Auto-Attacke in Berlin: Iraker in Psychiatrie eingewiesen – er hatte Kontakt zu islamistischen Gefährdern
Nach der mutmaßlich islamistisch motivierten Auto-Attacke auf der Berliner Stadtautobahn ist der Täter in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden. Wie die Berliner Generalstaatsanwaltschaft am Mittwochabend auf Twitter mitteilte, wird der 30-jährige Iraker vorläufig unter anderem „wegen versuchten Mordes und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr in drei Fällen“ in „einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung des Maßregelvollzugs“ untergebracht.
Der Täter hat in der Vergangenheit Kontakt zu einem islamistischen Gefährder gehabt. Der Iraker befand sich zwischen 2018 und 2019 in derselben Flüchtlingsunterkunft wie ein Gefährder, sagte Generalstaatsanwältin Margarete Koppers am Mittwoch im Rechtsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.
„Wie eng der Kontakt war, ist zu prüfen.“ Zum Verdächtigen selbst habe es bis zur Tat am Dienstagabend „keine Hinweise auf anschlagsrelevantes Verhalten“ gegeben.
Bei mehreren offenbar gezielt herbeigeführten Zusammenstößen auf der innerstädtischen Autobahn 100 waren am Dienstagabend drei Menschen schwer und drei weitere leicht verletzt worden.
Nachdem der mutmaßliche Angreifer ein Motorrad auf ein Auto gedrückt haben soll, stieg er aus. Koppers zufolge sagte er daraufhin auf Arabisch, dass „alle sterben“ würden. Er habe ein Küchenmesser bei sich geführt und einen Gebetsteppich.
Zuvor hatte es geheißen, dass Hinweise auf mögliche psychische Probleme des Manns vorlägen. Koppers erläuterte dazu, im vergangenen Jahr sei das Amtsgericht Tiergarten in einem Urteil wegen Widerstandshandlungen vor einer Flüchtlingsunterkunft von psychischen Problemen des Manns ausgegangen.
Damals sei er wegen partieller Schuldunfähigkeit freigesprochen worden. Demnach war er mehrfach mit Körperverletzungsdelikten aufgefallen.
Der Mann hat bis Dezember dieses Jahres einen Duldungsstatus in Deutschland. Zu den weiteren Ermittlungen selbst sagte Koppers, die Berliner Generalstaatsanwaltschaft stehe seit Dienstagabend in Kontakt mit der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.
Berlins Bürgermeister „schockiert“
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat sich nach dem mutmaßlichen Anschlag auf der A 100 entsetzt geäußert. „Es schockiert mich zutiefst, dass der Unfall auf der A 100 offenbar absichtlich herbeigeführt wurde und der Vorfall auf der Autobahn von den Ermittlern inzwischen als Anschlag eingestuft wird“, sagte Müller am Mittwoch. Er wünsche allen Opfern schnelle Genesung und viel Kraft.
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte unterdessen, dass er bestürzt sei, dass Unbeteiligte aus dem Nichts heraus Opfer einer Straftat geworden seien. „Wenn ein Auto gezielt auf Motorradfahrer auffährt, haben diese keine Chance“, so Geisel. Er hoffe, dass die drei Schwerverletzten sich rasch wieder erholen.
Die Tatsache, dass der Tatverdächtige möglicherweise unter psychischen Problemen leide, mache die Sache nicht einfacher. „Wenn sich persönliche Probleme mit religiös aufgeladenen Vorstellungen vermischen, kann dies zu unkontrollierbarem Handeln führen.“ Die Ereignisse zeigten, wie verletzlich die freie Gesellschaft sei, fügte der Innensenator hinzu. Die Berliner Sicherheitsbehörden schließen nach dem Vorfall einen islamistischen Anschlag nicht aus. (afp)
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