Mehr als jeder Fünfte hat kein Geld für eine Woche Urlaub

Mal eine Woche wegfahren und ausspannen? Längst nicht jeder kann sich das leisten. Die Eurostat-Daten sprechen eine deutliche Sprache.
Strandurlaub im Vorort Alimos in Nähe der griechischen Hauptstadt Athen.
Strandurlaub im Vorort Alimos in Nähe der griechischen Hauptstadt Athen.Foto: Yorgos Karahalis/AP/dpa
Epoch Times16. Juli 2023

Mehr als jeder Fünfte in Deutschland kann es sich nach EU-Daten nicht leisten, eine Woche im Jahr in den Urlaub zu fahren. 21,9 Prozent der Menschen in Deutschland hatten im Jahr 2022 nicht genug Geld für eine einwöchige Urlaubsreise. Das geht aus Eurostat-Daten hervor. Die Linksfraktion hatte die Zahlen beim Statistischen Amt der Europäischen Union erfragt.

Besonders schwierig sei es demnach für Alleinstehende mit Kindern: Bei 42 Prozent der Alleinerziehenden reicht das Einkommen den Daten zufolge nicht für eine Woche Urlaub. Haushalte mit zwei Erwachsenen ohne abhängige Kinder können sich den Urlaub am ehesten leisten.

Starke Schwankungen sind normal

Die Zahlen schwankten in den vergangenen Jahren recht stark. Im Vergleich zum Jahr 2021 gab es einen leichten Anstieg derer, die sich keinen Urlaub leisten können. Damals lag der Anteil bei 19,9 Prozent, es war also auch fast jeder Fünfte.

Deutlich geringer war die Zahl in den Jahren 2017 (15,3 Prozent) bis 2019 (12,8 Prozent). Im Jahr 2011 konnte sich fast jeder Vierte (22,8 Prozent) keine einwöchige Urlaubsreise leisten.

Der Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch nannte die Zahlen einen „traurigen Befund“. „Diese Zahlen zeigen, wie tief Deutschland sozial gespalten ist“, sagte Bartsch „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. „Jede und jeder sollte die Möglichkeit haben, mindestens eine Woche im Jahr in den Urlaub fahren zu können.“ Dafür brauche es höhere Löhne, auskömmliche Renten, eine konsequente Anti-Inflationspolitik und eine armutsfeste Kindergrundsicherung in Deutschland.

Inflation in Deutschland

Das Leben hat sich in Deutschland auffällig verteuert. Die von Verbrauchern wahrgenommene Inflation und die offiziell erfasste Rate weichen dabei in Deutschland stark voneinander ab. Die gefühlte Inflationsrate habe im Mai mit 18 Prozent fast dreimal so hoch gelegen wie die tatsächlich ermittelte (6,1 Prozent), teilte der Kreditversicherer Allianz Trade mit.

Verbraucher achteten beispielsweise stärker auf Preisänderungen bei häufig anfallenden Einkäufen wie Lebensmitteln und Getränken, Kraftstoffen oder sonstigen Besorgungen im Supermarkt. Auch psychologische Aspekte, demografische und regionale Unterschiede und individuelles Konsumverhalten könnten dazu führen, dass Verbraucher den Preisanstieg anders beurteilten als die offizielle Messung.

In Deutschland zählen insbesondere Lebensmittel seit Monaten zu den Preistreibern: Nahrungsmittel verteuerten sich laut Statistischem Bundesamt im Mai binnen Jahresfrist um 14,9 Prozent.

Große Unterschiede in Europa

Bei der offiziellen Inflation gibt es große Unterschiede in Europa. Im Mai reichte die Spanne von 2,8 Prozent in Griechenland über 13 Prozent in Polen bis 21,5 Prozent in Ungarn. Zum Vergleich: Die Inflation in der Eurozone betrug 6,1 Prozent und die gefühlte Rate zuletzt fast 17 Prozent, so Allianz Trade.

Außergewöhnlich niedrig war die Inflation im Nicht-EU-Land Schweiz mit 2,2 Prozent im Mai. Sie profitiere unter anderem vom starken Franken, der die Inflation über die Importpreise dämpfe, hieß es. (dpa/red)



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