Messerangriff in Solingen: Was wir wissen und was nicht

Der mutmaßliche Attentäter von Solingen ist gefasst. Wer ist der Mann? Hat er Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat? Und wo hielt er sich nach der Tat versteckt?
Blumen liegen in der Nähe des Tatorts in Solingen.
Blumen liegen in der Nähe des Tatorts in Solingen.Foto: Christoph Reichwein/dpa
Epoch Times25. August 2024

Der tödliche Anschlag während eines Straßenfests in Solingen hat die nordrhein-westfälische Stadt und auch ganz Deutschland erschüttert. Der Tatverdächtige ist gefasst. Doch manches ist noch immer unklar. Ein Überblick:

Was wir wissen

Die Festnahme: Nach eintägiger Großfahndung stellte sich der mutmaßliche Täter selbst. Nach Polizeiangaben gab der 26-Jährige an, für den Anschlag verantwortlich zu sein.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul sagte, die Polizei sei den ganzen Tag einer „heißen Spur“ nachgegangen und die gesuchte Person nun in Gewahrsam. Bei dem Mann handle es sich um jemanden, „den wir im höchsten Maße verdächtigen“, sagte Reul am Samstagabend in den ARD-„Tagesthemen“.

Der Täter: Der „Spiegel“ berichtete, der mutmaßliche Täter sei ein 26-jähriger Syrer, der Ende Dezember 2022 nach Deutschland gekommen sei und in Bielefeld einen Antrag auf Asyl gestellt habe. Den Sicherheitsbehörden war er demnach bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt. Diese Informationen wurden dpa bestätigt.

Nach stundenlanger Großfahndung stellte sich der mutmaßliche Täter der Polizei.

Nach stundenlanger Großfahndung stellte sich der mutmaßliche Täter der Polizei. Foto: Christoph Reichwein/dpa

IS-Bekennerschreiben: Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beansprucht den Messerangriff für sich. Der Angreifer habe dem IS angehört und die Attacke, die einer „Gruppe von Christen“ gegolten habe, aus „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ verübt, hieß es in einer über das IS-Sprachrohr Amak verbreiteten Mitteilung.

Die Polizei Düsseldorf hat nach eigenen Angaben ein Bekennerschreiben der Terrormiliz erhalten. Ob es echt ist, müsse noch geprüft werden. Aus Ermittlerkreisen wurde auch darauf hingewiesen, dass der IS in der Vergangenheit öfter Taten für sich reklamiert habe, ohne dass es für eine wirkliche Zusammenarbeit mit dem Täter belastbare Hinweise gegeben habe.

Weitere Festnahme: Auch ein 15 Jahre alter Jugendlicher wurde im Zusammenhang mit der Tat festgenommen. Als möglicher Vorwurf gegen ihn steht die Nichtanzeige geplanter Straftaten im Raum.

„Nach vorliegenden Zeugenaussagen soll eine bislang unbekannte Person kurz vor dem Angriff mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tatausführung passen würden“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers in Wuppertal.

SEK durchsucht Flüchtlingsunterkunft

Durchsuchung: In Solingen durchsuchte die Polizei mit großem Aufgebot – darunter ein Spezialeinsatzkommando – eine Flüchtlingsunterkunft. Innenminister Reul sagte, dies sei das Ergebnis von weitergehenden Informationen gewesen. Es gab zunächst keine Informationen zum Ergebnis der Durchsuchung.

Die Tat: Am Freitagabend um 21:37 Uhr gingen nach Polizeiangaben erste Notrufe ein, weil ein unbekannter Angreifer plötzlich auf Besucher des Straßenfests eingestochen habe. Wegen seines zielgerichteten Vorgehens stufte die Polizei die Tat bald darauf als Anschlag ein. Der Angreifer tötete zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56 Jahre alte Frau. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.

Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach dem Täter.

Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach dem Täter. Foto: Christoph Reichwein/dpa

Der Tatort: Tausende feierten in der Solinger Innenstadt am Abend das 650-jährige Jubiläum der Stadtgründung. Auf dem gut besuchten Fronhof, einem Marktplatz, war für das Fest eine Bühne aufgebaut worden. Unmittelbar vor dieser Bühne schlug der Täter zu.

Die Flucht: Dem Täter gelang es, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik zu entkommen. Im gut besuchten Stadtzentrum verlor sich seine Spur.

Was wir nicht wissen

Terroranschlag: Ob es sich bei dem Gewaltverbrechen um einen Terroranschlag handelt, ist aufgrund des ungeklärten Motivs noch offen. Die Staatsanwaltschaft sprach vom „Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat“. Sollten sich die Hinweise verdichten, komme eine Übernahme des Falles durch den Generalbundesanwalt in Betracht.

Das Motiv: Die Polizei hat noch keine Informationen zum Motiv des Täters bekanntgegeben. Allerdings hält sie einen terroristischen Hintergrund für möglich – einfach weil ein anderes Motiv kaum ersichtlich ist. Infolge der Festnahme des Tatverdächtigen dürften sich – entweder durch seine Vernehmung oder Ermittlungen zu seiner Person – wohl bald weitere Anhaltspunkte ergeben.

Gaza-Krieg: Der Islamische Staat (IS) gab in seiner Mitteilung als Grund für die Attacke „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ an. Das legt einen Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas nahe.

Ob dies zutrifft, ist bislang aber nicht erwiesen. Gleiches gilt für die Frage, ob der mutmaßliche Attentäter tatsächlich Verbindungen zum IS hatte.

Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen spricht der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (2.v.r.) neben Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (r) und NRW-Innenminister Herbert Reul (2.v.l.) bei einem Pressestatemnt.

Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen spricht der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (2.v.r.) neben Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (r) und NRW-Innenminister Herbert Reul (2.v.l.) bei einem Pressestatemnt., Foto: Henning Kaiser/dpa

Die Waffe: Die Polizei hat mehrere Messer sichergestellt und prüft, welches davon der Tat zugeordnet werden kann.

Die Beweise: Bei der Festnahme des Tatverdächtigen wurden Innenminister Reul zufolge auch „Beweisstücke“ gefunden. Es blieb aber unklar, worum es sich dabei handelte.

Die Flucht: Ungeklärt ist nach wie vor auch, wie der Täter nach dem Anschlag untertauchte – und wo sich der nun gefasste Mann vor seiner Festnahme versteckt hielt. (dpa/red)



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