Nicht immer reibungslos: Kontrolle von Corona-Regeln im Zug
Ihr Kartenspiel unterbricht Csilla Kalazy gern für die Kontrolle ihres Impfnachweises. Sie sei Ärztin auf einer Intensivstation mit schwerkranken Covid-Patienten, berichtet Kalazy, die gerade mit einem ICE in die Schweiz unterwegs ist.
„Ich sehe junge Leute sterben, auch ohne Vorerkrankung, ungeimpft“, sagt sie. Dass im Zug überprüft wird, ob sie die 3G-Zugangsregel erfüllt, begrüße sie deshalb.
Zwei Mitarbeiter der DB Sicherheit sind unterwegs im ICE zwischen Frankfurt und Mannheim, um der seit rund zwei Monaten geltenden Corona-Regel Geltung zu verschaffen: Nur Geimpfte, Getestete und Genesene dürfen in öffentlichen Verkehrsmitteln mitfahren. Wer dies nicht nachweisen kann, muss aussteigen. Sind bei Kontrollen Polizisten oder Stadtpolizisten dabei, wird auch ein Bußgeld fällig – die Höhe haben die Bundesländer festgelegt. In Hessen sind es 100 Euro.
„Hallo, haben Sie einen 3G-Nachweis für mich?“, fragt Katharina Ruthard, Mitarbeiterin von DB Sicherheit, beim Betreten der 1. Klasse. Die Fahrgäste – es ist eine überschaubare Zahl an diesem Vormittag – kramen in ihren Taschen, holen Handys und Ausweise hervor. Die meisten zeigten ihre Nachweise bereitwillig und fänden die Kontrollen gut, sagt Ruthard. Nur vereinzelt erwische sie jemanden ohne. Einen Zwischenfall habe sie noch nicht erlebt.
Immer zu zweit unterwegs
Die Kontrollen erfolgen bei der Deutschen Bahn stichprobenartig und in Zweierteams. Dazu gehört im ICE nach Mannheim auch Eyyup Kurkan. Er scannt die QR-Codes auf den Handys, die ihm präsentiert werden. Ein Mann zeigt einen Impfausweis und deutet auf die drei relevanten Einträge. Mit Fälschungen sei er bisher noch nicht konfrontiert worden, sagt Kurkan.
Nicht immer laufen die Kontrollen so reibungslos ab. Wenn Fahrgäste keinen 3G-Nachweis vorzeigen können und ihnen die Weiterfahrt untersagt wird, komme es schon zu Diskussionen, sagt Kurkan. „Wir erklären dabei, dass die Regeln gerade so sind und es darum geht, andere Reisende nicht in Gefahr zu bringen.“ Notfalls muss die Bundespolizei eingreifen.
Seit Einführung der 3G-Regel am 24. November sei dies bundesweit 579 Mal geschehen, hatte die Bundespolizei Mitte Januar erklärt. Bei 359 dieser Einsätze sei es darum gegangen, dass Fahrgäste den Zug verlassen mussten. Die Deutsche Bahn spricht von insgesamt rund zwei Millionen Kontrollen, die sie seit Ende November im Nah- und Fernverkehr durchgeführt habe. Mehr als 9000 Sicherheitsleute seien dafür im Einsatz. 99 Prozent der Reisenden hätten sich dabei an die 3G-Regel gehalten.
Fahrgast ohne Maske
Einen handfesten Konflikt hat DB-Mitarbeiter Kurkan auch schon erlebt, am Anfang der Pandemie, wie er berichtet. Er habe einen Fahrgast ohne Maske gebeten, eine aufzusetzen. Der Mann wurde aggressiv, versuchte, nach ihm zu schlagen, doch Kurkan konnte den Schlag abwehren. Beim nächsten Bahnhof wurde der Mann der Bundespolizei übergeben.
Andere Fälle sind von der Polizei dokumentiert. Wie der Fall einer 55-jährigen Zugbegleiterin, die laut Polizeibericht vor wenigen Wochen im osthessischen Regionalverkehr von einem Fahrgast ohne Mund-Nase-Schutz geschubst und geschlagen wurde. Vergangene Woche leitete die Bundespolizei Kassel ein Strafverfahren gegen einen 42-Jährigen ein, der in einem ICE eine Beamtin bespuckt habe. Er trug demnach keine Maske und hatte weder Fahrschein noch Ausweis. Ende Dezember griff laut Polizei ein 21-Jähriger einen Zugbegleiter in einer Regionalbahn an, nachdem dieser ihn zum Tragen einer Maske aufgefordert hatte.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fordert vor diesem Hintergrund mehr Einsatz von Sicherheitsdiensten oder der Polizei. Jeder Einzelfall sei einer zu viel. Schon vor der Pandemie sei Gewaltbereitschaft da gewesen – Maskenpflicht und 3G hätten dies noch gesteigert, sagt der Leiter der Kasseler EVG-Geschäftsstelle, Andreas Güth. Die meisten Fahrgäste hielten sich an die Regeln, doch einige Fälle eskalierten.
Die Fahrt im ICE nach Mannheim verläuft für das Sicherheitsteam friedlich. Alle kontrollierten Fahrgäste haben einen 3G-Nachweis dabei – und auf Nachfrage gibt es positive Bewertungen der Kontrolle. Beispielsweise von Andrea Jünger, die ebenfalls in die Schweiz unterwegs ist: Die Maßnahme sei kein Problem für sie und gebe ihr Sicherheit. (dpa/red)
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