Nach Brutal-Angriff auf Notärztin in Ottobrunn: Innenminister prüft Abschiebung – Sozial-Pädagogisches Jugendhaus schweigt

Freitagabend, 22. Juni, in Ottobrunn, Landkreis München: An diesem Abend ereignete sich in einem Jugendhaus der 20.000-Einwohner-Gemeinde ein Vorfall mit zwei „dort untergebrachten sog. unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“, wie die Bayerische Polizei berichtet.

Zunächst kam es gegen 20 Uhr im Jugendhaus an der Rosenheimer Landstraße zu einer Auseinandersetzung zwischen den jungen Flüchtlingen und zwei Betreuerinnen, als diese einen Koffer mit alkoholischen Getränken in ihre Wohngruppe tragen wollten:

Der 20-jähriger Eritreer und sein 17-jähriger äthiopischer Freund hatten gegen das Alkoholverbot des Jugendhauses verstoßen. Darauf angesprochen ging der 20-Jährige die Betreuerinnen körperlich an, indem er sie mit der Faust schlug.“

(Polizeibericht)

Während die zwei am Kopf verletzten Betreuerinnen die Polizei alarmierten, flüchteten die beiden Afrikaner aus dem Jugendhaus. Doch der Abend war noch nicht zu Ende …

Not-Einsatz im Altenheim

Etwa zur gleichen Zeit kam es aufgrund einer Erkrankung eines Bewohners im örtlichen Altenheim zu einem Notfall. Das zu Hilfe gerufene Rettungsteam, ein Sanitäter und eine Notärztin, wollten gerade das Rettungsfahrzeug der Berufsfeuerwehr München vor dem Seniorenheim parken, als die beiden flüchtigen Afrikaner dort vorbeikamen.

Ohne erkennbaren Anlass nahm der 20-jährige Eritreer eine mitgeführte volle Whiskyflasche und schleuderte diese aus ca. 1 – 1,5 Meter Entfernung gegen die Scheibe der Beifahrertür des Notarzteinsatzfahrzeugs. Die Flasche durchschlug die Scheibe und traf die Notärztin im Gesicht.“

(Polizeipräsidium München)

Durch die Wucht des Aufpralls erlitt die Ärztin schwere Verletzungen: „u.a. ein Schädel-Hirn-Trauma, einen Kieferbruch, mehrere ausgeschlagene Zähne und Schnittverletzungen im Gesicht“, so die Polizei. Sie musste daraufhin nach München ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Auch der neben ihr sitzende Rettungssanitäter wurde verletzt. Herumfliegende Glassplitter trafen ihn am Auge.

Erneut flüchteten die beiden Flüchtlinge vom Tatort.

Da die Polizei bereits vom Jugendhaus alarmiert war, konnten die beiden Ganoven im Rahmen einer Sofortfahndung noch in Tatortnähe festgenommen werden. Auch hierbei leisteten beide Widerstand.

Nach der polizeilichen Sachbearbeitung wurde der 17-jährige Äthiopier wieder laufen gelassen, während der 20-jährige Haupttäter aus Eritrea in die Haftanstalt des Polizeipräsidiums München gebracht wurde.

Die Staatsanwaltschaft beantragte am Samstag den Haftbefehl, der zuständige Haftrichter setzte diesen in Kraft.

Innenminister prüft rasche Abschiebung

Noch am Samstag verurteilte der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) die Tat aufs Schärfste und forderte eine harte Strafe.

In unserem Land Schutz und Sicherheit zu suchen und gleichzeitig in einem Anfall blinder Aggression unsere Rettungskräfte anzugreifen, geht gar nicht. Wir brauchen für die Täter einen klaren Denkzettel und auch eine höchstmögliche Abschreckung vor zukünftigen Taten.“

(Innenminister Herrmann)

Innenminister Herrmann kündigte im aktuellen Fall eine rasche Prüfung des Falles an, zusammen mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – das Ziel: eine möglichst rasche Abschiebung des Täters.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, sei die Zahl der Angriffe auf Rettungskräfte stark angestiegen, was auch Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste in München schon lange beklagen würden. Auch deshalb wurde im April 2017 erst das Strafrecht für derartige Vergehen vom Bundestag verschärft. Allein in Bayern sei die Zahl der Angriffe von 130 (2011) auf 228 (2016) angestiegen. Aktuellere Zahlen gebe es derzeit jedoch noch nicht.

Das Sozialpädagogische Jugendhaus in Ottobrunn hatte sich laut dem Bericht der „Süddeutschen“ nicht zu dem Vorfall geäußert. „Nicht tolerierbar“, hieß es vom Diakon des örtlichen Asyl-Helferkreises dazu. Karl Stocker warnte davor, dass ein falscher Eindruck entstehe, das alle Flüchtlinge so seien. Der Bürgermeister von Ottobrunn sagte, dass er erschüttert sei. Seine Gedanken seien bei der schwer verletzten Notärztin, so Rathauschef Thomas Loderer (CSU).