Neuwagen: Kaum noch Autos unter einer Tonne
Wer verkauft die schwersten Autos? Für Deutschland sind das – je nach Betrachtungsweise – die Marken Ineos oder Cadillac. Auch Rolls-Royce, Bentley und der Elektroautohersteller Fisker gehören zu den Schwersten im Land, wie eine dpa-Auswertung von Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zu den Neuzulassungen im vergangenen Jahr ergibt.
Mehr als zweieinhalb Tonnen Leergewicht finden sich dort schnell – auch wenn man Wohnmobile und kleine Nutzfahrzeuge (Utilities) außer Acht lässt. Modelle mit weniger als 1.000 kg sind dagegen selten.
Wer ist der Schwerste im Land?
Mit 3.472 kg Leergewicht führt der Cadillac Escalade das Ranking deutlich an. Berücksichtigt wurden dabei alle in der vom KBA in seiner Statistik der Neuzulassungen nach Umweltmerkmalen einzeln ausgewiesenen Modellreihen.
2006 bis Ende 2023 wurden insgesamt 1.707 Cadillac Escalade in Deutschland neu zugelassen. 2018 war mit 228 Neuzulassungen das erfolgreichste Jahr. Der Cadillac Escalade wurde bis 2019 offiziell in Europa verkauft, danach nur noch als Grauimport aus den USA oder der Schweiz erhältlich.
Die Nummer zwei, der Mercedes Maybach, kommt mit 3.027 kg erst weit dahinter, gefolgt vom Ineos Grenadier mit 3.002 kg. Maybach-Modelle sind ebenfalls nicht häufig auf den Straßen anzutreffen. Sie liegen geschätzt im niedrigen dreistelligen Bereich an Zulassungen.
Alle drei Fahrzeuge sind in Deutschland selten, zusammen kamen sie 2023 auf nur etwas mehr als 1.000 Neuzulassungen.
Zieht man eine Grenze bei zweieinhalb Tonnen, sind es zwei Dutzend Modellreihen und Zehntausende Autos aus den Segmenten SUV, Geländewagen und Oberklasse. Die genaue Anzahl zu nennen, ist dabei nicht möglich, denn das KBA gibt pro Modellreihe immer nur ein Gewicht an, die einzelnen Autos können dann aber nach Motorisierung oder Ausstattung abweichen.
Wer ist der Leichteste?
Das KBA listet nur noch zwei Modellreihen unter 1.000 kg: Die Kleinwagen Mitsubishi Mirage mit 954 kg und Suzuki Ignis mit 971 kg. Zusammen kamen sie auf rund ein Drittel weniger Neuzulassungen als die Autos über zweieinhalb Tonnen.
Auch hier lässt sich die genaue Anzahl nicht ermitteln. Noch 2022 führte das KBA übrigens vier Modellreihen unter einer Tonne, vor zehn Jahren sogar noch 15.
Wie schwer ist der durchschnittliche deutsche Neuwagen?
Für 2023 nennt das KBA einen Wert von 1.696 kg. Hier werden allerdings die schweren Wohnmobile und Utilities mitgezählt, die den Schnitt um etwa 50 kg oben ziehen. Im Vergleich zu 2022 ergibt sich zwar keine Veränderung, auf lange Sicht ist sie allerdings deutlich: Noch 2013 lag das Durchschnittsgewicht bei 1.475 kg.
Warum werden Neuwagen schwerer?
Hinter der Entwicklung stehen mehrere Treiber: Zum einen sind besonders kleine Autos für die Hersteller weniger attraktiv, weil sie typischerweise niedrigere Margen abwerfen. Dementsprechend ist das Angebot gesunken.
Dagegen boomen SUV und Geländewagen, die durch ihre Bauart in der Regel schwerer sind als vergleichbare Autos mit flacherer Karosserie. Und auch der steigende Einsatz von Sicherheits- und Assistenzsystemen sowie der Bequemlichkeit dienenden Gadgets trägt zur Entwicklung bei.
Besonders stark machen sich hier aber Hybride und vor allem reine Elektroautos bemerkbar, die tendenziell schwerer sind. Die großen Batterien der reinen Stromer oder der zusätzliche Elektromotor und die kleineren Batterien der Hybride sind alles andere als leicht. Reine Elektroautos sucht man unter einer Tonne jedenfalls vergeblich.
Zwar gibt es auch Fortschritte im Leichtbau. Diese können die Gewichtszunahme aber nicht ausgleichen.
Sind nur Stromer schwer?
Nein, es braucht keine große Batterie, um an der Spitze der Gewichtsskala zu stehen. Der Escalade beispielsweise wird in der Regel von einem Benzinmotor angetrieben. Das hat Folgen beim Verbrauch und CO₂-Ausstoß, die laut offiziellen Verbrauchsmessungen bei 13 Litern Benzin auf 100 Kilometer und mehr als 300 Gramm CO₂ pro Kilometer liegen.
Andere Fahrzeuge in der Klasse über zweieinhalb Tonnen verbrauchen teilweise zwei oder drei Liter mehr. Am anderen Ende der Gewichtsskala sieht es anders aus: Unter 1.200 kg finden sich bei den Benzinmotoren meist offizielle Verbräuche mit einer 5 vor dem Komma und CO₂-Ausstößen von etwas mehr als 100 Gramm pro Kilometer.
Welche Marken sind besonders schwer?
Blickt man auf Marken statt Modellreihen, ist Ineos am schwersten. Das KBA führt hier nur die Modellreihe Grenadier mit ihren 3.002 kg. Dahinter folgen Rolls-Royce mit 2.757 kg, Fisker mit 2.561 kg und Bentley mit 2.509 kg.
All das sind aber eher seltene Autos. Betrachtet man nur Marken mit mindestens einem Prozent Marktanteil, bringt Volvo mit im Schnitt 2.139 kg am meisten auf die Waage.
Dahinter folgt Tesla mit 2.015 kg, die zu einem guten Teil Batterien sind, vor Mercedes mit 2.011 kg. Porsche belegt mit 1988 kg Rang vier, denn aller Leichtbau bei den schwäbischen Sportwagen kann nicht die Pfunde der inzwischen zahlreichen Geländewagen und Oberklasselimousinen der Marke ausgleichen.
BMW liegt bei 1.893 kg, Ford bei 1.804 kg und Audi bei 1.772 kg – allesamt über dem Durchschnitt der Deutschen. VW bleibt mit 1.590 kg darunter, ebenso seine Töchter Skoda und Seat mit 1.550 kg und 1.525 kg. Opel kommt auf 1.444 kg. Die leichteste Marke mit mindestens einem Prozent Marktanteil in Deutschland ist Dacia. Sie kommt im Schnitt auf 1.268 kg. (dpa/red)
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