Massive Störungen bei „Marsch fürs Leben“-Demo – Jährlich in Deutschland 100.000 Abtreibungen
Rund 140 Freiheitsbeschränkungen und Freiheitsentziehungen, dazu elf Strafanzeigen unter anderem wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und Sachbeschädigungen. So lautet die Bilanz der Polizei, die bei der alljährlich stattfindenden Demonstration namens „Marsch für das Leben“ am Samstagnachmittag in Berlin einiges zu tun hatte.
Doch die polizeiliche Arbeit richtete sich dabei gezwungenermaßen nicht auf die schweigend durch die Hauptstadt ziehenden Teilnehmer der Versammlung, sondern auf die zahlreichen Gegendemonstranten und ihre Störaktionen.
Gleich von Beginn an kam es zu Störungen, heißt es in der Polizeimeldung zu der Veranstaltung. So mussten Einsatzkräfte der Polizei bereits bei der Eröffnungskundgebung vier Frauen von der Bühne führen, weil diese von dort aus „störend auf die Demonstration eingewirkt und hierbei auch ein Laptop eines Bühnentechnikers beschädigt hatten.“ Noch bevor sich der Aufzug in Bewegung setzte, entrollten Gegnerinnen und Gegnern der Demonstration vor der Bühne ein Transparent.
Auch während des „Marsches“ durch die Stadt, kam es dann immer wieder zu Störaktionen, bei denen „Personen versuchten, auf die Teilnehmenden einzuwirken und die Demonstration durch Sitzblockaden zum Anhalten zwangen“, berichtet die Polizei. Nur durch den Einsatz von unmittelbarem Zwang in Form von einfacher körperlicher Gewalt und dem Wegtragen von Blockierern konnten Sitzblockaden aufgelöst werden.
Zudem versuchten zahlreiche Gegner des Aufzuges, immer wieder eingerichtete Absperrungen zu durchdringen, um an den Aufzug zu gelangen und ihn zu stören. Auch hier setzten die Polizeikräfte teilweise einfache körperliche Gewalt, unter anderem in Form von Wegdrängen ein, um die Störenden daran zu hindern.
Doch wofür steht der Marsch für das Leben – was erregt die Gemüter der Gegendemonstranten dermaßen, dass sie mit Lautstärke und Sitzblockaden dagegen „ankämpfen“ zu suchen?
300 Kinder pro Tag sterben in Deutschland durch Abtreibungen
„Abtreibung ist eine endgültige Entscheidung. Viele Mütter und Väter leiden ihr Leben lang, wenn sie nach Jahren auf diese Entscheidung zurückblicken“, heißt es vom „Bundesverband Lebensrecht“, dem Veranstalter des „Marsch für das Leben“.
Auf der anderen Seite werden in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, pro Jahr 100.000 Kinder abgetrieben. Das sind knapp 300 Kinder pro Tag, 10 Schulklassen pro Tag, die ausgelöscht werden, gab Bischof Stefan Oster aus Passau als einer der Redner bei der Eröffnungskundgebung zu bedenken.
Dafür gibt es sicher unterschiedliche Motivationen. Doch vielleicht hätte die ein oder andere Frau, wenn sie mehr Unterstützung und eine bessere Beratung erhalten hätte, sich für ein Weiterleben des noch ungeborenen Lebens entschieden, deutet der Bundesverband an.
Er wünscht sich, „dass Frauen umfassend darüber informiert werden – über alle Konsequenzen von Abtreibungen. Wir wollen Hilfe für Frauen, denen das JA zum Kind schwerfällt.“
Für eine Handlung, die Frauen später bitter bereuen könnten, sollte keine Werbung gemacht werden, heißt es zudem seitens des Bundesverbandes.
Dabei geht es nicht nur um das Thema Schutz für das ungeborene Leben, sondern auch um das Thema Sterbehilfe, wie Hans-Jörg Voigt Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche im Gespräch vor Ort mit Epoch Times verdeutlicht:
Das gilt dann auch für das Ende des Lebens, wenn Menschen krank und sie ihr eigenes Leben nicht mehr als lebenswert empfinden, dass ihnen auch dann jemand nah ist und ihnen beisteht mit Palliativmedizin und sie weiter begleitet auf ihrem Weg.“
Er selber ist in Ostdeutschland aufgewachsen und kennt noch die in der DDR verbreitete Ansicht, das Abtreibung eine Möglichkeit der Schwangerschaftsverhütung sei. Man sprach damals von Schwangerschaftsunterbrechung als, „ob man sie wieder aufnehmen könne“, so der Geistliche.
Ihm half damals als junger Mensch der Einfluss von anderen Christen, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Für ihn ist das Hauptanliegen des „Marsches für das Leben“ Orientierung zu geben. „Es ist unsere Absicht, ein Zeugnis zu geben ganz positiv für das Leben für den Schutz des Lebens von Beginn bis zu seinem Ende“, so der Bischof.
Zu den Protesten gegen den „Marsch für das Leben“ äußerte Voigt:
Auf dem Schweigemarsch haben wir sehr viel Widerspruch, Anfeindung, ja auch offensiv aggressive Ablehnung erfahren. Das gehört offensichtlich mit dazu. Unsere Gesellschaft polarisiert sich, wobei ich nicht vollständig verstehen kann warum“, so der kirchliche Vertreter.
Er vermutet als Grund für die Anfeindungen, dass sich Menschen in ihren Lebensentwürfen angegriffen sehen würden. Dabei sei ein Angriff auf diese Lebensentwürfe gar nicht die Absicht, erklärt der Bischof.
„Das wir menschliches Leben schützen, ist etwas, was in die Öffentlichkeit gehört“
Präses Ekkehart Vetter, Erster Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, nimmt zum wiederholten Male am „Marsch für das Leben“ teil. Er hält das Anliegen für „super wichtig“. Außerdem würde unser Grundgesetz damit beginnen, dass die Würde des Menschen unantastbar sei – und dieser Satz gelte für ihn.
Wobei für ihn das menschliche Leben bereits von der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle beginne, verdeutlicht der kirchliche Vertreter. Dementsprechend gilt dies genauso für das ungeborene Leben. Eine weitere Motivation zur Teilnahme an der Veranstaltung, ist:
Gott ist der Schöpfer allen Lebens und wir haben als Mensch kein Recht uns daran zu vergreifen. Somit sei das Leben auch aus dieser theologischen Sicht unantastbar“, führt Vetter weiter aus.
Und diese Ansicht müsse man unbedingt öffentlich machen, so Vetter. „Wir wären ja in vieler Hinsicht am Schutz von Leben interessiert. Der ganze Tierschutz sei ein großes Thema und das sei richtig so“, führt er weiter aus.
Aber das wir menschliches Leben von Anfang an schützen, ist etwas, was unbedingt in die Öffentlichkeit hineingehört“, so Vetter.
Er empfände es fast als anachronistisch, dass alles möglich heute als schützenswert gelte – das sollte für menschliches Leben erst recht gelten.
Auf die Gegenproteste angesprochen äußert Vetter, dass es jedermanns Recht sei, seine Meinung zu äußern, wenn es gewaltfrei sei. Allerdings wären „die Leute und ihre Art und Weise, wie hier dagegen demonstriert wird gewöhnungsbedürftig“.
Auf der einen Seite wären die Auffassungen der Gegendemonstranten, die in der Gesellschaft ja wirklich vorhanden sind, erklärt der sonst in Hannover arbeitende Präses. Auf der anderen Seite fände er es allerdings „eher komisch“, dass diese Leute durch Lautstärke, durch Trillerpfeifen, „durch alles Mögliche“ versuchen würden, sie mundtot zu machen. Für Vetter gehört das nicht zu einem inhaltlichen Diskurs.
Wir sollen inhaltlich diskutieren und wenn andere Menschen andere Auffassungen haben als ich, dann ist das für mich kein Problem. Dann lass uns inhaltlich diskutieren und miteinander auf Augenhöhe miteinander Reden. Aber mit Lautstärke zu versuchen uns vom Platz zu fegen, das ist auch eine Form von Aggression, die absolut nicht sein sollte.“
„Die Bürgerlichen stellen die Mehrheit in Deutschland“
Klaus Kelle ist einer der Teilnehmer des „Marsches für das Leben“. Als konservativer Publizist ist für ihn der Schutz des menschlichen Lebens, also das ungeborene Leben sowie alte Menschen und die Behinderten, zu schützen, eine wichtige Kernbotschaft. Auch diese Form des Lebens bräuchte eine Lobby, so der Rheinländer.
Deutschland sei ein großartiges Land, das er liebe und in dem er gerne lebe. Allerdings hätten wir Deutschen in den letzten vier bis sechs Jahren zugelassen, dass die Gesellschaft umgestaltet würde – und zwar in einer Art Weise, die nicht gut sei.
Da geht es um Sicherheit, Migration, das Abdrängen der traditionellen Familie an den Rand der Gesellschaft“, führt Kelle aus.
Auf die Frage, für wie wichtig er solch eine Veranstaltung in der heutigen Zeit hält, erklärt der Publizist, dass heute nicht mehr die Zeit sei, das Bürgerliche auf dem Sofa sitzen und gute Ratschläge erteilen oder auf Facebook etwas schreiben.
Ich bin überzeugt, dass die Bürgerlichen in Deutschland die Mehrheit stellen, aber man kann nicht nur Urlaub planen oder nur vor dem Fernseher sitzen und denken: ‚Irgendwer macht das schon.‘ Wir müssen das machen!“
Solch eine Veranstaltung finde nur einmal im Jahr statt, das sei ja kein Vergleich zu „Fridays for Future“, deren Demoteilnehmer jeden Freitag die Schule fürs Klima schwänzen. Dafür sollte man sich die Zeit nehmen – wo Berlin auch schon ohne die Veranstaltung eine Reise wert sei.
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