Merz: Europa kann eigene Interessen nicht unabhängig von USA vertreten
Europa ist nach Ansicht des Managers und Vorstandsvorsitzenden der Atlantik-Brücke e.V., Friedrich Merz, bislang noch nicht in der Lage, die eigenen Interessen unabhängig von den USA zu vertreten. „Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist die, ob wir bereit sind, dass Amerika sein Verhalten gegenüber Europa ändert“, sagte Merz bei einem Wirtschaftsforum der „Zeit“ Frankfurt am Main. „Meine Antwort ist klar: Nein! Wir sind es nicht.“
Das werde gerade in der Außen- und Sicherheitspolitik sichtbar: „Wir sind noch nicht einmal in der Lage, unsere eigenen Soldaten aus den Krisengebieten herauszuholen. Das ist beschämend!“ Im Gegensatz zu den USA sei Europa beispielsweise abhängig von Öl- und Gaslieferungen aus dem Mittleren Osten: „Wir dürfen nicht damit rechnen, dass die Amerikaner unsere Interessen vertreten werden, und das unabhängig davon, wer dort jetzt gerade Präsident ist.“
Merz kritisierte den fehlenden europäischen Zusammenhalt. Besonders in Fragen, in denen die „amerikanischen und europäischen Interessen nicht übereinstimmen, sollten wir uns auf dieser Seite des Atlantiks eine gemeinsame Meinung bilden“, betonte er. Europa sei, was sein Selbstbewusstsein angehe, manchmal zu bescheiden: „Wir müssten den Amerikanern öfter sagen, wenn wir etwas anders sehen!“
In der Debatte zum Ausgang der US-Wahl wünscht Merz sich mehr Nüchternheit: „Wir müssen jetzt mal mit der Heulerei aufhören!“ Und weiter zur Zukunft der transatlantischen Beziehungen mit dem neuen Präsidenten: „Ich sehe im Augenblick keine bessere Wertegemeinschaft als die der Europäer und der Amerikaner. Sagen Sie mir eine bessere!“ (dts)
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