Lauterbach will besseren Hitzeschutz – Berlin hat noch keinen Plan
Mitten im Hochsommer hat eine Hitzewelle Deutschland erfasst. Dienstag, der 13. August, war der bisher heißeste Tag des Jahres. Spitzenreiter war Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz mit 36,5 Grad.
Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sind die Folgen des Klimawandels an solchen Tagen besonders spürbar.
Was genau sieht sein Sommer-Hitzeschutzplan vom Juli 2023 vor und was wurde fast ein Jahr später umgesetzt?
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) definiert einen „heißen Tag“ als einen Tag, dessen höchste Temperatur oberhalb von 30 Grad Celsius liegt. Dabei hat laut Bundesregierung die durchschnittliche Anzahl an heißen Tagen pro Jahr von 1951 bis 2022 um 8,6 Tage zugenommen. Dabei gibt es starke regionale Unterschiede.
Fokus auf anfällige Gruppen
Der Klimawandel würde laut Lauterbachs Hitzeschutz zu einem Dauerthema machen. Daher wäre deutschlandweit eine systematische Vorbereitung wichtig, „sonst sterben in jedem Sommer Tausende Bürger unnötigerweise.“ Mithilfe seines Plans soll die Zahl der Hitzetoten gesenkt werden.
Kern des Hitzeschutzplans des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ist die Sensibilisierung der Bevölkerung als auch der Länder, Städte und Gemeinden für das Thema, sodass sie Schutzmaßnahmen ergreifen.
Dabei steht der Schutz anfälliger Gruppen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern als auch von Menschen ab 65, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Säuglingen und Kleinkindern im Mittelpunkt, die besonders von den Folgen hoher Temperaturen betroffen seien.
Auf der 2. Hitzeschutzkonferenz im Mai hat Lauterbach gemeinsam mit Experten des Gesundheitswesens eigens für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser Empfehlungen für den Hitzeschutz vorgelegt.
Auslösen von Schutzmaßnahmen durch Warninformationen
Eine zentrale Strategie des Hitzeschutzplans ist das automatische Auslösen von Schutzmaßnahmen durch Warninformationen. Dazu wird vorgeschlagen, das Hitzewarnsystem des DWD zum Standard zu machen.
Hitzeschutz ist jedoch Ländersache und Aufgabe der Städte und Gemeinden. Sein Ziel sei es, dass diese Hitzemaßnahmen und Hitzeaktionspläne erstellen, die möglichst aufeinander abgestimmt sind. Der Bund beabsichtigt, dabei unterstützend zu wirken.
Ähnlich wie bei bestimmten Inzidenzwerten in der Corona-Zeit sollen die Bundesländer prüfen, ob die Warnstufen des DWD mit der Durchführung von Akutmaßnahmen verpflichtend gekoppelt werden können (wie bei Maßnahmen in stationären Pflegeeinrichtungen).
Zudem soll das Hitzewarnsystem erweitert und verbessert werden, sodass über SMS oder Apps eine Warnung an die Bevölkerung erfolgen kann.
RKI involviert mit Gesundheitsmonitoring
Für den Sommer 2023 hat die Bundesregierung rund 3.200 hitzebedingte Todesfälle gezählt (im Jahr 2022 waren es rund 4.500). Ungefähr 2.700 dieser Todesfälle, also knapp 85 Prozent, betrafen Personen im Alter von 75 Jahren und älter. Zum Vergleich: Laut Statistischem Bundesamt starben im Jahr 2023 2.830 Menschen bei Verkehrsunfällen.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) beabsichtigt, das Robert Koch-Institut in die Einführung von Hitzeschutzmaßnahmen und -aktionsplänen einzubinden. Es soll mit dem Forschungsprojekt MOCCHA (Monitoring of Climate Change-related Health Aspects) ab 2024 „klimabezogene Gesundheitsindikatoren“ für das Gesundheitsmonitoring entwickeln. Diese sollen absehbar auch den Bereich Hitze umfassen.
Zudem stellt das RKI in der Sommerperiode fortlaufend wöchentliche Informationen ähnlich wie in der Corona-Zeit zu den Infektionsfällen zur hitzebedingten Sterblichkeit auf Bundesebene zur Verfügung. Sie könnten dann in KI-basierten Modellierungen einfließen.
Die nationalen Maßnahmen sollen an WHO-Leitlinien ausgerichtet sein.
Berlins Hitzeschutzplan erst 2025
Wir wollten wissen, wie weit die Hauptstadt bei der Umsetzung eines Hitzeschutzplans vorangeschritten ist.
Laut der Senatsverwaltung gibt es bisher keinen Plan. Bis zum Jahr 2025 soll aber ein landesweiter Hitzeaktionsplan stehen. Allerdings gibt es Hitzeschutzaktivitäten auf Bezirks- und Stadtebene, wie das Aufstellen von Trinkbrunnen, die Förderung von Hitzehilfen für obdachlose Menschen wie einen Hitzebus an fünf Tagen pro Woche und die Einrichtung kühler Räume.
Dabei orientiert sich die Erarbeitung nicht an Lauterbachs Hitzeschutzplan, sondern auf den vom Bundesumweltministerium im Jahr 2017 veröffentlichten Handlungsempfehlungen.
Verschiedene Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen oder –organisationen haben sich dem Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin angeschlossen.
BZgA: Wohnung und Körper möglichst kühl halten
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt, dass körperliche Aktivitäten und Erledigungen in die kühleren Morgen- und Abendstunden verlegt und die Wohnung und der Körper möglichst kühl gehalten werden sollen. Ausreichendes Trinken und Sonnenschutz sind wichtig.
Bei Arzneimitteleinnahme während einer Hitzewelle sollte der Arzt zur Hitzeverträglichkeit befragt werden. Und Arzneimittel sollten kühl gelagert werden, da viele bei Hitze ihre Wirksamkeit verlieren könnten.
Für Menschen ab 65 Jahren empfiehlt die BZgA, dass sie sich in den heißesten Stunden des Tages an einem kühlen Ort aufhalten und körperliche Anstrengungen meiden sollen.
Beschäftigte sollten zudem ihre Arbeits- und sonstigen Räume (z. B. Pausenräume) möglichst kühl halten und die Arbeit, wo immer es geht, an die Temperatur anpassen.
Trinkwasserbrunnen und „Cooling Zones“
Das BMG macht auch konkrete Vorschläge zum Hitzeschutz für Kommunen. Diese reichen von der Errichtung von Trinkwasserbrunnen, einer Zusammenstellung von kühlen Orten, bis zu Notfallplänen in Krankenhäusern und Altenheimen.
Auch die Kirchen möchten sich an dem „Kampf“ gegen die Hitze beteiligen. Sie stellen ihre Räumlichkeiten als sogenannte „Cooling Zones“ in Hitzeperioden zur Verfügung.
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