Mehr Schaden als Nutzen: UNESCO fordert Smartphone-Verbot an Schulen
In ihrem neuen Global Education Monitoring Report empfiehlt die UNESCO, Smartphones an Schulen zu verbieten. Handys würden ablenken und so die Konzentration der Schüler stören, heißt es im Bericht. Auch würde ein Verbot die Kinder besser vor Cybermobbing schützen und ein besseres Lernumfeld schaffen.
Der UNESCO zufolge gibt es Beweise dafür, dass eine übermäßige Nutzung von Mobiltelefonen zu schlechteren schulischen Leistungen führt und negative Auswirkungen auf das emotionale Befinden von Kindern hat.
Mensch im Zentrum der Bildung
Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen fordert, dass menschliche Kontakte im Mittelpunkt der Bildung stehen müssen. Digitale Techniken einschließlich KI könnten die persönliche Interaktion mit Lehrern keinesfalls ersetzen. In diesem Zusammenhang verweist der Bericht auf die zunehmende Verlagerung des Lernens ins Internet, vor allem an Universitäten. Die Politik dürfe die Bedeutung der „sozialen Dimension“ beim Lernen von Angesicht zu Angesicht nicht vergessen.
Die UNESCO warnt politische Entscheidungsträger vor einer unreflektierten Nutzung digitaler Technologie. Der Einsatz solcher Technologien würde insgesamt überbewertet.
Die positiven Auswirkungen auf die Lernergebnisse seien nicht so bedeutend, wie allgemein angenommen. „Nicht jede Veränderung ist ein Fortschritt. Nur weil etwas getan werden kann, heißt das nicht, dass es auch getan werden sollte“, heißt es im Bericht.
Stattdessen sollten die Staaten klare Ziele und Grundsätze für den Einsatz digitaler Technik im Bildungswesen festlegen. Es müsse sichergestellt werden, dass die Technologien keinen Schaden bei der Gesundheit der Schüler, der Demokratie oder der Privatsphäre anrichten.
Besonderes Augenmerk legt die Organisation auch auf die ungleiche Verteilung digitaler Technik weltweit, da viele ärmere Menschen weiterhin von ihr ausgeschlossen sind. Gerade während der Corona-Pandemie standen ärmeren Ländern Möglichkeiten wie E-Learning nicht zur Verfügung.
Die Lage in Europa
Die UNESCO untersuchte für ihren Bericht 200 Bildungssysteme in der ganzen Welt. In Frankreich gibt es bereits seit 2010 ein Gesetz, das die Handy-Nutzung während des Unterrichts verbietet. Im Jahr 2018 führte das Land dann das Handy-Verbot für Kinder bis 15 Jahren in Schulen ein.
Österreich hingegen hat ein Handy-Verbot kategorisch abgelehnt, wie eine Anfrage des „ORF“ ergab. Es obliege allein den Schulen beziehungsweise den einzelnen Lehrkräften, wie sie mit Smartphone und Co. im Klassenzimmer umgehen, so der Sender. Vielmehr sehe das Bildungsministerium in der Digitalisierung eine Chance. Auch in KI wie dem Chatbot ChatGPT sieht das Ministerium keine Gefahr für Schulen.
In Deutschland gibt es aktuell kein einheitliches Handy-Verbot an Schulen, denn die Schulen fallen in die Zuständigkeit der 16 Bundesländer. Meist ist es nur untersagt, Smartphones während des Unterrichts zu verwenden. Einige Schulen erlauben das temporäre Einsammeln von Handys vor dem Unterricht, um Ablenkungen zu minimieren.
Der niederländische Bildungsminister Robbert Dijkgraaf hat für kommendes Jahr Einschränkungen angekündigt: „Schüler müssen sich konzentrieren können und die Möglichkeit haben, gut zu lernen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Mobiltelefone eine Störung darstellen. Wir müssen die Schüler davor schützen.“ (nh).
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