„Menschengemachte Erdüberhitzung“ – Hessen stellt Hitzeaktionsplan vor

Viel trinken, leichte Kost, mäßige Bewegung. Dass man sich im Sommer bei hohen Temperaturen anders verhält als beispielsweise im Winter, ist vielen klar. In Hessen wurde jetzt ein „Hitzeaktionsplan“ vorgestellt, der ab gefühlten Temperaturen von 32 Grad Celsius greifen soll.
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Mit zwei Warnstufen sollen Hessen zukünftig gewarnt werden, wenn die gefühlte Temperatur über 32 Grad Celsius klettert.Foto: iStock
Von 14. Februar 2023

Am 9. Februar 2023 hat der hessische Staatsminister Kai Klose einen „Hitzeaktionsplan“ vorgestellt, der unter anderem in Zusammenarbeit mit der Landesärztekammer Hessen erarbeitet wurde. Die darin festgehaltenen Maßnahmen sollen präventiv dabei helfen, „Bürgerinnen und Bürger vor den gefährlichen Folgen lange anhaltender Hitzeperioden zu schützen“.

Der Plan geht auf eine Aufforderung der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer zurück. Diese verlangte im November 2022 von der Landesregierung und den Gesundheitsämtern, flächendeckende Hitzeaktionspläne zu erstellen. Das Vorhaben orientiert sich an den „Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit“ des Bundesumweltministeriums, die auf Empfehlungen der WHO basieren.

In einer Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration ist nun nicht mehr nur von einem „menschengemachten Klimawandel“, sondern einer regelrechten „menschengemachten Erdüberhitzung“ die Rede. Diese „schreitet weltweit weiter voran und ist auch in Hessen bereits deutlich spürbar“.

Im Mittelpunkt des Hitzeaktionsplans des Landes stehen vor allem besonders gefährdete Personen, worunter ältere und chronisch kranke Menschen, Schwangere, Säuglinge und kleine Kinder, im Freien arbeitende Berufstätige und Obdachlose gezählt werden.

Jedes Jahr vor dem Sommer sollen in Hessen gemeinschaftliche Schreiben und Empfehlungen zum Umgang mit Hitze und UV-Strahlungen für Kliniken und Beschäftigte in Kliniken und Arztpraxen versendet werden, die von Landesärztekammern, Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenhausgesellschaften erstellt werden. Der Plan beinhaltet ein Hitzewarnsystem sowie Empfehlungen für die interdisziplinäre Kooperation von Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Krankenhäusern, Kitas und Schulen sowie Kommunen.

Mit dem aufgestellten Hitzeplan soll die hessische Bevölkerung dabei unterstützt werden, sich an die „Klimaveränderungen“ anzupassen, wobei ihre Lebensqualität durch Hitze möglichst nur geringfügig eingeschränkt werden soll.

Grundlage: die gefühlte Temperatur

Das hessische Hitzewarnsystem sieht zwei Warnstufen vor, die sich nicht am Ablesewert des Thermometers, sondern an der gefühlten Temperatur orientieren.

Im Deutschen Wetterdienst wird die gefühlte Temperatur nach dem sogenannten „Klima-Michel-Modell“ berechnet, das den Wärmehaushalt eines Modellmenschen bewertet. Der „Klima-Michel“ ist demnach eine männliche Person mit einer Größe von 1,75 m, einem Gewicht von 75 kg und etwa 35 Jahre alt. Sein Wärmehaushalt ist im Wesentlichen von der Luftfeuchte, der Sonneneinstrahlung und der Windgeschwindigkeit abhängig. „Bei niedrigen Temperaturen und starkem Wind liegt die gefühlte Temperatur unter der Lufttemperatur, Sonneneinstrahlung und schwacher Wind lassen die gefühlte Temperatur über die Lufttemperatur ansteigen“, heißt es vom Deutschen Wetterdienst.

Der gefühlten Temperatur werde ein bestimmter Bereich zugeordnet, bei der man sich wohlfühle, dem sogenannte „Behaglichkeits- oder Komfortbereich“. „Ist es kälter oder wärmer, leiden wir unter Kältestress oder Wärmebelastung. Je weiter sich die gefühlte Temperatur vom Komfortbereich entfernt, umso stärker werden Herz, Kreislauf und periphere Blutgefäße belastet“, erklärte Dipl.-Met. Sabine Krüger vom Deutschen Wetterdienst.

Zwei Hitzewarnstufen ab 32 Grad Celsius und vermehrte Aufklärung

Stufe 1 warnt vor einer starken Wärmebelastung, die bei einer gefühlten Temperatur von über 32 Grad Celsius erreicht wird.

Stufe 2 warnt vor einer extremen Wärmebelastung. Diese liegt vor, wenn die gefühlte Temperatur über 38 Grad Celsius steigt oder die Warnstufe eins an vier aufeinanderfolgenden Tagen vorliegt.

Im Hitzeaktionsplan ist des Weiteren eine vermehrte Aufklärung von Hitze, UV-Strahlung und Ozon auf den menschlichen Körper vorgesehen. In den „sommerlichen Verhaltenstipps“ werden leichte, frische Kost in kleinen, über den Tag verteilten Portionen empfohlen – wie Salat, Obst und Gemüse. Zum Ausgleich der ausgeschwitzten Mineralien soll hier leicht gesalzenes Essen dienen. Es gilt Alkohol, Kaffee und stark gezuckerte Getränke zu vermeiden. Zudem werden zwei Liter Flüssigkeit empfohlen.

„Hitze kann sich auf die Haltbarkeit und Wirksamkeit von Medikamenten auswirken“, heißt es weiter vom Ministerium. Insoweit solle mit Arzt und Apothekern die notwendige Lagerung und mögliche Anpassungen an die Einnahme besprochen werden.

Das hessische Hitzewarnsystem wurde laut Angaben des Sozialministeriums auf den extrem heißen Sommer 2003 im Jahr 2004 eingeführt, um vor allem ältere Menschen in Einrichtungen vor den mit der Hitze einhergehenden möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu schützen.

 



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