Mehr als 967.000 Menschen aus Ukraine nach Deutschland geflüchtet

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sitzen in einer ersten Anlaufstelle am Hauptbahnhof in Berlin.
Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sitzen in einer ersten Anlaufstelle am Hauptbahnhof in Berlin (Archivbild).Foto: Carsten Koall/dpa
Epoch Times23. August 2022

Seit Beginn des Ukraine-Krieges sind mehr als 967.000 Kriegsflüchtlinge zumindest vorübergehend nach Deutschland gekommen. Das teilte das Bundesinnenministerium am Dienstag auf Basis des Ausländerzentralregisters mit. Demnach sind davon rund 36 Prozent Kinder und Jugendliche (351.000 Menschen unter 18 Jahren), darunter die meisten im Grundschulalter.

„Wir erleben in Europa die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). In dieser Situation habe man geschafft, was in Europa nie zuvor gelungen sei: „die gemeinsame, schnelle und unbürokratische Aufnahme von Geflüchteten“. Gemeinsam habe man „viele Leben gerettet“.

Von den seit dem 24. Februar im Ausländerzentralregister erfassten Flüchtlingen aus der Ukraine sind rund 97 Prozent ukrainische Staatsangehörige. Unter den Erwachsenen sind rund 74 Prozent Frauen. Rund acht Prozent der Geflüchteten sind ältere Menschen über 64 Jahre.

Von den in Deutschland erfassten Flüchtlingen kann eine erhebliche Zahl in andere EU-Staaten weitergereist und auch in die Ukraine zurückgekehrt sein. Bei der Zahl von mehr als 967.000 Personen handelt sich somit um die Zahl derjenigen, die sich seit Kriegsbeginn vorübergehend in Deutschland aufgehalten haben oder weiter aufhalten.

Laut den Angaben des UNHCR sind insgesamt rund 3,8 Millionen Kriegsflüchtlinge zumindest zeitweise wieder aus anderen europäischen Staaten in die Ukraine zurückgekehrt. Die Bundespolizei geht von etwa 700 Flüchtlingen aus der Ukraine aus, die derzeit täglich nach Deutschland einreisen.

Integrations- und Erstorientierungskurse

In der vergangenen Woche nahmen laut Bundesinnenministerium bundesweit 144.164 Menschen an Integrationskursen teil. 57 Prozent von ihnen stammten aus der Ukraine. Viele Flüchtlinge müssen teilweise alleine mit der deutschen Bürokratie klarkommen.

Die Nachfrage nach sogenannten Erstorientierungskursen, wo erste Deutschkenntnisse vermittelt und ein Überblick über das Leben in Deutschland gegeben wird, ist durch die Ankunft der Ukraine-Flüchtlinge stark gestiegen, wie ein Sprecher des Innenministeriums auf Anfrage mitteilt. Statt der sonst üblichen 300 Kurse finden aktuell im Schnitt 800 statt.

Ende Mai lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ukrainer in Deutschland bei rund 84.000 – ein Anstieg um 26.500 Beschäftigte seit Februar. Aktuellere Zahlen liegen dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales noch nicht vor. Mitte Juli bezogen rund 454.000 ukrainische Staatsbürger Leistungen des Sozialgesetzbuches II, sind also Hartz-IV-Empfänger.

Erst mal Aufenthaltstitel für ein Jahr

Die Staaten der Europäischen Union hatten sich im März – nur wenige Tage nach Kriegsbeginn – geeinigt, auf die Flüchtlinge aus der Ukraine die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie anzuwenden. Diese sieht vor, dass die Schutzsuchenden keinen Asylantrag stellen müssen, sondern erst einmal einen Aufenthaltstitel für ein Jahr erhalten und arbeiten dürfen. Wer nicht sofort Arbeit fand, erhielt zuerst Leistungen vom Sozialamt nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Seit dem 1. Juni sind in Deutschland die Jobcenter für die Ukrainer zuständig. Sie vermitteln Kurse, kümmern sich um die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und um Fortbildungen, weisen auf freie Stellen hin und sorgen dafür, dass Anspruchsberechtigte Leistungen der Grundsicherung erhalten. Aus Sicht des Deutschen Städtetags war der Wechsel von den Sozial- und Ausländerämtern zu den Jobcentern zwar aufwendig, ist aber insgesamt sehr gut gelaufen.

Da sich die weitere Entwicklung des Krieges nur schwer vorhersehen lässt, gibt es auch bei den Mitarbeitern der Verwaltung teilweise Verständnis für „Flucht-Pendler“. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hatte Anfang des Monats auch betont, es sei wichtig, dass auch jene, die dauerhaft in die Ukraine zurückkehrten, wieder in der EU willkommen seien, falls sich die Lage verschlechtere. (dts/dpa/mf)



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