen auch Sportgroßveranstaltungen abgesagt werden. Der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, rechnet für den kommenden Spieltag der Fußball-Bundesliga am Wochenende mit Geisterspielen. Seifert sprach bei „Bild live“ von „einer Ausnahmesituation“, eine mögliche Spielpause bezeichnete er jedoch als „illusorisch“.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekräftigte seine Empfehlung, Großveranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern abzusagen. Es bleibe oberstes Ziel, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Jeder Einzelne und die Gesellschaft müssten dazu beitragen. Dabei gehe es um Abwägungen. Es sei „leichter auf ein Konzert oder Fußballspiel zu verzichten als auf den täglichen Weg zur Arbeit“, sagte Spahn. Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen schlossen sich Spahns Empfehlungen inzwischen an.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die sich bisher kaum zu der Epidemie geäußert hatte, warnte vor falschen Hoffnungen. „Wir alle erleben, wie sich das Virus von China aus über die Welt ausbreitet. Das Virus ist inzwischen auch in unserem Land, und es wird sich auch hier weiter ausbreiten.“ Aber es gehe darum, das Tempo so weit wie möglich zu drosseln. „Wir erarbeiten uns also wertvolle Zeit“, so Merkel.
Die Kanzlerin hält keine Hygiene- oder Quarantänemaßnahme zur Unterbrechung der Infektionsketten für vergebens. In der aktuellen Lage sei „das wirksamste Mittel der Faktor Zeit“, sagte Merkel beim deutsch-griechischen Wirtschaftsforum in Berlin. Dies sei nötig für die Forschung an Medikamenten und einem Impfstoff. Es gehe aber auch darum, eine Überlastung von Ärzten und Krankenhäusern zu vermeiden, „die entstehen würde, wenn innerhalb kürzester Zeit sehr viele Menschen gleichzeitig wegen Corona zu behandeln wären“. (afp/dts/sk)
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