Lauterbachs Hitzeschutzplan: Ab 35 Grad Einschränkungen des öffentlichen Lebens
Hitzenotstand, Hitzeopfer, Hitzewelle, Hitzetod – die Liste der apokalyptisch anmutenden Wörter für das, was uns alles in einem deutschen Sommer erwarten kann, scheint ellenlang. Vor der drohenden Katastrophe möchte uns nun die Regierung schützen und schickt dabei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an die glühendheiße Front.
Zwischen 5.000 und 20.000 „vermeidbare Tote“ jährlich
„Wir müssen feststellen, dass wir in Deutschland gegen den Hitzetod nicht gut aufgestellt sind“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag in Berlin. Das stellte er auch schon bei der Corona-Pandemie fest und schwor die Bevölkerung auf alternativlose Maßnahmenpläne wie Maskenpflicht, Lockdowns, Sperrstunden und einiges mehr ein.
Das droht jetzt offenbar auch im Falle eines heißen Sommers. Wobei auch hier die Regierung definiert, wann es den Menschen zu heiß ist. Im Zusammenhang mit seinem Hitzeschutzplan spricht Lauterbach von 35 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 70 Prozent, schreibt die „Welt“.
Ein solcher Plan muss dringend her, denn seiner Ansicht nach sei es „nicht akzeptabel“, wenn jedes Jahr „zwischen 5.000 und 20.000 hitzebedingte Todesfälle“ beklagt werden müssten. „Es ist ein vermeidbarer Tod“, behauptete der Minister laut „Berliner Zeitung“.
Daher will der Bundesgesundheitsminister, dass sein „Schutzplan gegen Hitze“ noch in diesem Jahr in Kraft tritt. Je nach „Massivität“ sollen die darin aufgeführten Maßnahmen im ganzen Land greifen. Erstaunlich: Noch im vergangenen Jahr hatte es die Bundesregierung abgelehnt, einen nationalen Hitzeschutzplan vorzulegen. Sie verwies dabei auf die Zuständigkeit der Kommunen.
„In deren Zuständigkeit sollte man Maßnahmen bei Hitzewellen auch belassen“, erklärte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes gegenüber der „Welt“. Doch weil die Durchschnittstemperaturen seither weiter anstiegen, sieht der Minister nun offenbar Handlungsbedarf.
Hitzetod „nur die Spitze des Eisbergs“
Bei der Entwicklung seines Hitzeschutzplans greift Lauterbach auf bekannte Methoden aus seiner Corona-Politik zurück und will erneut in das öffentliche Leben eingreifen. So erwägt er unter anderem, ab bestimmtem Temperaturen Veranstaltungen – etwa Sportturniere – abzusagen. Der Hitzetod ist aus Lauterbachs Sicht aber „nur die Spitze des Eisbergs“.
Viele Menschen würden zudem pflegebedürftig, weil sie beispielsweise einen Herzinfarkt oder nach einem Hitzschlag noch einen Schlaganfall erlitten. Zahlen nennt der Minister nicht, doch hat er eine Idee, wie man dem Problem begegnen kann.
Als Vorbild für seinen Plan hat er sich Frankreich genommen, das Rad müsse man nicht neu erfinden, meint Lauterbach. Der Nachbar habe sich des Themas bereits nach dem „Hitzesommer 2003“ angenommen und das Problem „viel besser gelöst“.
Dieses „französische Modell“ legt unterschiedliche Grade einer Hitzewelle fest und verbindet sie mit konkreten Maßnahmen. Dazu gehört zum Beispiel die Aufklärung über Symptome eines drohenden Hitzeschlags oder sogar des Hitzetods. Alte und kranke Menschen – in Coronazeiten „vulnerable Gruppen“ genannt – will der Minister „gezielt ansprechen“ lassen.
