Nach Germanwings-Absturz: Warum verweigern Piloten den Dienst?
Nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine in Südfrankreich reagierten mehrere Piloten und Crews der Airline mit Verweigerung des Flugdienstes: Gestern fielen bei Germanwings europaweit 30 Flüge aus und auch heute bleiben Germanwings-Flieger am Boden, berichtet der WDR. Ein Sprecher der Muttergesellschaft Lufthansa sagte, mehrere Besatzungsmitglieder hätten sich für fluguntauglich erklärt. Allein in Düsseldorf mussten sieben Verbindungen gestrichen werden. 40 Germanwings-Flüge werden heute von anderen Airlines übernommen, berichtete DPA.
Wird hier etwas verheimlicht?
Das Nachrichtenmagazin Focus stellte in diesem Zusammenhang die Frage, warum die Besatzungsmitglieder derart heftig auf die gestrige Absturz-Nachricht reagiert hätten: „Bei vergleichbaren Fällen wurden keine derartigen Störungen des Flugbetriebs der betreffenden Airline bekannt. Sollte das Personal mehr wissen über mögliche Pannen?“, schrieb Focus. „Die Germanwings-Crews hätten Angst“, habe eine Lufthansa-Sprecherin hinter vorgehaltener Hand dem Focus-Autor Boris Reitschuster gesagt. Am Flughafen Köln-Bonn seien Durchsagen erfolgt wie: „Wir suchen nach Crews, die bereit sind, diesen Flug zu bedienen.“
In Düsseldorf bekamen laut Spiegel wartende Passagiere die Auskunft vom Bodenpersonal, „dass sich die Crews zurückgezogen hätten, um über ihre ‚Fluguntauglichkeit‘ zu beraten“. Passagiere, deren Flüge gestrichen wurden, berichteten außerdem, dass die Kundenkommunikation von Germanwings gestern "chaotisch" und "wenig koordiniert" gewesen sei.
Es gebe „in der Tat Germanwings-Crews, die heute ihren Dienst aus persönlichen Gründen nicht antreten konnten", bestätigte ein Lufthansa-Sprecher gegenüber dem Online-Magazin. Allerdings sei nicht bekannt, „dass dies aus Sorge geschah, dass etwas nicht in Ordnung war", so der Sprecher.
Technisches Problem bei Unglücksmaschine
Der Sprecher der Pilotengewerkschaft Cockpit, Jörg Handwerg, wies Berichte zurück, wonach die Piloten mit ihrer Flugverweigerung auf angebliche technische Probleme beim Airbus A320 reagiert hätten.
Trotzdem bestätigte ein Lufthansa-Sprecher gegenüber Spiegel Online, dass die Unglücksmaschine gestern stundenweise im sogenannten AOG-Modus ("Aircraft on Ground") in Düsseldorf am Boden gestanden habe – wegen technischer Probleme. Dies sei ein "Problem an der ‚Nose Landing Door’" gewesen, jener Klappe, die sich am Rumpf öffnet und schließt, wenn das Bugrad aus- und eingefahren wird. "Dieses Problem war aber vollständig behoben worden, sodass das Flugzeug seit 10 Uhr gestern Vormittag wieder im regulären Flugdienst unterwegs war", so der Lufthansa-Sprecher zu Spiegel Online.
Offizielle Erklärung: Trauer und Schock
Germanwings gab am heutigen Mittwochmorgen bekannt, dass einige Crews aus Trauer und emotionaler Betroffenheit nicht einsatzbereit seien: "Das Unternehmen hat dafür Verständnis, die Mitarbeiter haben zum Teil gute Freunde aus der verunglückten Crew verloren."
Widersprüchliche Kommunikation
Die Deutsche Presseagentur DPA meldete heute, dass nur ein einziger Flug von Germanwings gestrichen worden sei und berief sich wiederum auf einen Germanwings-Sprecher. Man halte den Flugbetrieb mit Hilfe der Konkurrenz am laufen. Etwa 40 Flüge, der 200 bis 300 Germanwings-Flüge würden am heutigen Mittwoch von anderen Airlines bedient. Lufthansa, Air Berlin, Tuifly und andere Fluglinien hätten Maschinen zur Verfügung gestellt. Auch bei DPA hieß es, einige Germanwings-Besatzungen seien „wegen der Trauer und Betroffenheit nicht einsatzbereit“. Der Grund dafür sei „der Schockzustand sowohl beim Kabinen- wie beim Cockpitpersonal“. Dass ein Teil des Personals es vorerst grundsätzlich ablehne, mit einer Maschine des verunglückten Typs zu fliegen, „darauf haben wir keine Hinweise“, sagte der Sprecher.
Ein Detail, dem in den großen Medien bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Kurz bevor die Germanwings-Maschine gestern abstürzte, sahen Anwohner drei Mirage-Kampfjets in der Region, wie AFP meldete. Mehr dazu unter:
Germanwings-Absturz: Anwohner beobachteten drei Kampfjets
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(rf)
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