Norderstedt: Knapp 25 Millionen Euro für neue Wohnkomplexe vorgesehen
Im schleswig-holsteinischen Norderstedt wird die geplante Investition von bis zu 25 Millionen Euro in den kommunalen Wohnungsbau zum überregionalen politischen Zankapfel.
Der Grund: Die nach Vorstellung der Projektmanager zwei bis vier Mehrfamilienhäuser, die von der städtischen Entwicklungsgesellschaft EGNO am Buschweg und am Harkshörner Weg neu errichtet werden sollen, sind vorerst für die Unterbringung von Flüchtlingen oder Asylbewerbern vorgesehen.
Linke Mehrheit gab vor einem Jahr grünes Licht
Wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtet, hat Jörg Gust, Prokurist Hochbau in der EGNO, jüngst im Sozialausschuss Pläne für vorerst zwei Unterkünfte vorgestellt. Die Stadtratsmehrheit aus SPD, Grünen, Linkspartei und „Wir in Norderstedt“ (WiN) hatte gegen die Stimmen von CDU, FDP und AfD bereits vor etwa einem Jahr grünes Licht für das Projekt gegeben.
Sozialamtsleiter Sirko Neuenfeldt legte in diesem Zusammenhang auch einen Bericht vor, wonach infolge der Wiederöffnung der in der Corona-Krise geschlossenen Landesgrenzen auch wieder mit einem Anstieg der Flüchtlingszahlen zu rechnen sei.
In diesem Zusammenhang verwies er auf die Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der zufolge ein weltweiter historischer Höchststand an Menschen auf der Flucht zu verzeichnen sei. Deutschland ist der WHO zufolge unter den fünf wichtigsten Zufluchtsländern.
„Konflikterfahrungen“ aus provisorischen Unterkünften für Flüchtlinge gerecht werden
Neuenfeldt geht davon aus, dass Norderstedt bereits in den vergangenen beiden Jahren „ihrer Verpflichtung zur Unterbringung gegenüber dem Kreis nicht vollständig nachkommen“ konnte und sich deshalb nun auf neue Zuweisungen einrichten solle. Neben den beiden geplanten Neubauten solle die Stadt noch weitere Räume für Geflüchtete zur Verfügung stellen.
Der Kreis hat Sozialdezernentin Anette Reinders zufolge für dieses Jahr 280 Zuweisungen nach Norderstedt angekündigt, bislang seien vor dem Hintergrund der Corona-Krise erst 60 gekommen. Bis dato leben etwa 1.100 Asylbewerber oder bereits anerkannte Flüchtlinge in der Stadt, die auf zwölf Standorte verteilt seien.
Einen Nettozuwachs gäbe es bislang nicht, weil Neuzuweisungen, Geburten oder Familiennachzug auf der anderen Seite durchschnittlich etwa 200 Personen gegenüber stünden, die aus der Stadt wegzögen.
Bisherige Unterkünfte seien jedoch – wie jene an der Lawaetzstraße – baufällig und müssten zeitnah abgerissen werden. Auch die ehemalige Realschule an der Straße Faddens Tannen sei nur als Provisorium gedacht gewesen und für eine Dauerlösung ungeeignet. In den geplanten neuen Häusern sei der Anteil der Einzelwohnungen hoch. Damit wolle man auf Konflikterfahrungen reagieren, die daraus resultierten, dass in den Provisorien allein ankommende Asylbewerber die Mehrzahl bildeten.
SPD sieht möglichen Anfang kommunalen Wohnungsbaus für Norderstedt
In den bislang geplanten Gebäuden des Wohnkomplexes sollen insgesamt 38 Wohnungen entstehen, davon 18 Single-Unterkünfte. In acht Einheiten sollen bis zu drei Personen leben können, in den übrigen größere Familien. Die Gesamtwohnfläche soll sich, wie der „Focus“ berichtet, auf 2.200 Quadratmeter summieren.
Sobald Wohnungen frei werden, sollen die Quartiere allen Norderstedtern zum Bezug freistehen. Die SPD sieht darin die Chance, einen „Anfang für eine mögliche kommunale Wohnungsbaugesellschaft“ zu setzen. Bezahlbarer Wohnraum ist in der erst seit 1970 bestehenden 78.000-Einwohner-Stadt noch knapp gesät. Bislang wird der Wohnungsmarkt von privaten Trägern dominiert.
Die CDU hingegen kritisiert, dass die vorrangige Zuweisung der Bauvorhaben an Flüchtlinge bedeute, „eine einzelne Bevölkerungsgruppe den anderen Bevölkerungsgruppen der Menschen in Norderstedt vorzuziehen“.
Auch die FDP warnt vor möglicher „Ghettobildung“. Die AfD spricht von „schicken Neubauten für Asylmissbrauch“ und einem „Schlag ins Gesicht jedes Steuerzahlers“.
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