Neue Unternehmer- und Job-Plattformen entstehen
Die Corona-Krise verursachte weltweit wirtschaftliche Schäden, mit negativen Folgen für die Beschäftigung in vielen Branchen. In Deutschland kamen umfassende und weitreichende politische Corona-Maßnahmen hinzu, die für zusätzliche Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt sorgten.
Während die einen Betriebe die Mindestanforderungen umsetzten, gab es auch Arbeitgeber, die darüber hinausgingen und freiwillig die Auflagen übererfüllten. So mancher Arbeitnehmer wollte oder konnte dies nicht mittragen und kündigte. Auch die Arbeitgeber scheuten nicht vor Kündigungen zurück. Für das Verlassen des alten Arbeitsplatzes spielte auch die Corona-Impfpflicht, die für verschiedene Berufsgruppen in Deutschland gilt, eine Rolle.
„Wir beraten und unterstützen alle Menschen“
Doch wie gehen die Arbeitsvermittlungen mit der veränderten Situation um? Bietet die staatliche Bundesagentur für Arbeit (BA) eine Beratung oder besondere Betreuung für Arbeitssuchende oder Arbeitslose an, die aufgrund von Corona-Beschränkungen ihren Arbeitsplatz verloren haben? Gibt es für sie Hilfe bei der beruflichen Umorientierung?
Von der BA gibt es dazu ein klares „Nein“. Für sie sei dies gar nicht notwendig. „Wir beraten und unterstützen alle Menschen, die sich bei uns melden und einen Anspruch darauf haben. Wir nutzen dafür unser breites Angebot an Unterstützungsmöglichkeiten, die sich auch für diese Personengruppe eignet.“ Aus welchem Grund sie ihren Arbeitsplatz verloren haben, sei für sie nur dann interessant, wenn es das weitere Erwerbsleben des Arbeitsuchenden in irgendeiner Weise einschränke. Als Beispiel wird hier ein Bäcker mit einer Mehlallergie aufgeführt.
Keine Zahlen
Zahlen dazu, wie viele Arbeitnehmer aufgrund der Corona-Impfpflicht sich beruflich neu orientieren wollten oder mussten, gibt es nicht, erklärt die BA. „Wir dürfen solche Fälle gar nicht statistisch erfassen, weil die Entscheidung über eine Impfung eine rein persönliche ist.“
Bei der Arbeitsvermittlung oder in Berufsberatungsgesprächen wird die geänderte Situation durch Corona nicht speziell berücksichtigt. „Egal ob telefonisch, persönlich oder online – wir besprechen mit den Personen alle wichtigen Punkte zu dem angestrebten Beruf oder zu der angestrebten Tätigkeit. Wir haben allerdings keine Informationspflicht, die es zu erfüllen gilt.“
Informationen zu dem in dem jeweiligen Unternehmen herrschenden Hygienekonzept fragt die BA bei den Arbeitgebern von freien Stellen nicht ab. „Nein, das steht uns nicht zu. Wir dürfen Arbeitgeber nicht in dieser Art überprüfen. Wer dafür genau zuständig ist, müsste entweder das BMAS (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) oder das BMG (Bundesministerium für Gesundheit) wissen.“
„Ich brauche eine neue Stelle – gesund und mitarbeiterfreundlich!“
Für Alexandra Matheis von „NeustartJobs“ stellt sich die aktuelle Situation anders dar. Für sie besteht ein besonderer Bedarf an Beratung und Begleitung von Arbeitnehmern, das würden ihr die Erfahrungen, die sie als langjährige Personalleiterin in den letzten Monaten gesammelt hat, zeigen.
Denn immer öfter hört sie: „Ich muss mir unbedingt einen neuen Arbeitsplatz suchen! Das ist nicht mehr erträglich!“ Oder: „Hast du einen Tipp für mich in Bezug auf einen neuen Arbeitsplatz? Ich brauche eine neue Stelle – gesund und mitarbeiterfreundlich!“ Daraufhin nutzte sie ihr gutes Netzwerk für freie Stellen und startete zur Jobvermittlung im Frühsommer 2021 die Initiative „NeustartJobs“.
