Nanopartikel gefährden die Umwelt mehr als angenommen
Nanopartikel sind schädlicher als bisher angenommen. Das hat die Universität Koblenz-Landau in einer neuen Studie nachgewiesen.
Die 1 bis 100 Nanometer kleinen Teilchen (ein Nanometer, nm, entspricht einem millionstel Millimeter) sind in Lebensmitteln und in Lebensmittel-Verpackungen. Sie werden verwendet für superleichte Motoren, für künstliche Gelenke, für Solarzellen, für Filter zur Abwasseraufbereitung und für unzähliges mehr. Die Forschung für Medizin und Industrie findet immer neue Anwendungsmöglichkeiten für Nanopartikel. Dadurch geraten auch immer mehr Nanopartikel in die Umwelt.
Wie die Wasserwelt zurecht kommt mit den klitzekleinen Nanopartikeln, die rund tausendmal dünner sind als ein Menschenhaar, wurde bisher mit Standardtests an Wasserflöhen untersucht. Gemäß diesen Standardtests sollen Nanopartikel keine Auswirkungen auf die Wasserflöhe haben. Doch nun fanden Forscher der Universität Koblenz-Landau heraus, dass die Nachkommen solcher Wasserflöhe, die dem häufig verwendeten Nano-Material Titandioxid ausgesetzt waren, deutlich schlechter in Wasser mit Nanopartikeln zurechtkommen. Sie konnten sich deutlich schlechter bewegen, als eine Kontrollgruppe Wasserflöhe, deren Eltern keinen Nanopartikeln ausgesetzt waren. Die Forscher schließen von der verminderten Schwimmfähigkeit der Nachkommen auch auf eine verminderte Überlebensfähigkeit. Auch wird vermutet, dass diese Nachkommen weniger Widerstandskraft gegenüber Pestiziden oder Metallen im Gewässer haben.
Klassische Risikobewertung ungenügend
„Die Studie untermauert, dass Nano-Materialien aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften überraschende Wirkungen hervorrufen können“, sagt Prof. Dr. Ralf Schulz vom Institut für Umweltwissenschaften Landau an der Universität Koblenz-Landau. „Daher reichen klassische Untersuchungen und Risikobewertungen nicht aus. Die Zulassungsbehörden müssen sich zügig für eine Weiterentwicklung und Einführung angepasster Tests einsetzen, um auch langfristige Risiken zuverlässiger bewerten zu können. Schließlich gelangen Nanopartikel dauerhaft in die Umwelt.“
Eine vorangegangenen Studie der Universität Koblenz-Landau zeigte zudem, dass Titandioxid sich auf Wasserflöhen ablagern und deren Häutung verhindern kann, was zu deren Tod führen würde.
Über Risiken ist wenig bekannt
Noch ist nicht bekannt, ob weitere oder ähnliche Wirkungen bei anderen Organismen oder anderen Nano-Materialien auftreten. Für die Untersuchung der Risiken wird weniger Geld ausgegeben, als für die Forschung an Anwendungsmöglichkeiten. Man weiß wenig über die Wirkung von Nanopartikeln auf die Gesundheit des Menschen und auf die Umwelt. Dennoch sind Nanopartikel in Produkten wie Salatdressings, Zahncremes, Sonnencremes und Deodorants.
Keine Kennzeichnungspflicht für Nanopartikel in Lebensmitteln
Für Produkte, die Nanopartikel enthalten, besteht keine Kennzeichnungspflicht. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deuschtland) ging bereits im Jahr 2008 von Hunderten von Lebensmitteln aus, die mit Nanopartikeln aufgepeppt wurden, und schätzte die Zahl an Lebensmittelverpackungen mit Nanopartikel-Zusätzen auf 400 bis 500. Der BUND kritisierte schon damals die nicht vorhandene Melde- oder Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln und Verpackungen mit Nano-Zusätzen: „Diese Situation fuhrt dazu, dass selbst Behörden, die für die Risikobewertung von Verbraucherprodukten zuständig sind, keinen Überblick darüber haben, in welchen Lebensmitteln welche Nano-Materialien verwendet werden, ganz abgesehen vom Verbraucher, der keinerlei Möglichkeit hat, den Kauf von Nano-Lebensmitteln zu vermeiden.“ (sol)
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