Merz für längere Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke
CDU-Chef Friedrich Merz hält angesichts drohender Energieversorgungsengpässe in Deutschland längere Laufzeiten für die drei verbliebenen Atomkraftwerke für sinnvoll. „Ich sage, wir sollten auf keine Option verzichten, weil wir gar nicht wissen, was uns im Laufe der nächsten Wochen und Monate möglicherweise noch an Einschränkungen in der Gaslieferung droht“, sagte er in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit dem Deutschlandfunk. Mit dem Atomstrom könnten zehn Millionen Haushalte zuverlässig versorgt werden.
Er halte es für sinnvoll, dass Brennstäbe bestellt werden und die verbleibenden Kernkraftwerke „auch für einen längeren Zeitraum noch in Betrieb genommen werden könnten“, sagte Merz weiter. „Ob man es dann tatsächlich braucht und macht, ist eine andere Frage.“
Wenn Frankreich 53 oder 56 Kernkraftwerke betreibe, „dann müsste Deutschland eigentlich in der Lage sein, drei Kernkraftwerke über den Jahreswechsel hinaus zu betreiben“, sagte der CDU-Chef. Die technischen und juristischen Fragen seien seines Erachtens lösbar.
Lindner will Atomausstieg neu diskutieren
Die verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland müssen nach geltendem Atomrecht spätestens Ende Dezember vom Netz gehen. Vor dem Hintergrund der reduzierten Gaslieferungen aus Russland und möglicher Engpässe bei der Versorgung bereitet die Regierung derzeit vor, mehr Kohle zu verstromen. Die Akw-Laufzeitverlängerung lehnen SPD und Grüne ab – aus der FDP dagegen kommt auch Zustimmung.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zufolge sollen befristet bis Ende März 2024 Kohlekraftwerke stärker zum Einsatz kommen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will auch den Atomausstieg neu diskutieren und fordert eine „offene und unideologische Debatte“ darüber.
EU-Kommissar: Deutschland sollte Akw-Laufzeiten verlängern
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat die Bundesregierung aufgefordert, „die Ideologie hinter sich zu lassen“ und die Laufzeit der drei verbleibenden Kernkraftwerke zu verlängern. Die drei Akw sollten „ein oder zwei Jahre“ länger am Netz bleiben, sagte der Franzose am Samstag dem Radiosender France Inter. Nach geltendem Atomrecht müssen alle deutschen Kernkraftwerke bis Ende des Jahres abgeschaltet werden.
Eine Laufzeitverlängerung würde nach Ansicht Bretons zur Lösung des Problems der Energieknappheit wegen reduzierter russischer Gaslieferungen beitragen. Angesichts der deutschen Pläne, verstärkt Kohlekraftwerke zur Stromgewinnung einzusetzen, halte er Atomkraft für die ökologisch bessere Option, sagte Breton.
Der Vorstandschef des größten deutschen Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, hatte kürzlich erklärt, er halte die Diskussionen um eine mögliche Laufzeitverlängerung für „zu spät“. Es sei schwierig, rechtzeitig an passende Brennstäbe zu kommen und die nötigen Sicherheitsfragen zu klären, sagte er. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion