Mehr häusliche Gewalt in der Corona-Zeit
Seit dem Beginn der Corona-Krise sind in einigen Bundesländern mehr Fälle von häuslicher Gewalt registriert worden. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den zuständigen Ministerien und Behörden der Länder ergeben.
Die ersten Zahlen zeichnen ein uneinheitliches Bild für die Gesamtsituation in Deutschland. Das liegt laut offiziellen Stellen auch daran, dass viele Menschen in Zeiten von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen die Gewalt (noch) nicht angezeigt haben. Ein gesichertes Gesamtbild für Deutschland wird es laut Bundesfamilienministerium erst im November geben.
In Berlin ist es nach Einschätzung von Justiz und Rechtsmedizin zu einem deutlichen Anstieg an Gewalttaten zu Hause gekommen. Zum Höhepunkt der Lockerungen im Juni 2020 habe die Berliner Gewaltschutzambulanz zum Beispiel einen Anstieg von 30 Prozent der Fälle im Vergleich zum Juni 2019 verzeichnet.
In Hamburg verzeichnete die Polizei in den Monaten Januar bis Juni 2020 eine höhere Zahl an Delikten im Bereich der Beziehungsgewalt (2252) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1812). Sie rechne mit einer weiterhin steigenden Fallzahl, da Straftaten aus diesem Bereich des Öfteren mit Zeitverzug anzeigt würden.
In Bremen verzeichnen die Frauenhäuser laut der Gesundheitssenatorin seit Mitte Juni eine erhöhte Nachfrage: Die Auslastung der Plätze liege derzeit bei über 100 Prozent.
Rückläufige Zahlen
Die beiden Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen registrierten nach eigenen Angaben hingegen rückläufige Zahlen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt.
Wie das Justizministerium Niedersachsen mitteilte, gab es von März bis Mitte Mai einen Rückgang der Fallzahlen um 11,7 Prozent. In NRW waren es nach Angaben des Innenministeriums sogar 21 Prozent.
Das Innenministerium in Schleswig-Holstein wies darauf hin, dass die Corona-Situation das Anzeigeverhalten stark beeinflusse: So habe es in den vergangenen Monaten weniger Sozialkontrolle durch Schule, Freunde, Verwandte, Ärzte und Betreuer gegeben. (dpa)
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