Melanie Müller wegen „Hitlergruß“-Vorwurf im Kreuzfeuer der Medien

Ballermann-Sängerin Melanie Müller soll bei einem gebuchten Auftritt auf einem Hooligan-„Oktoberfest“ Hitlergruß-Handbewegungen gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft schickte den Staatsschutz zur Hausdurchsuchung. Müller beklagt ein mediales Inferno und beteuert ihre Unschuld.
Ein Polizeiauto verlässt das Grundstück der Ballermann-Sängerin Melanie Müller. Die Polizei hatte das Wohnhaus von Müller durchsucht.
Ein Polizeiauto verlässt das Grundstück der Ballermann-Sängerin Melanie Müller am 13. Oktober. Die Polizei hatte das Wohnhaus von Müller durchsucht.Foto: Heiko Rebsch/dpa
Von 15. Oktober 2022

Die Ballermann-Sängerin und RTL-„Dschungelcamp“-Gewinnerin von 2014, Melanie Müller, soll einen „Hitlergruß“ gemacht haben. So zumindest will es die Staatsanwaltschaft Leipzig in Handbewegungen der Sängerin bei einem Auftritt am 17. September in Leipzig erkannt haben. Der Staatsanwaltschaft liege dazu ein Video vor. Auf diesem sei zu sehen, wie Müller mehrfach den rechten Arm in die Höhe bewege, meldet die Nachrichtenagentur dpa.

Infolge der staatlichen Ermittlungen soll nun die Leipziger Wohnung der 34-Jährigen durchsucht worden sein. Nach Angaben der „Bild“ seien Staatsschutz und Staatsanwaltschaft gegen 4 Uhr morgens auf dem Grundstück von Melanie Müller erschienen. Die Einsatzkräfte hätten sich gewaltsam Zutritt zur Hintertür des Gebäudes verschafft. Müllers Lebensgefährte soll anwesend gewesen sein. Sie selbst sei nicht dort gewesen, sondern zu der Zeit auf dem Ballermann aufgetreten sein.

Statement und Schlaganfall-Meldung

In einem Videobeitrag der „Bild“ ist Müller zu sehen, wie sie mehrfach den rechten Arm nach oben bewegt. Offensichtlich versucht sie dabei, das Publikum mit „Ostdeutschland“-Rufen zu animieren. Die Szene ist in einem kurzen Ausschnitt in einem Video der „Bildzeitung“ zu sehen. Dort kommt auch Michael Ehlers zu Wort, ein Experte für Mimik und Gestik, der Müllers Videostatement dazu als „nicht glaubwürdig“ bewertet: „Sekunde 19. Sie kommt ins Straucheln, nimmt Abstand, lehnt sich zurück, vernuschelt sich, vermutlich, weil es ihr nicht gelingt, den Text abzulesen und die Wörter ‚schändlich‘ und ‚unentschuldbar‘ auch noch nie vorher gelesen hat“, so der Experte.

Am 23. September berichtete die „Bild“ noch etwas anderes über Melanie Müller. Der Vorfall habe sich im Juli zugetragen. Müller sei den Informationen nach tagelang ans Bett gefesselt gewesen und auch im Krankenhaus behandelt worden. Die Boulevardzeitung berichtet von einer „schockierenden Diagnose: Schlaganfall“. Nach Angaben von Müller sei die rechte Gesichtshälfte leicht gelähmt gewesen, schreibt „Bild“ – und sie habe seither einen Tinnitus auf dem rechten Ohr, so die Sängerin im Interview.

„Ich habe es nicht öffentlich gemacht, weil ich keinen Shitstorm wollte, denn ich bin nach einer Woche wieder aufgestanden und habe gesagt, ich mache keine Kur, sondern meinen Job“, erklärte Müller den Reportern. Nach einem Streit mit ihrem Ex-Mann habe sie ein „Fiepen“ gehört und habe es nicht mehr allein aus dem Auto geschafft. Ein Freund habe sie ins Leipziger Krankenhaus gebracht. Nach einem Tag habe sich Müller dann selbst entlassen, weil sie ihre Kinder nicht habe allein lassen wollen.