Sie kennt viele Beispiele auch aus eigener Erfahrung, wo Arbeitgeber über die staatlichen Forderungen hinaus Corona-Maßnahmen einführten, was dann zu Konflikten mit den Arbeitnehmern führte. So erfuhr sie von einer Arzthelferin, dass ihr Chef die Sorgfaltspflicht dahingehend übertrieb, bei einer Behandlung das Tragen von zwei FFP2-Masken übereinander zu verlangen, was arbeitsschutzrechtlich fragwürdig ist.
Auf gesamtem Werksgelände Maskenpflicht im Freien
Aufgrund dieser und ähnlicher Rückmeldungen begab sich Matheis auf die Suche nach Arbeitgebern, „die selbst denkenden, gesundheitsbewussten Arbeitnehmern einen Platz bieten“.
Heute, drei Monate nach dem Einrichten der Website, gebe es circa 50 Betriebe, die freie Stellen auf der Plattform annoncieren, und „bis heute sind weit über 300 Menschen bei uns registriert, die auf Arbeitsuche sind. Einige direkt aus der Arbeitslosigkeit heraus, einige auf der Suche nach einer neuen Aufgabe.“
Im Rahmen der Vermittlung informiert sie sich über das Hygienekonzept des Unternehmens, welches Mitarbeiter sucht, und holt sich Rückmeldungen von vermittelten Arbeitnehmern ein.
„NeustartJobs“ ist hervorgegangen aus der Initiative „WIRKRAFT“ von Heiko Schöning, einem Hamburger Arzt, Buchautor und Offizier der Bundeswehrreserve, um den sich mittlerweile ein ganzes Team versammelt hat. Das Ziel sei die Entwicklung eines gemeinwohlfördernden WIR, das in Deutschland, Österreich sowie international Strukturen für eine wirtschaftliche Alternative aufbaut, die auf Freiheit, Unabhängigkeit und Solidarität setze, heißt es auf der Website des „Wirkraft-Instituts“.
„Als NeustartJobs an den Start ging, war ich fest im Team von WIRKRAFT tätig“, erklärt Matheis. „Im Rahmen von WIRKRAFT habe ich NeustartJobs in die Arbeit miteingebracht und Vernetzungsarbeit geleistet.“ Seit November 2021 stehe NeustartJobs auf eigenen Füßen, doch über den eigens gegründeten Verein „Wirkraft-Institut“ arbeite man weiter mit WIRKRAFT zusammen, so Matheis.
„Ein Gegengewicht zu immer stärker werdenden Einschränkungen“
Doch nicht nur seitens der Arbeitsvermittlung scheint es aufgrund der neuen Arbeitsmarktsituation Veränderungen zu geben. Auch Unternehmen suchen neue Vernetzungsmöglichkeiten.
So gibt es mittlerweile mehrere Plattformen, über die sich Unternehmen untereinander und mit Kunden, die die Corona-Maßnahmen kritisch sehen, vernetzen. Die nach eigenen Angaben größte Plattform, die Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vereint, ist das Animap-Branchenverzeichnis (animap.info).
Es bezeichnet sich selbst als ein ehrenamtliches Projekt des Schweizer Vereins „Reaktion.org“ aus St. Gallen, das Anfang März 2021 startete. Die Zielsetzung der Plattform ist, im deutschsprachigen Raum „ein Gegengewicht zu den immer stärker werdenden Einschränkungen und Repressalien im Zuge der Corona-Krise zu setzen.“ Daher habe man sich entschlossen, „ein Branchenverzeichnis gegen Testpflicht und Impfzwang zu eröffnen“, heißt es auf der dazugehörigen Website.
Rund 8.000 Anbieter hätten sich hier bereits registriert. Kunden können auf der Plattform nach Branchen sortiert die entsprechenden Anbieter für ihren Einkauf, eine Gesundheitsleistung oder ihren gastronomischen Besuch finden.
