Linke-Spitzenduo: Von den „unanständig Superreichen“ nehmen

Die Linke zieht mit dem Spitzenduo Jan van Aken und Heidi Reichinnek in die nächste Bundestagswahl. Die Partei verkündete ihre Entscheidung am Sonntag im Karl-Liebknecht-Haus in Berlin.
Streben an die Spitze der Linken: Ines Schwerdtner und Jan van Aken.
An der Spitze der Linken: Ines Schwerdtner und Jan van Aken.Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Epoch Times10. November 2024

Die Linke zieht mit dem Spitzenduo Jan van Aken und Heidi Reichinnek in die nächste Bundestagswahl. Bei ihrer Vorstellung am Sonntag in Berlin kündigte van Aken für den Wahlkampf einen Klassenkampf an – es gehe um „wir hier unten gegen die da oben“. Als Wahlziel gaben die Linken aus, vor der „asozialen FDP“ zu landen.

Der in Hamburg lebende 63 Jahre alte van Aken ist seit Oktober einer der zwei Bundeschefs der Linken, die in Osnabrück lebende 36 Jahre alte Reichinnek ist seit Februar eine der zwei Vorsitzenden der Gruppe Die Linke im Bundestag.

Von den „unanständig Superreichen“ nehmen

In der laufenden Legislaturperiode hatte sich die Linke durch zahlreiche Machtkämpfe geschwächt, dies gipfelte in der Gründung des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Seitdem hat die Linke im Bundestag keinen Fraktionsstatus mehr, sondern ist nur noch eine Gruppe.

Linken-Chefin Ines Schwerdtner sagte, die Entscheidung für ihren Co-Vorsitzenden van Aken und Reichinnek als Vorsitzende der Bundestagsgruppe sei einmütig gefallen. „Wir gehen geschlossen und geeint in diesen Wahlkampf.“

Reichinnek bedankte sich für das Vertrauen und sagte: „Wir werden dieses Vertrauen auf jeden Fall umsetzen.“ Van Aken sagte, „diese Zeiten brauchen eine Linke, eine starke Linke in Deutschland“. Es drohe ein weiteres Erstarken der AfD und damit „noch mehr Faschismus“. Unter einem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) drohten zudem gnadenlose Kürzungen sozialer Leistungen.

Für das Linken-Spitzenduo gelte, „wir sind für ein Land, in dem die Stärkeren für die Schwächeren da sind. Den „unanständig Superreichen“ müsse etwas genommen werden. „Deshalb sind wir dafür, dass es in Deutschland überhaupt keine Milliardäre mehr geben sollte“, sagte van Aken.

Ziel sind drei Direktmandate

Die Linke strebt dem Spitzenduo zufolge an, die Fünfprozenthürde zu überspringen und laut Reichinnek „mindestens drei Direktmandate, eigentlich aber fünf“ erringen zu wollen. Insbesondere in Berlin und Leipzig solle dies gelingen. Van Aken sagte, die Linke wolle auf jeden Fall „vor dieser asozialen FDP landen“.

Van Aken verwies im Zusammenhang mit dem angestrebten Wiedereinzug in den Bundestag auch auf das Engagement der wegen ihres fortgeschrittenen Alters als „Silberlocken“ bezeichneten Linken Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow im Bundestagswahlkampf. „Wir sind im engen Austausch mit der Mission Silberlocke.“ Zur gegebenen Zeit wollten sich die drei äußern.

Aktion „Silberlocke“ von Gysi

Gysi hatte jüngst auf dem Linken-Parteitag angekündigt, dass alle drei eine „Aktion Silberlocke“ starten und sich um Direktmandate bei der – damals allerdings erst für September 2025  erwarteten – nächsten Bundestagswahl bewerben wollen.

Während einer Kandidatur von Gysi und Bartsch nichts entgegensteht, ist Ramelow in Thüringen weiter Ministerpräsident, da dort nach der Landtagswahl noch keine neue Regierungsbildung gelungen ist.

Van Aken kündigte an, in Hamburg Listenplatz 1 der Linken anzustreben, Reichinnek strebt Listenplatz 1 in Niedersachsen an. In Parteikreisen der Linken wurde hervorgehoben, dass die erst seit der letzten Bundestagswahl im Bundestag sitzende Reichinnek die Gruppe unter ihrem Vorsitz in ein „konstruktiv arbeitendes Fahrwasser“ gebracht habe.

Beide Spitzenkandidaten hätten die Spektren übergreifend große Anerkennung bei der Linken, der Zungenschlag von beiden habe „das Potential, die Politik aufzumischen“. (afp/red)



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