Nach Merkel-Besuch in Dresden: ZDF fordert Aufklärung zur polizeilichen Maßnahme gegen Fernsehteam
Kritik traf die Polizei nach ihrem Einsatz bei dem Besuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel in Dresden, da sie polizeiliche Maßnahmen gegen Journalisten durchführten. Was war geschehen?.
Ein Fernsehteam war für die ZDF-Sendung „Frontal21“ unterwegs und wollte am „Rande des Besuchs der Kanzlerin in Dresden drehen“.
Das Fernsehteam filmte Menschen, die anscheinend an den Demonstrationen gegen den Besuch der Kanzlerin teilnehmen wollten, oder bereits teilgenommen hatten. Am Anfang des Videos ist eine verbale Auseinandersetzung mit dem betreffenden Fernsehteam erkennbar. Mehrere Passanten rufen „Lügenpresse“, so auch der Mann mit dem Sonnenhut, der durch seine Lügenpresse-Rufe in den Fokus des Reporterteams geriet.
Dies bemerkte der Mann und ging auf das Fernsehteam zu. Er untersagte ihnen das Filmen seiner Person. Der Kameramann filmte weiter auch als der Mann direkt vor der Kamera stand. Der Mann unterstellte dem Kameramann das Verüben einer Straftat. Der Kameramann wies darauf hin, dass der Mann nur weiterzugehen brauchte. Doch der Mann wiederholte seine Anschuldigungen und der Kameramann filmte ihn dabei.
Kamerateam muss sich einer polizeilichen Maßnahme unterziehen
Der gefilmte Mann oder andere Personen, die sich in der Nähe aufhielten, schalteten dann die Polizei ein, die sich in unmittelbarer Nähe am Straßenrand aufhielt. Schließlich wurde durch die Polizei eine Überprüfung der Personalien bzw. Pressedokumente durchgeführt. Laut Aussage des Kamerateams soll die polizeiliche Maßnahme 45 Minuten gedauert haben.
#Pegidawirkt – Sächsische Polizeibeamte machen sich zur Exekutive von #Pegida / #AfD -Anhängern und behindern TV-Team, das für @ZDF @Frontal21 dreht. Hier ein Auszug, die polizeiliche Maßnahme dauerte ca. 45 min. Zeitungskollegen aus #Dresden berichten von ähnlichen Vorfällen. pic.twitter.com/m1erCDU9WJ
— Arndt Ginzel (@GKDJournalisten) 18. August 2018
Sächsischer Ministerpräsident äußert sich zum Vorfall
Sachsens Ministerpräsidenten Kretschmar reagierte direkt auf den Tweet eines Mitglieds des Kamerateams und kommentierte. „Die einzigen Personen, die in diesem Video seriös auftreten, sind Polizisten. Der Vorfall wird ohne Frage aufgeklärt“, so Kretzschmar. Der Polizeipräsident hat auch schon angeboten, mit den betroffenen Journalisten zu sprechen.
Die einzigen Personen, die in diesem Video seriös auftreten, sind Polizisten.
Der Vorfall wird ohne Frage aufgeklärt. Der Polizeipräsident hat auch schon angeboten mit den betroffenen Journalisten zu sprechen
@PolizeiSachsen #Dresden #dd1608 @smisachsen #sachsen
— Michael Kretschmer (@MPKretschmer) 18. August 2018
Am Sonntag sagte er zudem der Deutschen Presse-Agentur: „Die Sache wird in aller Ruhe aufgearbeitet und dann werden wir sehen, woran wir sind.“ Seine Aufgabe als Ministerpräsident sei es auch, sich vor die Beamten zu stellen, „und das mache ich“.
Mit seiner Äußerung stieß er bei manchen Internetnutzern auf Kritik und Empörung. So äußerte ein Twitter-Nutzer: „Welche ‚Aufklärung‘? Das Ergebnis haben Sie doch vorweggenommen. Und worüber soll der PP mit den Kollegen reden? Dass sie die Missachtung von Art. 5 GG nicht so schlimm finden sollen? Die @PolizeiSachsen behindert Journalisten bei der Arbeit und der MP lobt sie dafür. Unfassbar.“
Welche „Aufklärung“? Das Ergebnis haben Sie doch vorweggenommen. Und worüber soll der PP mit den Kollegen reden? Dass sie die Missachtung von Art. 5 GG nicht so schlimm finden sollen? Die @PolizeiSachsen behindert Journalisten bei der Arbeit und der MP lobt sie dafür. Unfassbar.
— Michael Klein ? (@MichaelWKlein) 19. August 2018
Der Deutsche Journalisten Verband Sachsen reagiert auch auf den Tweet des betroffenen Reporters und schreibt: „Geht gar nicht: Polizei behindert Fernsehteam! Wir fordern eine Erklärung!“
Auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey meldete sich zu Wort: „Das ZDF verlangt eine Aufklärung des Vorgangs“, sagte Frey am Sonntag. „Es handelt sich um eine klare Einschränkung der freien Berichterstattung. Das Team hat sich korrekt verhalten.“
Sachsens Polizei indessen reagierte per Twitter auf einen Beitrag von einem der betroffenen Reporter und kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. (er)
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