Carolabrücke Dresden: Brückenteil soll kontrolliert abgerissen werden – Elbe-Hochwasser droht

Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden soll der beschädigte Teil komplett abgerissen werden. Nun könnte ein Hochwasser in der Elbe eine zusätzliche Gefahr für die Einsatzkräfte werden.
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Eine Straßenbahn war glücklicherweise gerade nicht auf der Brücke, als sie einstürzte.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times12. September 2024

Der beschädigte Teil der Carolabrücke in Dresden soll komplett abgerissen werden. Derzeit laufen vorbereitende Maßnahmen für einen kontrollierten Abriss, wie Feuerwehrsprecher Michael Klahre sagte. Der in der Nacht zum Mittwoch eingestürzte Brückenzug C sei „akut einsturzgefährdet“, hieß es.

Aufziehende Unwetter könnten die Arbeiten nach Feuerwehreinschätzung erschweren: Ab Sonntag droht wegen erwarteter heftiger Regenfälle in Tschechien in der Elbe Hochwasser. Was genau das für den Einsatz an der Einsturzstelle sowie die Bergung der Trümmerteile bedeutet, ist noch unklar.

Der tschechische Wetterdienst CHMU warnte vor einer extremen Gefahr von Starkregen, Hochwasser und Überschwemmungen in den nächsten Tagen. An zahlreichen Staudämmen im Land wurde bereits Wasser abgelassen, um Kapazitäten zu schaffen.

 Der in der Nacht zum Mittwoch eingestürzte Brückenzug C sei «akut einsturzgefährdet», hieß es von einem Feuerwehrsprecher.

Der in der Nacht zum Mittwoch eingestürzte Brückenzug C sei „akut einsturzgefährdet“, hieß es von einem Feuerwehrsprecher. Foto: Robert Michael/dpa

Tschechien will Durchfluss in der Elbe nicht reduzieren

Laut Landeshochwasserzentrum Sachsen sollen in Tschechien und Südpolen bis zum Montag 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter binnen 72 Stunden fallen. Tschechien hatte bereits angekündigt, den Durchfluss in der Elbe nicht reduzieren zu wollen. „Ich bin sicher, dass auch die sächsischen Kollegen verstehen, dass eine Brücke, die tatsächlich eingestürzt ist, jetzt keine Priorität haben kann vor dem Schutz des Eigentums und Lebens nicht nur der tschechischen, sondern gerade auch der deutschen Bürger“, sagte der Tschechische Landwirtschaftsminister Marek Vyborny am Mittwoch.

Auch in Sachsen soll es von Freitag bis Montag Regen geben – in welchen Mengen ist allerdings bislang unklar. Die Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für Dresden schwanken zwischen 20 und 70 Litern pro Quadratmeter. Es werde aber kein unwetterartiges Ereignis mit enormen Regenmengen in Sachsen erwartet, hieß es.

Die Feuerwehr in Dresden sah sich am Mittwoch auf ein mögliches Hochwasser der Elbe vorbereitet. „Wir sind sensibilisiert und vorbereitet“, sagte ein Sprecher. Die weitere Entwicklung der Lage werde intensiv beobachtet, teilte das sächsische Landesumweltamt mit.

Einsturz 10 Minuten nach letzter Überfahrt

Ein Teil der Brücke, auf dem normalerweise die Straßenbahn verkehrt, war in der Nacht zum Mittwoch auf einer Länge von etwa hundert Metern in die Elbe gestürzt. Verletzt wurde nach Angaben der Behörden niemand. Die letzte Straßenbahn war kurz zuvor über die Brücke gefahren.

Während die Dresdner Verkehrsbetriebe am Mittwoch von einer Spanne von etwa 18 Minuten sprachen, geht der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) inzwischen von einer deutlich kürzeren Zeitspanne aus.

Wie ein VVO-Sprecher am Donnerstag in Dresden sagte, vergingen zwischen der Überfahrt der letzten Straßenbahn und dem Einsturz der Brücke nur rund zehn Minuten. Der Sprecher berief sich dabei auf die Anzeige einer Webcam.

Gesamter Bereich um Brücke vorerst für Verkehr gesperrt

Der gesamte Bereich um die Carolabrücke bleibt vorerst für den Verkehr gesperrt, ebenso die Elbe selbst. Der Verkehr wird umgeleitet. Die Behörden bereiten sich zudem auf ein mögliches Hochwasser an der Elbe vor. Mit dem Brückeneinsturz und den Folgen wollte sich am Donnerstagnachmittag auch der Dresdner Stadtrat befassen.

Nach Angaben der städtischen Behörden war möglicherweise Korrosion durch Chlorid die Ursache für den Einsturz. Ein Feuerwehrsprecher sagte am Mittwoch, es müsse mit Einstürzen weiterer Brückenteile gerechnet werden. Die Einsatzkräfte brachten Markierungen an der Brücke an, um messen zu können, ob diese sich bewegt.

Die Messwerte werden demnach derzeit ausgewertet. Mit einem Ergebnis wurde nach Angaben der Stadt am Donnerstag gerechnet. Ein spezielles Messgerät kann mit Lasertechnik im Zehntelmillimeterbereich Veränderungen registrieren. Die Werte werden demnach aufgezeichnet und warnen, wenn es weitere Veränderungen gibt.

Wissing kündigt Instandsetzungsprogramm von Autobahn-Brücken in ganz Deutschland an

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat nach dem Brückeneinsturz weitere Modernisierungen von Autobahn-Brücken in ganz Deutschland angekündigt.

„Für den Bund hat die Modernisierung seiner Brücken höchste Priorität“, sagte er der „Bild“ (Freitagsausgabe). „Dabei holen wir jetzt nach, was in den vergangenen Jahrzehnten unter Unionsführung vielerorts versäumt worden ist.“

Bis Ende des Jahres 2024 werde der Bund voraussichtlich bereits mehr als 980.000 Quadratmeter Brückenfläche modernisiert haben. „Das sind umgerechnet 137 Fußballfelder und entspricht rund 30 Prozent der Gesamt-Brückenfläche, die im ersten Schritt zu modernisieren ist. Weitere Schritte werden folgen“, so Wissing.

In einem ersten Schritt habe der Bund ein Kernnetz aus wichtigen Autobahnkorridoren im Blick, die durchgängig leistungsfähige Brücken benötigen. Dafür müssten laut Wissing zunächst etwa 4.000 Brücken modernisiert werden. Wegen der Dringlichkeit sei vorrangig mit den großen Brücken begonnen worden, bei denen die Modernisierung aufwendiger sei und mehr Zeit beanspruche als bei kleinen Brücken. (afp/dts/dpa/red)



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