Motiv über Angriff in Wolmirstedt weiterhin unklar – zwei der drei Verletzten aus Klinik entlassen

Am Nachmittag gab die Polizei Sachsen-Anhalt weitere Details zu den Ermittlungen aus Wolmirstedt bekannt.
Polizisten am Einsatzort in Wolmirstedt.
Polizisten am Einsatzort in Wolmirstedt.Foto: Thomas Schulz/dpa
Von 16. Juni 2024

UPDATE zur Pressekonferenz

Der gebürtige Afghane, der am 14. Juni zuerst einen Landsmann tötete und dann eine EM-Gartenparty in Wolmirstedt störte, war laut Polizei bisher nicht wegen schwerer Vergehen in Erscheinung getreten. Der Mann lebte in Stendal, wie Andreas Krautwald, Direktor der Polizei Stendal, auf der Pressekonferenz am Nachmittag des 16. Juni mitteilte.

Nach Angaben der Polizei hatte eine Frau am Freitagabend um 21:02 Uhr einen Notruf abgesetzt und eine verdächtige Person mit „einem auffällig langen Messer“ gemeldet. Die Polizei ging von einer „ernst zu nehmenden Bedrohungslage“ aus. Daraufhin rückten die Beamten aus.

Kurz darauf erhielt die Polizei die Mitteilung, dass der Angreifer zwei Männer und eine Frau auf einem Privatgrundstück angegriffen hatte. Als die Polizei den Angreifer fand, saß er am Boden. Ein Deeskalationsteam wurde hinzugezogen. 15 Minuten später lief der Mann mit einem Messer auf die Polizisten zu. Die Beamten griffen zur Waffe und erschossen ihn.

Das Motiv ist weiterhin unklar. Hinweise auf religiöse oder terroristische Hintergründe gebe es nicht.

Hinsichtlich der drei verletzten Deutschen, die auf der Gartenparty angegriffen wurden, besteht keine Lebensgefahr. Zwei der drei Opfer konnten bereits das Krankenhaus verlassen.

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Mindestens drei Verletzte und zwei Tote, so die traurige Bilanz nach dem Angriff in Wolmirstedt, Sachsen-Anhalt, vom 16. Juni. Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren. Am Nachmittag sollen weitere Details bekannt gegeben werden.

Was bisher bekannt ist

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei Stendal soll ein 27-jähriger Afghane am 14. Juni in einem Mehrfamilienhaus in Wolmirstedt aus bislang unbekannten Gründen einen 23-jährigen Landsmann angegriffen und diesen mit einem messerähnlichen Gegenstand verletzt haben. Der 23-Jährige erlag noch am Abend seinen Verletzungen.

Anschließend soll sich der 27-Jährige zunächst ziellos durch Wolmirstedt bewegt haben. Kurz nach 21 Uhr betrat er sodann ein Privatgrundstück in einer Einfamilienhaussiedlung. Dort hatte sich eine Gruppe von Menschen zusammengefunden, um gemeinsam das EM-Auftaktspiel Deutschland gegen Schottland anzuschauen.

Wie die Polizei schildert, attackierte der Afghane dort mehrere Personen, ebenfalls mutmaßlich mit einem messerähnlichen Gegenstand. Dabei wurden eine 50-jährige Frau und ein 75-jähriger Mann schwer sowie eine 56-Jährige leicht verletzt. Sie alle sind deutsche Staatsangehörige, so die Polizei.

Angreifer von Polizei erschossen

Der Angreifer flüchtete zunächst vom Tatort und konnte kurze Zeit später durch alarmierte Polizeikräfte angetroffen werden.

„Der Täter soll daraufhin die Einsatzkräfte mit einem messerähnlichen Gegenstand angegriffen haben, weshalb zwei Polizeibeamte von der Schusswaffe Gebrauch machten“, so die Polizei. Der 27-Jährige verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus.

„Der Schock sitzt bei uns noch ziemlich tief“, sagt ein Ehepaar am Unfallort. Am Abend hatten die zwei Fußball geschaut, als sie zwei Schüsse hörten.

„Das zweite Tor war gerade gefallen, wir dachten, dass jemand vor Freude einen Böller losgelassen hat“, sagte der Mann. Als sie aus dem Fenster schauten, hätten sie den Rettungsdienst gesehen und einen Mann, der in der Nähe einer Auffahrt gelegen habe. Er sei kurz darauf abgedeckt worden.

Tatmotiv unklar

Nach Angaben der Polizei gibt es derzeit keine Hinweise auf eine religiös motivierte Tat oder auf eine anderslautende Motivation.

Gegen die Polizisten, die auf den Afghanen geschossen haben, wurden – wie in allen Fällen von polizeilichem Schusswaffengebrauch üblich – entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Die Ermittlungen werden von der zuständigen Staatsanwaltschaft Magdeburg und der Polizeiinspektion Stendal geführt. Die Ermittlungen dauern an.

Erste Reaktionen aus der Politik

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang (CDU) sagte nach der Bluttat: „Ich bin zutiefst entsetzt über den unberechenbaren und schrecklichen Angriff. Meine Gedanken sind bei den Opfern und allen Beteiligten, die nicht nur körperliche, sondern auch psychische Schäden davontragen. Ich wünsche ihnen eine schnelle Genesung.“

Felix Zietmann, AfD-Landtagsabgeordneter aus Wolmirstedt, äußerte sich bestürzt über den Vorfall: „Längst ist Migrantengewalt auch in unsere Kleinstädte eingezogen.“ Zietmann macht die „verfehlte Migrationspolitik der Regierung“ dafür verantwortlich. „In erschreckendem Ausmaß zeigt dieser neuerliche Messerterror, dass durch die anhaltend ungebremste Zuwanderung auch massive Kriminalität importiert wurde“, so der AfD-Politiker.

Afghanistan auf Top2 der Herkunftsländer

Afghanistan liegt auf Platz zwei der Herkunftsländer für Migration in Deutschland, wie aus einer Statistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge vom 7. Juni 2024 (Stand Mai 2024) hervorgeht. Demnach wurden von Januar bis Mai insgesamt 16.950 Asylanträge gestellt, 16.161 davon sind Erstanträge. Doppelt so hoch waren die Anträge aus Syrien und der Arabischen Republik, die mit insgesamt 33.556 und 32.003 Erstanträgen angegeben wurden.

Laut Statistischem Bundesamt lebten zum 31. Dezember 2023 rund 419.000 Afghanen in Deutschland. Wie der „Mediendienst Migration“ berichtet, kommen seit über 30 Jahren Afghanen ins Land. Ende 2023 lebten demnach etwa 476.000 Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland; rund 252.000 davon waren anerkannte Flüchtlinge.

„Es ist nicht möglich, genau zu sagen, wie viele afghanische Geflüchtete aufgrund der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 nach Deutschland gekommen sind“, schreibt der „Mediendienst Migration“ auf seiner Website. Denn schon vor der Machtübernahme lebten viele von ihnen im Iran und Pakistan.

Wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 allgemein hervorgeht, „ist davon auszugehen, dass viele Schutzsuchende mehrere Risikofaktoren für verschiedene Deliktsbereiche aufweisen“. Dazu zählt die Polizei neben wirtschaftlicher Unsicherheit und Gewalterfahrung auch die Lebenssituation in den Unterkünften, konkret die große Anzahl von Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen sowie viele kurzfristige Unterbringungen mit häufigen Umzügen.

[Anm. d. Red.: Äußerungen von Spitzenpolitikern der Regierungsparteien lagen zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichts nicht vor.]

(Mit Material von dpa)



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