Kälteschutzräume und Wasserspender
Das Einrichten von „Kälteschutzräumen“ und die Installation kostenloser Wasserspender will der Minister ebenfalls prüfen lassen. In einer „konzertierten Aktion“ will er in den kommenden Wochen mit Vertretern aus Ärzteschaft, Pflege, Kommunen, Ländern und Kliniken an einem nationalen Hitzeschutzplan arbeiten.
Die Zunahme heißer Tage sei eine Folge des Klimawandels, schreibt die „Berliner Zeitung“ weiter. In Deutschland steige die Zahl von Tagen mit mehr als 30 Grad Celsius. Auch komme es „zu längeren Hitzeperioden“. Gefährdet seien daher neben alten und/oder kranken Menschen auch Kinder. Das deutsche Gesundheitssystem sei nach Ansicht von „Experten“ nicht auf solche Hitzewellen vorbereitet.
Ein Blick in die Statistik zeigt, wie unterschiedlich die Sommer ausfielen. So waren es in den „Jahrhundertsommern“ 2003 und 2018 an 19 beziehungsweise 20 Tagen heißer als 30 Grad. In den Jahren dazwischen schwankten die Zahlen zwischen weniger als fünf und 16,17 Tagen. 2021 waren es ebenfalls nur fünf Tage, 2022 zählten die Statistiker 17 Tage mit Temperaturen von mindestens 30 Grad Celsius.
Klimawandel-Allianz: Menschen müssen ihr Verhalten ändern
Unterstützung erhält Lauterbach von der „Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit“. Deren Vorstandsvorsitzender Martin Herrmann forderte bei der Vorstellung der Pläne in Berlin, dass die Menschen ihr Verhalten ändern müssten. Nur so könne es einen „wirksameren Schutz vor extremen Hitzewellen und den damit verbundenen Toten“ geben, zitiert die „Welt“ Herrmann.
Die Menschen müssten mehr für den Klimaschutz tun – und dafür auch Einschränkungen in Kauf nehmen. „Größere Anstrengungen für den Klimaschutz bedeuten auch, etwas gegen die Zunahme von Extremwetterlagen zu unternehmen. In Extremsituationen mit Spitzentemperaturen ist es angemessen, wenn gegebenenfalls Veranstaltungen im Freien untersagt oder öffentliche Einrichtungen geschlossen werden“, sagte der Mediziner gegenüber der „Welt“.
Kachelmann: Wetter ist kein Klima
Das Wetter als Folge des Klimawandels? Dem derzeitigen Aktionismus widerspricht der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann auf seiner Internetseite. „Wetter ist kein Klima“, betont er da und bedauert, dass „dieser Fehler selbst von vielen Politikern immer wieder gemacht“ wird.
„Wenn wir von Klima sprechen, müssen wir immer mehrere Jahrzehnte betrachten. Ob ein einzelnes Wetterereignis folge[sic] einer Klimaveränderung ist, kann höchstens spekuliert werden. Man müsste bei Unwettern, wie für die Temperatur, mehrere Jahrzehnte auswerten, um Veränderungen beziehungsweise eine Zunahme festzustellen.“
Frankreichs Plan sieht auch vier Warnstufen nach dem Vorbild der Waldbrandwarnstufen vor. Ab Stufe drei richten die Kommunen Kältesäle ein, ab Stufe vier (40 Grad Celsius und darüber) können Veranstaltungen im Freien abgesagt und Kindergärten oder Krippen geschlossen werden.
„Wenn schönes Wetter herrscht, ist das hierzulande positiv besetzt.“
„Wenn schönes Wetter herrscht, ist das hierzulande positiv besetzt, in Frankreich oder den USA werden dann die Warnstufen ausgerufen, das hat einen anderen Klang als bei uns“, meint der Minister. Und Jana Luntz, ihres Zeichens Präsidiumsmitglied im Deutschen Pflegerat, fürchtet neben einer „Klimakatastrophe in vollem Ausmaß parallel dazu auch eine Gesundheitskatastrophe“.
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