Merz: Neuanlauf der bestehenden Atommeiler unwahrscheinlich

Öfter hat Friedrich Merz die Reaktivierung der abgeschalteten Atomkraftwerke gefordert. Nun, kurz vor den Neuwahlen, äußert er sich skeptisch gegenüber dem Vorhaben.
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CDU-Kanzlerkandidat Friedlich Merz sieht eine Wiederinbetriebnahme der stillgelegten Atommeiler inzwischen skeptisch.Foto: John Macdougall/AFP via Getty Images
Epoch Times14. November 2024

Friedrich Merz sagte vor Kurzem bei „Maybrit Illner“, dass eine Wiederaufnahme des Betriebs der abgeschalteten Kernkraftwerke unter einer von der Union geleiteten Regierung unwahrscheinlich sei.

Merz hat es in den vergangenen Jahren oft als Fehler bezeichnet, dass der in Regierungszeit von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossene Atomausstieg angesichts von Energie- und Gasknappheit von der Ampel-Koalition nicht aufgeschoben wurde.

Bei seinem Auftritt vergangene Woche in der ZDF-Sendung sagte er nun: „Ich persönlich bin da skeptisch.“

Der Kanzlerkandidat der CDU begründete seine Haltung mit den hohen Kosten, die dabei aufkommen würden, da der Rückbau der Kernkraftwerke bereits weit fortgeschritten sei. Ob eine Reaktivierung in diesem Zustand noch möglich sei, wolle er aber prüfen lassen.

Auch solle eine mögliche Regierung unter Merz auch Kohlekraftwerke so lange in Betrieb halten, bis auf eine andere Energiequelle umgestiegen worden ist. „Wir steigen jetzt nirgendwo mehr aus, bevor wir nicht woanders wieder eingestiegen sind“, sagte der Kanzlerkandidat.

Deutschland als Vorreiter in der Kernfusion

Während Merz sich nicht direkt für einen Neuanlauf der bestehenden Atommeiler und Neubau von Reaktoren nach heutigem Standard der Technik ausspricht, steht die Union der Technologie offen gegenüber.

Denn der Kanzlerkandidat sagte, dass eine mögliche kommende Regierung vorhabe, „modulare Kraftwerke – vielleicht auch mit Frankreich zusammen – [zu] bauen“.

Laut dem Bundesamt für Sicherung der nuklearen Entsorgung könnte es viele Jahre dauern, bis das erste Mini-AKW in Deutschland in Betrieb gehen kann.

Und auch die Kernfusion wolle eine neue Regierung in Deutschland vorantreiben. „Wir sprechen uns für zwei große Fusionsreaktoren aus, die in Deutschland erprobt werden sollen. Wir wollen hier den Ersten in Deutschland am Netz haben – wir wollen es nicht China überlassen, sondern wir wollen das – weil wir zwei Forschungsreaktoren schon haben“, so Merz.

Der CDU-Politiker sagte, er wolle nicht nur Wind- und Sonnenenergie nutzen, sondern alle Möglichkeiten der Energieerzeugung ausschöpfen. Er sagte: „Ich glaube sogar, dass wir, wenn wir das richtig machen, eines Tages die Windkrafträder wieder abbauen können, weil sie hässlich sind und weil sie nicht in die Landschaft passen. Das ist eine Übergangstechnologie. So! Das sind doch Perspektiven, über die wir sprechen müssen.“

Gabriel: Klimaschutz der Reihe nach und besser im Ausland

Sigmar Gabriel (SPD), der in der gleichen Sendung anwesend war, und Merz waren sich einig darin, dass der grüne Wandel langsamer angegangen werden müsse. „Die Frage ist: sind wir bereit – auch beim so wichtigen Thema Klimaschutz – Dinge nacheinander und nicht alle auf einmal zu machen?“, fragte der ehemalige Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Außerdem könnten grüne Maßnahmen in anderen Ländern, die höhere CO₂-Emissionen als Deutschland aufweisen, wirkungsvoller umgesetzt werden, erklärte Gabriel weiter.

„Wir haben hier genau wie in vielen anderen Bereichen das Problem, dass für einen relativ kleinen Anteil an weltweiten Emissionen – wir haben zwei Prozent an den weltweiten Emissionen – um die auf ein Prozent zu bringen, oder auf null, müssen wir sehr viel Geld aufwenden; sehr viel! Da stellt sich natürlich die Frage: Ist es eigentlich klug, für relativ wenig CO₂-Verringerung sehr viel Geld auszugeben oder ist es klüger, in andere Länder zu gehen, bei denen mit dem gleichen Geld ein Vielfaches an CO₂-Emissionen reduziert werden kann?“

Dies gelte allerdings als „klimapolitischer Hochverrat“. Es würde dann gesagt werden, dass man selbst nicht den Mut hätte, etwas im eigenen Land zu verändern.

Merz zeigte sich den Aussagen des ehemaligen SPD-Politikers gegenüber zustimmend. (tp)



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