Noch eine Woche bis zur Wahl: Das Eifern um die Unentschlossenen

Noch eine Woche bis zur Bundestagswahl: In den Umfragen hat sich in den vergangenen Wochen nicht mehr viel bewegt. Nun beginnt für die Parteien und ihre Spitzenkandidaten der Kampf um die Unentschlossenen. Das sind noch viele Millionen, wenn auch nicht so viele wie bei der letzten Bundestagswahl:
Wie hoch ist der Anteil der Unentschlossenen?
In den letzten Umfragen lag der Anteil der Menschen, die unsicher sind, wen sie wählen oder ob sie überhaupt zur Wahl gehen, bei um die 30 Prozent.
Das am Freitag veröffentlichte ZDF-„Politbarometer“ bezifferte diese Gruppe mit 28 Prozent, die ARD-„Vorwahlumfrage“ vom Donnerstag mit 31 Prozent. Ein jeweils relativ kleiner Teil sind dabei auch Wähler, die derzeit sagen, dass sie nicht wählen gehen werden.
Gibt es mehr Unentschlossene als üblich?
Nein. In der Erhebung des Instituts infratest dimap für die ARD gaben 69 Prozent an, sie seien bereits sicher, welcher Partei sie ihre Stimme geben wollen – vier Prozentpunkte mehr als zum selben Zeitpunkt vor der Bundestagswahl im Jahr 2021.
Im „Politbarometer“ der Forschungsgruppe Wahlen sagten 72 Prozent, dass es bei ihrer Wahlentscheidung bleiben wird. 2021 waren es zu dieser Zeit nur 62 Prozent gewesen.
Warum sind mehr als sonst schon festgelegt?
„Die Grundstimmung bei den Wählern ist relativ klar: Es muss eine andere Regierung geben“, sagt Roland Abold, Geschäftsführer bei infratest dimap. „Es gibt eine hohe Unzufriedenheit mit dem, was die bisherige Regierung insgesamt erreicht hat.“
Andrea Wolf aus dem Vorstand der Forschungsgruppe Wahlen stellt ein überdurchschnittlich hohes Interesse an der Wahl fest. Sie verweist dabei auf eine „sehr polarisierte Stimmung“ und „eine ganz klar festgelegte Positionierung der Parteien“.
Wann werden sich die Unentschlossenen entscheiden?
Viele träfen ihre Entscheidung „erst spät“, sagt Wolf. „Auch in den letzten Tagen vor der Wahl wird es noch einen größeren Anteil von Menschen geben, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden.“
Für die Parteien ist es deshalb wichtig, im Wahlkampf bis zuletzt durchzuhalten: Sei es über Wahlkampfveranstaltungen überall im Land oder Auftritte ihrer Spitzenkandidaten in TV-Debatten.
Was kann bei den Unentschlossenen noch eine Rolle spielen?
„Es kann noch Mobilisierungseffekte geben. Wir wissen nicht, was nächste Woche noch an aktuellen Ereignissen dazukommt“, sagt Wolf. Abold meint, „ein bisschen Bewegung könnte es noch bei der Außenpolitik geben, insbesondere mit Blick auf das, was von der Trump-Administration kommt“.
Denn bisher habe der Bereich Außen- und Sicherheitspolitik und insbesondere der Ukraine-Konflikt „eine eher geringe Rolle im Wahlkampf gespielt“.
Wird der Anschlag in München einen Einfluss haben?
„Ereignisse wie jetzt in München können natürlich immer eine Auswirkung haben“, sagt Abold. „Aber das wird eher nicht die grundsätzlichen Einstellungen verändern.“
Dies habe der Anschlag von Aschaffenburg gezeigt – und die folgende „Brandmauer“-Debatte wegen einer gemeinsamen Bundestagsabstimmung der Union mit der AfD zur Verschärfung der Migrationspolitik. In den Umfragen habe beides „das Bild nicht maßgeblich verändert“, stellt Abold fest.
Spielt auch taktisches Wählen mit Blick auf mögliche Koalitionen eine Rolle?
„Die Koalitionsdebatte, wer mit wem eine Regierung bilden könnte, ist zum Schluss relativ wichtig“, meint Wolf. „Es wird sicher Menschen geben, die hier auch strategisch wählen.“ Solche Erwägungen könnten „bei manchen Wahlberechtigten eine Rolle spielen“, sagt auch Abold.
„Man sollte das taktische Wählen aber nicht überschätzen. Das findet in der Regel nicht in so hohem Ausmaß statt, dass es einen massiven Unterschied macht.“ (afp)
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