Unternehmer richtet finanzielle Absicherung für Angestellte ein
Eine andere Plattform ist „Unternehmer-mit-Herz.com“. Gegründet wurde sie von dem Unternehmer Peter Schmidt aus Jena (Thüringen), der mit seiner Zeitarbeitsfirma „Jenatec“ im Bereich Industriemontage tätig ist. Für ihn brachte die Ankündigung, dass „Ungeimpfte“ im Falle einer Quarantäne keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung oder Lohnersatzleistung mehr haben sollen, das „Fass zum Überlaufen“.
Er richtete daraufhin für sein Personal eine finanzielle Absicherung in Form einer Lohnfortzahlung während der Zwangsquarantäne ein, unabhängig ob geimpft oder ungeimpft. Nach überraschend vielen positiven Rückmeldungen auf die Einführung der Absicherung seiner Angestellten, entschloss er sich, eine Internetplattform einzurichten. Hier können sich Unternehmen registrieren, die seinem Beispiel folgen wollen und sich gleichzeitig gegen eine Corona-Impfpflicht aussprechen.
„Niemand soll aus wirtschaftlicher Not oder aus Angst um seine persönliche Freiheit gegen sein Gewissen oder seine Einstellung entscheiden müssen!“ Auf der neu geschaffenen Plattform ruft er auf: „Begegne diesen negativen Entwicklungen und Übergriffen des Staates mit Menschlichkeit. Seid für die Menschen da, die euer Geld verdienen, denn ohne diese Menschen ist euer Unternehmen nichts!“ Nach eigenen Angaben sind mittlerweile 1.231 Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet auf Unternehmer-mit-Herz.com registriert.
„Freie Impfentscheidung und Abschaffung aller G-Regeln!“
Ausschließlich auf Österreich beschränkt sich die Plattform „Einheit.at“ hier sollen nach eigenen Angaben bereits 8.542 Unternehmen registriert sein. Ihr gemeinsames Credo: „Für das Miteinander der Gesellschaft, für eine freie Impfentscheidung und die Abschaffung aller G-Regeln!“
Als Unternehmer sei man gewohnt, gemeinsame Ziele zu definieren und Entscheidungen frei zu treffen. „In vielen Bereichen wird aktuell jedoch das Unternehmertum durch die Maßnahmen der Regierung entmündigt“, heißt es auf der Website. Zur Zielstellung heißt es: Man agiere überparteilich, möchte Unternehmer, die dieselben Werte pflegen, zusammenführen, um bei der Politik und anderen Entscheidungsträgern auf Gehör zu stoßen.
Arbeitslosenzahl im Februar gesunken
Wie sehen die aktuellen Zahlen der BA zum Arbeitsmarkt aus? Die Zahlen zeigen, dass sich die Wirtschaft bei Weitem noch nicht von der Corona-Krise erholt hat. Zwar ist die Arbeitslosenzahl im Februar 2022 gegenüber dem Vormonat um 34.000 auf 2.428.000 gesunken (saisonbereinigt -33.000), erklärt die Behörde. Und verglichen mit dem Februar des vorigen Jahres ist sie auch um 476.000 geringer. Doch im Vergleich zum Februar 2020 liegt sie noch um 32.000 höher. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 5,3 Prozent. Es gilt zu berücksichtigten, dass mit dem Instrument Kurzarbeit die Zahl der Arbeitslosen aufgefangen wurde.
Entsprechend den aktuellen Daten zu geprüften Kurzarbeit-Anzeigen wurde vom 1. bis einschließlich 24. Februar für 201.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angemeldet. Die Anzeigen stammen laut BA überwiegend aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Handel und dem Gastgewerbe. Nach den vorläufigen hochgerechneten Daten der BA wurde im Februar insgesamt für 641.000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Die Nachfrage nach neuem Personal bleibt im Februar auf hohem Niveau. So waren 822.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet, 240.000 mehr als vor einem Jahr.
Saisonbereinigt hat sich der Bestand der bei der BA gemeldeten verfügbaren Arbeitsstellen um 12.000 erhöht.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista.
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