Mobile Fahrzeugsperre versagte – Taleb A. als Gefährder im Oktober aufgesucht
Bislang noch nicht bekannte Details bezüglich des mutmaßlichen Attentäters von Magdeburg, Taleb A., hat Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang am Montag, 23.12., vor dem Ältestenrat des Landtags bekannt gegeben. Demnach hat es in den Monaten vor dessen Todesfahrt auf dem Weihnachtsmarkt zwei Gefährderansprachen durch die Polizei gegeben. Eine weitere scheiterte daran, dass A. zweimal nicht anzutreffen war.
Polizei kam im Oktober an die Arbeitsstätte
Die erste Ansprache dieser Art sei im September 2023 erfolgt. Offenbar handelte es sich dabei um jene, die bereits zuvor der Direktor der Polizeiinspektion Magdeburg, Tom-Oliver Langhans, in einer Pressekonferenz angedeutet hatte. Anlass dafür sei eine Drohung gewesen, die Taleb A. im Monat zuvor per E-Mail an die Staatsanwaltschaft in Köln gerichtet habe.
Langhans hatte jedoch mit seinem Wissensstand vom Wochenende erklärt, dass zu diesem Zeitpunkt eine persönliche Ansprache gescheitert sei, weil A. nicht zu Hause gewesen sei. Deshalb habe diese in schriftlicher Form stattgefunden. Offenbar schloss sich jedoch noch ein persönliches Gespräch im Polizeirevier Salzlandkreis an, wie aus den Schilderungen Zieschangs hervorging.
Eine weitere Gefährderansprache liegt erst zwei Monate zurück. Diese habe man im Oktober an der Arbeitsstätte von Taleb A. in der Salus-Fachklinik in der Olga-Benario-Straße durchgeführt. Auch diese stand dem MDR zufolge im Zusammenhang mit einer Bedrohung. Diese habe sich gegen einen Anwalt gerichtet, der ihn in einem Verfahren vertreten habe.
Weitere Gefährderansprache von Taleb A. im Dezember 2023 gescheitert
Zuvor sei eine Anzeige erfolgt. Über den Inhalt sei der Ärztliche Direktor nicht informiert worden. Am 4.10. habe das Gespräch stattgefunden. Seit Ende Oktober sei A. nicht mehr im Dienst gewesen. Bereits zuvor hatten Medien berichtet, der spätere Attentäter habe sich seit mehreren Wochen im Krankenstand befunden.
Ein Beitrag auf dem X-Profil des späteren Attentäters vom 1.12.2023 hatte ebenfalls die Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden gefunden. Schon zeitnah danach, am 2. und am 4.12., habe es Versuche gegeben, eine Gefährderansprache durchzuführen. Die Beamten hätten Taleb A. jedoch nicht angetroffen, erläuterte Zieschang. Das Verfahren führte zu keiner Anklage.
Worauf Zieschang im öffentlichen Teil der Sitzung des Ältestenrats keine Antwort geben konnte, war die Frage, warum das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt in Magdeburg nicht gegriffen habe. Insbesondere gilt das für die mobile Fahrzeugsperre, die in Form eines Polizei-Bullis vorgesehen war. Dass diese im entscheidenden Moment gefehlt habe, sei derzeit „Gegenstand der Aufarbeitung“.
Mobile Sperren sollten „gegebenenfalls“ zum Einsatz kommen
„Bild“ hatte berichtet, dass durch das Fehlen des Bullis eine Lücke von fünf Metern entstanden sei, die es dem Attentäter erst ermöglicht habe, mit seinem geliehenen Wagen auf den Weihnachtsmarkt zu gelangen.
Das Blatt fragte beim Innenministerium an, wie die Sicherung der Zufahrten gehandhabt werden solle. In der Antwort hieß es, dass an Zugängen, an denen es als opportun erscheine, „gegebenenfalls“ mobile Sperren zu postieren seien. Allerdings sei es „nicht geregelt bzw. festgelegt“, wie viele Fahrzeuge wann und über welchen Zeitraum dort zum Einsatz kommen sollen.
Landespolizeidirektor Mario Schwan äußerte, dass gegenüber allen Behörden angeordnet war, „sichtbare Polizeipräsenz“ zu zeigen. Mobile Sperren sollten explizit mögliche Anschläge mit Fahrzeugen verhindern. Die Terrormiliz IS hatte bereits im Vorfeld dazu aufgerufen, Weihnachtsmärkte mit jedweder Form von Terrorakten ins Visier zu nehmen.
Taleb A. hatte sich offenbar in nahegelegenem Hotel angemietet
Die Landtagsabgeordnete der Linkspartei, Eva von Angern, hatte erklärt, sie habe den Weihnachtsmarkt mehrfach besucht und die Sperre dort gesehen. Es ist noch völlig unklar, für wann und wie lange die Sperren aufrecht waren. Einem Bericht von „ntv“ zufolge konnte der 50-Jährige für seine Todesfahrt jedoch auch Flucht- und Rettungswege nutzen. Offenbar habe es mehrere offene Stellen entlang der Marktabsperrung gegeben.
Es ist auch offen, wie oft und wie intensiv der spätere Attentäter die Örtlichkeiten ausgespäht hatte. Gelegenheit dazu hatte er jedoch ausreichend. Offenbar hatte sich Taleb A. im November und Dezember mehrfach in dem nur 500 Meter vom Weihnachtsmarkt entfernten Hotel „Maritim“ eingemietet. Dort gab er am 12. Dezember auch einem islamfeindlichen US-amerikanischen Blog ein Interview.
Unterdessen wurde die Suchfunktion für das Profil des mutmaßlichen Attentäters auf der Plattform X deaktiviert. Dieses bleibt allerdings sichtbar. Auf diese Weise unterscheidet sich die Unternehmenspolitik von X von jener der Betreiber anderer sozialer Medien. Diese hatten in der Vergangenheit Profile von Personen, die als Tatverdächtige schwerer Straftaten oder Terrorakte in Erscheinung traten, umgehend gelöscht.
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