Lebenserwartung Neugeborener bei über 90 Jahren – Versicherer fordern flexible Altersgrenze für Renteneintritt

Die Lebenserwartung heute geborener Babys liegt statistisch mittlerweile bei mehr als 90 Jahren. Nach Ansicht der Versicherer sollte dies Auswirkungen auf die Renteninformation haben.
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Die Hand eines Säuglings klammert sich an den Finger eines erwachsenen Mannes. Neugeborene werden statistisch gesehen heute mehr als 90 Jahre alt.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Epoch Times23. Juni 2017

Die Babys von heute leben vielleicht noch länger als bisher erwartet. 2017 geborene Jungen könnten durchschnittlich bis zu 90 Jahre, Mädchen bis zu 93 Jahre alt werden, berichtet das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Voraussetzung ist demnach, dass sich der Trend zu einem längeren Leben etwa durch Fortschritte in der Medizin fortsetzt.

Voraussetzung ist, dass sich die Lebensverhältnisse wie bisher weiterentwickeln. Grundlage der Schätzung sind neue Modellrechnungen des Statistiker. Sie basieren auf den sogenannten Kohortensterbetafeln der Geburtsjahrgänge von 1871 bis 2017.

Besser auf Ruhestand vorbereiten: „Menschen müssen wissen, wie alt sie werden“

Angesichts der steigenden Lebenserwartung fordern die deutschen Versicherer, das errechnete Durchschnittsalter für jeden Menschen auf der jährlichen Renteninformation anzugeben.

„Die Deutschen unterschätzen nach wie vor ihre eigene Lebenserwartung. […] Menschen müssen wissen, wie alt sie werden, um sich besser auf ihren Ruhestand vorbereiten zu können“, sagte Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Eine Frau, die 65 Jahre alt ist, konnte im vergangenen Jahr statistisch mit weiteren 20,9 Lebensjahren rechnen, ein 65 Jahre alter Mann mit weiteren 17,7 Lebensjahren.

Altersgrenze für Renteneintritt flexibel machen

Neben mehr Aufklärung zur Lebenserwartung fordern die Versicherer auch, Arbeitnehmer nicht starr mit 63, 65 oder 67 Jahren in Rente zu schicken, sondern die Altersgrenze flexibel zu machen.

Steigende Lebenserwartung und starre Altersgrenzen passten auf Dauer nicht zusammen, zeigte sich Erdland überzeugt. Er forderte deshalb, „politisch und unternehmerisch“ neue Wege zu gehen, um Arbeitnehmer länger im Unternehmen zu halten.

Zugleich müssten mehr Bildungsangebote für ältere Menschen geschaffen werden. „Denn gute und vor allem lebenslange Bildung ist eine entscheidende Voraussetzung, damit längeres Arbeiten gelingen kann“, sagte Erdland.

Hohe Lebenserwartungen mit Fortschritten in Medizin, gesünderen Lebensstilen und steigendem Wohlstand verbunden

Die Chancen, ein hohes Alter zu erreichen, stiegen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich. Nur etwa 54 Prozent der Männer und 65 Prozent der Frauen, die 1917 geboren wurden, wurden mindestens 65 Jahre alt. Von den in diesem Jahr geborenen Kindern könnten den Berechnungen zufolge 95 Prozent der Jungen und 97 Prozent der Mädchen dieses Alter erreichen.

Das Alter von 90 Jahren würden dem Modell zufolge immerhin noch 62 Prozent der Männer und 73 Prozent der Frauen erreichen. Eine Chance, sogar 100 Jahre alt zu werden, haben demnach bis zu 16 Prozent der 2017 geborenen Jungen und bis zu 22 Prozent der Mädchen.

Die Statistikbehörde verwies aber zugleich darauf, dass solche Lebenserwartungen eng mit weiteren Fortschritten in der Medizin, gesünderen Lebensstilen und einem steigenden Wohlstand der Bevölkerung verknüpft seien. Zudem müssten Kriege, Umwelt- oder Wirtschaftskatastrophen ausbleiben. (afp/dpa)



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