Millionenschwerer Betrug mit Atemmasken aufgeflogen
Ein international angelegter, millionenschwerer Betrug mit nicht existierenden Atemschutzmasken ist von Ermittlern aus Bayern aufgedeckt worden. Geschädigte seien zwei Vertriebsfirmen mit Sitzen in Hamburg und Zürich, teilte die Staatsanwaltschaft Traunstein mit.
Sie sollten rund zehn Millionen Masken für knapp 15 Millionen Euro an das Land Nordrhein-Westfalen liefern. Der Geschäftsführer der beiden Unternehmen kommt aus dem oberbayerischen Traunstein.
Die Firmen hatten laut Mitteilung schon eine Anzahlung von rund 2,4 Millionen Euro an die vermeintlichen Lieferfirmen geleistet, nach geschickten Täuschungsmanövern der Täter. Als die Masken nicht wie geplant ankamen, habe der Geschäftsführer am 30. März Anzeige erstattet. Offenbar noch rechtzeitig: Mehr als zwei Millionen des überwiesenen Geldes seien inzwischen auf Konten im Ausland entdeckt und eingefroren worden, berichtete die Staatsanwaltschaft. Auch Nordrhein-Westfalen hatte schon bezahlt – rund 14,7 Millionen Euro an das Schweizer Vertriebsunternehmen. Davon seien 12,3 Millionen Euro schon wieder zurückbezahlt worden.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) geht nach Angaben von Dienstag davon aus, dass dem Land kein finanzieller Schaden entstanden ist. Zudem sagte der Minister auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: „Der Vorgang zeigt: Der Markt für Schutzausrüstung ist im Wesentlichen zusammengebrochen und es herrschen teilweise Wildwest-Manieren mit kriminellen Machenschaften.“
Der Geschäftsführer hatte laut Mitteilung Mitte März von den Betrügern Angebote für die Schutzmasken erhalten. Die Landesregierung in Düsseldorf hatte großes Interesse und orderte rund zehn Millionen Stück. Über mehrere europäische Zwischenhändler sollte die Ware in den Niederlanden übergeben werden. Rund 52 Lieferfahrzeuge standen den Ermittlern zufolge schon bereit, um die dringend benötigten Schutzmasken aus den Niederlanden nach Nordrhein-Westfalen zu bringen, ab der Grenze in Deutschland sogar mit Polizeieskorte.
Derzeit laufen noch Ermittlungen in mehreren Ländern. Die Täter hätten die Identität einer Firma im europäischen Ausland gekapert, berichtete die Staatsanwaltschaft. Nähere Angaben machte sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. In Traunstein ist eine Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung der grenzüberschreitenden Kriminalität befasst, das sogenannte Traunsteiner Modell. Auch Beamte der Kriminalpolizei sowie Ermittlungsbehörden in mehreren europäischen Ländern sind im Einsatz. (dpa)
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