Sexueller Missbrauch: Katholische Laien wütend auf Bischöfe wegen Vertuschungsvorwürfen in Köln
Die katholischen Laien haben offen ihre Wut über Vorgänge im Erzbistum Köln erklärt, wo es rund um einen Missbrauchsfall zu Vertuschungen gekommen sein soll. „Wir sind ernüchtert, beschämt und zornig, dass sexualisierte Gewalt in der Kirche immer noch vertuscht wird“, erklärte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag zu Vorgängen, in die der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Hamburger Erzbischof Stephan Heße verwickelt sein sollen.
In dem Fall soll der damals noch in Köln tätige Heße 2010 an der Vertuschung einer Aussage eines des sexuellen Missbrauchs seiner drei Nichten beschuldigten Priesters beteiligt gewesen sein. Heße erklärte vor dem ZdK, bis zur Aufarbeitung sein Ehrenamt als ZdK-Berater ruhen lassen zu wollen. Mit in der Kritik steht Woelki, der ein unabhängiges Gutachten einer Münchner Kanzlei nicht veröffentlichen will und den Betroffenenbeirat seines Erzbistums gedrängt haben soll, das Gutachten zu diskreditieren.
Die Vollversammlung des ZdK verbreitete eine gemeinsame Erklärung, nach der sich bis heute zu wenige Geistliche zu ihrem Tun und Unterlassen bekennen. Das ZdK unterstütze es, wenn schonungslos aufgearbeitet werde. „Wir sehen jedoch, dass es noch immer Bischöfe und weitere Leitungsverantwortliche gibt, die ihre Macht missbrauchen, keine persönliche und institutionelle Verantwortung übernehmen und nicht zu strukturellen Veränderungen bereit sind.“
„Schwerwiegender Skandal“
Dem Erzbistum Köln warf das ZdK Intransparenz vor. ZdK-Präsident Thomas Sternberg erklärte außerdem, wenn die Vorwürfe einer Instrumentalisierung des Betroffenenbeirats zuträfen, sei das „ein sehr schwerwiegender Skandal“.
Dass sich Erzbischof Heße als ZdK-Berater zurückzog, bezeichnete die katholische Frauengemeinschaft als lediglich kleinen Schritt. „Bischof Heße hat einen ersten Anlauf gemacht, als er ein Ehrenamt niedergelegt hat, und da jetzt zu sagen, ich ziehe mich zurück, ist ein guter Schritt, aber es ist ein erster kleiner Schritt“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Frauengemeinschaft, Agnes Wuckelt, im Südwestrundfunk.
Wuckelt wies dabei auf die zum Teil unkoordinierte Aufarbeitung des Missbrauchskandals in der katholischen Kirche hin. Jeder Bischof entscheide für sich, wie sein Bistum mit der Problematik umgehe. „Ich glaube, das ist das Dilemma, dass hier im Moment noch Bischöfe sagen können, es ist in den Strukturen, ich war hilflos.“ Irgendwann werde aber der erste Bischof seinen Hut nehmen und gehen. „Anders scheint es uns nicht sinnvoll.“
Bischof unter Druck
Bischof Heße erklärte am Donnerstagabend gegenüber dem ZdK, wegen der Debatte über die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln sein Amt als geistlicher Assistent des ZdK vorläufig ruhen zu lassen, bis die Sachverhalte geklärt seien. Er wolle sich „auf eine angemessene Aufklärung aller zur Diskussion stehenden Sachverhalte konzentrieren“, erklärte das ZdK.
Heße, der damals im Bistum Köln tätig war, steht wegen eines Falls mutmaßlich schweren sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch einen Geistlichen in den Jahren 2010 und 2011 unter Druck. Berichten zufolge soll der Kölner Kardindal Woelki Heße schon im Frühjahr 2019 rechtswidriges Verhalten vorgeworfen haben. (afp)
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