Lesekompetenz von Viertklässlern „alarmierend“ gesunken

Die Corona-Pandemie belastet seit zwei Jahren auch den Schulunterricht. Einer Studie zufolge leidet die Lesefähigkeit darunter - bei Viertklässlern in Deutschland habe sie sich massiv verschlechtert.
Kinder lesen in einer Grundschule.
Kinder lesen in einer Grundschule.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Epoch Times15. März 2022

Während der Corona-Pandemie haben die Lesefähigkeiten von Viertklässlern in Deutschland nach einer neuen Studie gravierend abgenommen.

Unter insgesamt fast 4300 getesteten Grundschülern wiesen Kinder der vierten Klassen 2021 nach gut einem Jahr pandemiebedingter Einschränkungen eine „substanziell geringere“ Lesekompetenz auf als Viertklässler 2016. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten repräsentativen Studie des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund (IFS) hervor. Im Durchschnitt fehle den Kindern ein halbes Schuljahr.

Besonders kritischer Zeitpunkt

Lesekompetenz – flüssiges und sinnerfassendes Lesen – wird zentral in der Grundschule erworben. Sie gilt als Schlüsselqualifikation für den Bildungsweg. „Die Ergebnisse sind alarmierend“, heißt es in der Untersuchung. Die vierten Klassen sind wegen des bevorstehenden Wechsels an die weiterführenden Schulen ein besonders kritischer Zeitpunkt.

Nach häufigen Wechseln zwischen Distanz- und Präsenzlernen und Unterrichtsausfällen stellte das Forscherteam Leistungsabfälle durchgängig bei allen Gruppen unter den Viertklässlern fest. Demnach sank der Anteil der starken und sehr starken Leser von 44 Prozent (2016) auf 37 Prozent. 28 Prozent können nur schwach oder sehr schwach lesen – fünf Jahre zuvor waren das mit 22 Prozent deutlich weniger.

Mädchen schneiden vor Jungen ab

Mädchen lesen im Mittel weiterhin besser als Jungen. Bei beiden seien die negativen Effekte der Pandemie in etwa dem gleichen Ausmaß festgestellt worden, heißt es. Zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund wurde der ohnehin bestehende erhebliche Unterschied tendenziell noch größer. Und Viertklässler mit ungünstigen Lernbedingungen – kein eigener Schreibtisch, kein zuverlässiges Internet – verlieren den Angaben zufolge noch stärker als Kinder mit günstigen Bedingungen.

Für die Studie waren Daten von insgesamt 4290 Viertklässlern an 111 Schulen aus ganz Deutschland ausgewertet worden. Davon hatten 2208 Schüler 2016 den standardisierten Lesekompetenztest IGLU bearbeitet. Im Frühsommer 2021, nach gut einem Jahr Lernen unter pandemiebedingten Einschränkungen, waren es 2082 Viertklässler, die mit dem Test der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) untersucht wurden. Es handelt sich nach IFS-Angaben um die ersten wissenschaftlich repräsentativen Daten zum Stand der Lesekompetenz von Viertklässlern vor und während der Pandemie. (dpa/red)



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