Lauterbach stellt Long-COVID-Programm vor
Für Menschen mit länger anhaltenden Beeinträchtigungen nach Coronavirus-Infektionen sollen weitere Unterstützungsangebote kommen. Darauf zielt ein Long-COVID-Programm, das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellte. Auf einem neuen Internetportal sollen Empfehlungen zur Behandlung, Informationen zum Stand der Wissenschaft und Hinweise auf spezialisierte Ärzte abrufbar sein.
Lauterbach stellte dazu am Mittwoch ein Drei-Punkte-Programm vor. Punkt eins: bessere Information. Die neue Internetseite www.bmg-longcovid.de bündelt Informationen zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten, zu spezialisierten Kliniken und Praxen und zum aktuellen Stand der Forschung. Punkt zwei: mehr Forschung. der Bund gibt zunächst 41 Millionen Euro für eine stärkere Versorgungsforschung zu Long COVID. Punkt drei: Runder Tisch. Ärzte, Betroffene, Pharmaindustrie und Krankenkassen sollen sich über das weitere Vorgehen austauschen. Ein erster Termin ist für den 12. September geplant.
Für die Forschung mit Modellprojekten zur Versorgung und Behandlung von Betroffenen will das Ministerium von 2024 an 21 Millionen Euro als Förderung bereitstellen. Im Herbst plant Lauterbach einen „Runden Tisch“ mit verschiedenen Akteuren.
Der SPD-Politiker sagte: „Für Menschen mit Long Covid ist die Pandemie leider noch nicht beendet.“ Sie litten unter den Folgen, warteten auf Forschungsergebnisse, Therapien und gute Versorgung. Dafür gehe es auch darum, Expertinnen, Experten und Betroffene zusammenzubringen, um Ideen für eine bessere Versorgung zu entwickeln. „Die Long-Covid-Kranken erwarten zu Recht, dass wir uns um sie kümmern.“
Einheitliches Krankheitsbild lässt sich bislang nicht abgrenzen
Unter Long COVID versteht man Beschwerden, die jenseits einer akuten Krankheitsphase von vier Wochen fortbestehen oder dann neu auftreten. Post COVID beschreibt das Krankheitsbild mehr als zwölf Wochen nach einer Coronavirus-Infektion.
Post Covid kann mit einer Vielzahl körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome einhergehen. Dies erschwert oft die Diagnose, ein einheitliches Krankheitsbild lässt sich bislang nicht abgrenzen. Häufige Beschwerden sind starke Erschöpfung – sogenannte Fatigue -, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme – auch als Gehirnnebel bezeichnet – Müdigkeit, Kurzatmigkeit, psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen sowie Riech- und Schmeckstörungen bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen.
Auch Organschäden, etwa an Herz, Lunge, Niere und Gehirn sind möglich. Laut einer Studie des University College London wurden bisher mehr als 200 verschiedene Symptome auf Long COVID zurückgeführt. Vielen Ärztinnen und Ärzten in Deutschland fehlten Kenntnisse für die Behandlung – Long-COVID-Symptome werden oftmals als psychosomatische Erkrankung missverstanden.
Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch nicht geklärt. Zu den möglichen Ursachen, die derzeit erforscht werden, gehören andauernde Entzündungsreaktionen, die möglicherweise durch im Körper verbleibende Virusbestandteile ausgelöst werden. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Verschlüsse der kleinen Gefäße, eine Aktivierung des Epstein-Barr-Virus sowie Autoimmunprozesse an der Entstehung gesundheitlicher Langzeitfolgen beteiligt sind. Die Daten sind in allen Fällen aber noch nicht sehr solide.
Lauterbach gibt eine pessimistische Lageeinschätzung ab
Minister Lauterbach gab eine pessimistische Lageeinschätzung ab: Steigende Betroffenenzahlen, keine wirksamen Medikamente, ungewisse Heilungschancen. „Die Lage ist schlechter, als wir uns das erhofft hatten noch vor einem halben Jahr“, sagte er. Zwischen sechs und 15 Prozent der Corona-Infizierten entwickelten Symptome. Ihr Leiden sei groß, oft seien sie jahrelang nicht arbeitsfähig. Viele Erkrankte würden „wahrscheinlich dauerhaft betroffen“ sein. Die Zahl der Long-COVID-Erkrankungen werde weiter ansteigen, sagte der Minister voraus. Der volkswirtschaftliche Schaden gehe jetzt schon in die Milliarden.
Neben der Forschungsförderung des Bundes ist laut Ministerium auch beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken ein Forschungsschwerpunkt Long COVID veranlasst worden. Damit werde eine weitere Förderung von 20 Millionen Euro ermöglicht.
Zu Hilfen für Impfschäden durch die mRNA-Impfungen äußerte der Gesundheitsminister sich nicht.
(dpa/er)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion