Macron zeichnet Nazi-Jäger Beate und Serge Klarsfeld in Berlin aus
„Ihr Einsatz gegen das Vergessen und die Straflosigkeit hat das deutsche Bewusstsein verändert“, sagte Macron am Montag in seiner Hommage an die Deutsche Beate Klarsfeld, die ihr Leben zusammen mit ihrem französischen Mann Serge dem Aufspüren untergetauchter Nazis und dem Gedenken an die Opfer der Shoah gewidmet hat.
Macron erinnerte an die Ohrfeige, die Beate Klarsfeld 1968 dem damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger wegen seiner Nazi-Vergangenheit öffentlich verpasst hatte. „Dieses Ohrfeige traf ein Gesicht, aber auch die Gewissen. Sie erschütterte eine Ordnung, die auf dem Vergessen und der Straflosigkeit gründete“, sagte Macron. „Es war ein Weckruf, der Sie zu einer Heldin der Wahrheit machte“, fügte er hinzu.
Beate Klarsfeld war wegen der Ohrfeige damals zu einem Jahr Haft verurteilt worden, musste die Strafe wegen ihrer doppelten Staatsangehörigkeit aber nicht verbüßen.
Macron erwähnte auch die unermüdliche Arbeit der beiden, Nazis und deren Kollaborateure aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. „Ihr Werk ist unumstritten und wissenschaftlich belegt“, betonte Macron. Die Klarsfelds hätten dazu beigetragen, „die Beihilfe der französischen Behörden bei der Festnahme ausländischer und staatenloser Juden“ aufzuzeigen. „Die Politik der Kollaboration hat nichts dafür getan, die französischen Juden zu schützen“, betonte Macron.
Es sei auch der Arbeit der Klarsfelds zu verdanken, dass der frühere Präsident Jacques Chirac 1995 erstmals öffentlich die Mitverantwortung Frankreichs für die Deportation der Juden anerkannt habe.
Macron zeichnete die beiden in der französischen Botschaft in Berlin aus. Serge Klarsfeld erhielt das Große Kreuz der Ehrenlegion, seine Frau Beate wurde die Offizierswürde verliehen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte gemeinsam mit Macron und den Klarsfelds zuvor das Denkmal für die ermordeten Juden Europas besucht. Serge Klarsfeld erinnerte daran, dass sein Vater in Nizza von deutschen Soldaten festgenommen worden war, wo er mit seiner Mutter und Schwester hinter einer falschen Rückwand in einem Kleiderschrank versteckt war. Er erwähnte dabei auch, dass ein Onkel seiner späteren Frau damals in Nizza im Einsatz gewesen sei.
Das Deutsch-Französische Jugendwerk stellte bei dem Besuch der Präsidenten am Holocaust-Mahnmal eine neue interaktive Karte mit 63 Orten der deutsch-französischen Geschichte vor, unter ihnen das Schlachtfeld von Verdun während des Ersten Weltkriegs, Oradour-sur-Glane, der Ort des schlimmsten SS-Massakers in Frankreich, aber auch Fessenheim, Standort eines umstrittenen und inzwischen abgeschalteten Atomkraftwerks.
„Junge Menschen in Deutschland und Frankreich können heute immer weniger Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs oder der Shoah befragen“, erklärte der Ko-Vorsitzende Tobias Bütow vom Deutsch-Französischen Jugendwerk. „Doch Erinnerung lebt und ist dynamisch“, fügte er hinzu.
Die beiden Präsidenten reisten am Montag weiter nach Dresden, wo Macron teils auf Deutsche eine Rede an die europäische Jugend halten wollte. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion