Mit dem Zweiten sieht man besser – Laut Umfrage ist Vertrauen in Glaubwürdigkeit der Leitmedien stabil geblieben
Wie steht es um das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit unserer Medien?
Die sogenannten Mainstream-Medien sind immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Das Wort „Lügenpresse“ wurde bereits 2014 zum Unwort des Jahres gekürt und ging um die ganze Welt. Trump sagte in seinem Wahlkampf: „Journalisten sind die unehrlichsten Leute der Welt.“
Prof. Bernhard Pörksen spricht im ZDF Heute-Journal von einer zunehmenden Wut gegenüber den Medien und den Journalisten, die wirksam sei und das kommunikative Klima in diesem Land verändern würde. „Sie lässt die Fronten verhärten.“
Doch sind die etablierten Medien wirklich in einer Vertrauenskrise? Das ZDF hat jetzt die Ergebnisse einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen bekannt gegeben. Dazu wurden in den letzten zwei Jahren drei Umfragen durchgeführt, im Juni 2015, Mai 2016 und November 2016. Befragt wurden jeweils 1.000 Erwachsene ab 16 Jahren.
Schenkt man der Studie Glauben, dann haben die etablierten Medien nichts an ihrer Glaubwürdigkeit verloren, das Vertrauen in die deutschen Leitmedien ist über die Jahre stabil geblieben.
ARD und ZDF liegen bei Glaubwürdigkeit klar vorn
Bei der Glaubwürdigkeit der Nachrichtensendungen einzelner Fernsehsender liegen die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF deutlich vor den Nachrichten von RTL und SAT.1.
Im Vergleich der allgemeinen Medien(gattungen) sprechen die Befragten in der Umfrage im November 2016 in einer Skala von +5 bis -5 den regionalen Tageszeitungen die höchste Glaubwürdigkeit zu (+2,4), es folgen die überregionalen Zeitungen wie Süddeutsche, FAZ, Welt (+2,2) und die wöchentlichen Magazine, wie Spiegel, Focus (+2,1). Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender (ARD, ZDF und die dritten Programme) folgen knapp dahinter (+1,9). Deutlich schlechter kommen die privaten Sender (RTL, SAT.1, PRO 7) weg (aktuell mit dem Wert 0,0). Die Glaubwürdigkeit der sozialen Medien (wie Twitter und Facebook) wird deutlich negativ bewertet (-1,5). Besonders schlecht kommt die Bildzeitung weg (-1,9). Die Tabelle lässt nur minimale Abweichungen in den drei Umfragen erkennen.
Medien | Jun 2015 | Mai 2016 | Nov 2016 |
---|---|---|---|
regionale Tageszeitungen | +2,5 | +2,4 | +2,4 |
überregionale Tageszeitungen wie SZ, FAZ und Die Welt | +2,4 | +2,3 | +2,2 |
wöchentliche Magazine wie Spiegel und Focus | +2,2 | +2,0 | +2,1 |
öffentlich-rechtliche Fernsehsender wie ARD, ZDF und Dritte Programme | +2,0 | +1,8 | +1,9 |
private Sender wie RTL, SAT.1, PRO 7 | +0,1 | +0,1 | +0,0 |
soziale Medien wie Twitter und Facebook | -1,4 | -1,3 | -1,9 |
Bildzeitung | -2,0 | -1,9 | -1,9 |
Nachrichtensendungen Fernsehen | |||
Nachrichten ARD | +2,7 | +2,6 | +2,6 |
Nachrichten ZDF | +2,6 | +2,6 | +2,6 |
Nachrichten RTL | +1,1 | +0,9 | +1,0 |
Nachrichten SAT.1 | +1,3 | +1,0 | +1,2 |
Fasst man die Medien(gattungen) und die Nachrichtensendungen der Fernsehsender in eine Rangfolge, dann liegen im November 2016 die Nachrichten von ARD und ZDF vorne, gefolgt von den regionalen und überregionalen Tageszeitungen und den wöchentlichen Printmagazinen. Am unteren Ende der Rangfolge befinden sich die sozialen Medien und die Bildzeitung.
Zu allen drei Umfragezeitpunkten zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Medien und auch zwischen den Nachrichtenangeboten. Die Befragten unterscheiden deutlich zwischen seriösen Qualitätsmedien und -nachrichten auf der einen und Boulevardmedien und Social Media auf der anderen Seite.
Generell zeigt sich, dass mit zunehmendem Alter die Glaubwürdigkeit in die seriösen Qualitätsmedien zunimmt und die Skepsis gegenüber den Boulevardmedien und Social Media abnimmt.
Eine Ausnahme bildet allerdings die jüngste Gruppe der 16-29-Jährigen. Sie haben ein relativ großes Vertrauen in die Qualitätsmedien und eine größere Skepsis gegenüber den Boulevardmedien und auch gegenüber den sozialen Medien.
Ostdeutsche skeptischer als Westdeutsche
Die ostdeutschen Befragten sind skeptischer als die Westdeutschen. Das geht ebenfalls aus der Umfrage hervor. In den neuen Bundesländern wird die Glaubwürdigkeit aller Medien zum Teil deutlich schlechter bewertet als im Westen. Dies betrifft vor allem die Qualitätsmedien. Bei den sozialen Medien und bei der Bildzeitung wird dieses Muster durchbrochen: hier sind die Ostdeutschen „nur“ in gleichem Maße skeptisch wie die Westdeutschen.
„Wahrheit ist keine Gefühlssache“
Prof. Pörksen erkennt in seiner Analyse auf ZDF im Allgemeinen stabile Werte, aber auch eine neue Dimension und Qualität in einer Gruppe derjenigen, die die Medien in besonders aggressiver und lauter Art und Weise ablehnten. Er spricht von Verzerrungen und dass die Wütenden sehr stark das öffentliche Bild dominierten.
Das ZDF selbst spricht von Hassbotschaften, Falschmeldungen und Lügenvorwürfen, mit denen es immer wieder konfrontiert werde.
ZDF-Intendant Thomas Bellut dazu: „Große emotionale Ereignisse und Krisen, wie es die Flüchtlingskrise ist, zeigen vielen Zuschauern offenkundig das Bild ihrer Wirklichkeit entspricht nicht der Wirklichkeit, wie sie in den meisten Medien vermittelt wird und das führt dann zu heftigen Reaktionen im Netz. Unser Mittel kann nur sein – Unvoreingenommenheit, an der Wahrheit arbeiten in „postfaktischen“ Zeiten – nicht ganz einfach, aber wir müssen es versuchen.“
Wahrheit sei keine Gefühlssache, so das ZDF, es gehe darum Fakten zu sammeln und zu überprüfen, die Kernaufgabe seriöser Medien.
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