Lauterbach verteidigt Pläne zur Finanzierung der Krankenkassen

Die Krankenversicherungen brauchen dringend eine Finanzspritze. Die Regierung will dafür Zusatzbeiträge für Millionen Versicherte erhöhen und auch Branchen des Gesundheitswesens heranziehen.
Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeordneter und Bundesminister für Gesundheit, spricht bei der Orientierungsdebatte zu einer SARS-CoV-2-Impfpflicht im Bundestag.
Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeordneter und Bundesminister für Gesundheit.Foto: Kay Nietfeld/dpa
Epoch Times23. September 2022

Der Bundestag hat den Gesetzentwurf zur „Stabilisierung der Finanzen in der gesetzlichen Krankenversicherung“ auf den Weg gebracht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte bei der ersten Lesung am Freitag im Bundestag, durch die geplante Regelung würden die Lasten zum Ausgleich des Milliardendefizits der Kassen gerecht verteilt. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und der Sozialverband VdK kritisierten aber die geplante Erhöhung des Zusatzbeitrages für Millionen Versicherte.

Die Erhöhung des Zusatzbeitrages um 0,3 Prozent zum Jahreswechsel mache nur zehn Prozent des Volumens des Gesamtpakets aus, sagte Lauterbach. Von den 0,3 Prozent trügen Versicherte und Arbeitgeber je die Hälfte. Über die gesetzliche Krankenversicherung sind gut 73 Millionen Menschen in Deutschland versichert, davon gut 16 Millionen beitragsfrei über eine Familienversicherung.

Zum Zusatzbeitrag hinzukomme der zusätzliche Bundeszuschuss in Höhe von zwei Milliarden Euro sowie ein Darlehen in Höhe von einer Milliarde, sagte Lauterbach weiter. Explizit verteidigte der Gesundheitsminister auch das im Gesetzentwurf enthaltene Vorhaben, dass die Kassen vier Milliarden Euro aus ihren Reserven beisteuern sollten. Es gebe Kassen, bei denen die Vorstände „deutlich mehr verdienen als der Bundeskanzler“, sagte Lauterbach. Auf der anderen Seite gebe es keine Leistungskürzungen für die Versicherten. Das für 2023 erwartete Defizit von 17 Milliarden Euro bezeichnete Lauterbach als „historisch“.

Holetschek warnt vor einem „Blackout der Versorgung“

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kritisierte in der Bundestagsdebatte die geplante Anhebung des Zusatzbeitrages. „Wenn die Beiträge steigen, ist das kein gutes Zeichen für die Menschen und unserem Land“, sagte er. „Sie steuern auf einen Kassen-Crash zu, auf einen Blackout der Versorgung.“ Eine Abschaffung des Budgets für Neupatienten in Praxen sei eine Leistungskürzung. „Das können Sie schönreden, wie Sie wollen.“

Anstelle der geplanten Beitragserhöhung sei ein höherer Bundeszuschuss erforderlich, sagte Holetschek weiter. Der zusätzliche Bundeszuschuss von zwei Milliarden sei viel zu gering. Holetschek warf Lauterbach in diesem Zusammenhang vor, sich nicht genügend durchgesetzt zu haben. „Die Wahrheit ist doch, dass die Gesundheitspolitik entweder vom Justizminister oder vom Finanzminister gemacht wird“, sagte Holetschek auch mit Blick auf das neue Infektionsschutzgesetz, bei dem Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) maßgeblichen Einfluss hatte.

Auch der Sozialverband VdK wandte sich gegen die geplante Beitragsanhebung. „Sie wäre zum jetzigen Zeitpunkt ein besonders fatales Signal“, erklärte Verbandspräsidentin Verena Bentele. „Gerade Menschen mit kleinen Einkommen leiden sehr stark unter der hohen Inflation und den immer weiter steigenden Energiepreisen.“ Der AfD-Gesundheitspolitiker Martin Sichert kritisierte, es würden alle Krankenkassen bestraft, die solide gewirtschaftet haben.

Lauterbach kündigte im Bundestag abermals an, dass er bald Vorschläge zur finanziellen Unterstützung der Krankenhäuser wegen der steigenden Energiepreise unterbreiten werde. Dabei werde es auch um Entlastungen bei den Eigenanteilen in der Pflege gehen. (afp/dpa/dl)



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