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Schlachtenrufe: „Ost-Ost-Ostdeutschland“

In dem vollständigen Statement von Melanie Müller geht die Sängerin auf die Veranstaltung am 17. September bei einer Leipziger Fußball-Hooligan-Gruppe ein. Ihr Management habe ein Booking für einen Gesangsauftritt auf einem „Oktoberfest“ vermittelt – „für mich ein ganz normaler Auftritt“. Währenddessen sei es dann zu den „lautstarken Äußerungen“ gekommen, „Gejohle mit eindeutig rechtsradikalem und nationalsozialistischem Gedankengut“, so Müller. Eigenen Angaben nach habe Müller dann darauf hingewiesen, dass dies zu unterlassen sei und der Veranstalter habe einige Personen des Festzeltes verwiesen.

Weil es weiterhin zu ähnlichen Äußerungen gekommen sei, habe sie dann den Auftritt abgebrochen und die Veranstaltung verlassen. Müller: „Hätte ich vorher gewusst, was für eine Veranstaltung das gewesen ist oder was da zu meinem Konzert für Besucher kommen, hätte ich natürlich sofort abgebrochen“, so die Schilderungen von Melanie Müller im Statement.

In dem nachfolgenden Video sind unter anderem Schlachtenbummler im Fußballstadion zu sehen. Sie machen diverse Handbewegungen, die eher nicht an Hitlergruß-Handgesten erinnern, und rufen den Schlachtruf „Ost-Ost-Ostdeutschland“. Ähnliche Handgesten hatte auch Müller bei der Veranstaltung gemacht. Allerdings scheint es, dass diese im Zusammenhang mit einem Teil des Publikums eine andere Färbung bekommen haben könnten. Oder hatte Müller doch mehrfach den Hitlergruß gezeigt?

„In mein Publikum gehören keine Nazis“

Melanie Müller distanzierte sich in einem Facebook-Post vom 27. September „klar von den Geschehnissen bei dem Auftritt in Leipzig“ und meinte: „In mein Publikum gehören keine Nazis.“ Einen Tag später versicherte Müller nochmals auf Facebook: „Ich habe mit rechtsradikalem oder nationalistischem Gedankengut nichts am Hut.“

Allerdings scheinen die Folgen der staatlichen Strafverfolgung und der entsprechenden Berichterstattung an ihr zu zehren. „Das mediale Feuer, die unberechtigten Vorwürfe gegen mich, die Behauptung, ich mache mit Rechtsradikalen gemeinsame Sache und bewege mich im rechtsradikalen Umfeld, haben mich physisch und psychisch hart getroffen.“ Sie sei eine „taffe Frau und habe schon vieles gemeistert und ertragen“, so Müller, diese „böswilligen Behauptungen“ würden aber auch an ihre Substanz gehen. Sie sei „körperlich ziemlich angeschlagen“ und werde sich einige Tage zurückziehen, um das Ganze zu verarbeiten.

Offenbar hatte sich Melanie Müller das aber nochmal anders überlegt. Wenn man vom Pferd fällt, soll man gleich wieder aufsteigen, könnte ihr Motto gewesen sein. Die „Mallorca Zeitung“ berichtet, dass Müller nach nachmittäglicher Anreise am 30. September noch in derselben Nacht gegen 0.33 Uhr in der Diskothek Bolero an der Playa de Palma aufgetreten sei. Der Auftritt habe gerade mal 17 Minuten gedauert und sei nach fünf Schlagern zu Ende gewesen. Melanie Müller habe auch auf ihre charakteristischen, aufpeitschenden „Zickezacke“-Armbewegungen verzichtet, heißt es. Gegenüber der Presse habe Müller beteuert, sie habe sich nichts zuschulden kommen lassen.

Müller kritisiert RTL

Gegenüber dem Sender RTL erhob die ehemalige Dschungelkönigin und „Promi-Big-Brother“-Siegerin harte Vorwürfe. Man versuche, ihr etwas anzudichten und lasse keine Gelegenheit aus, immer wieder mit Dreck zu werfen, nach dem Motto: „Man muss nur Dreck werfen, irgendwas bleibt schon hängen.“ Es gehe ihr deshalb wirklich schlecht und sie denke dabei auch an ihre Kinder, die sie schützen müsse – „und die solche Lügen über ihre Mutter nicht lesen wollen“.



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