Landwirtin: Wir sollten mehr „ein Miteinander“ leben statt „ein Gegeneinander“

Dass es Stadtmenschen hinaus aufs Land zieht, mag noch nicht verwundern, dass sie dann aber auch zu einer Vollblutlandwirtin werden und eine mediale Fürsprecherin mit einem eigenen Onlinemagazin für die Bauern mit großer Reichweite, scheint dann doch herauszuragen.
Titelbild
Die Landwirtin Sandra Schuhbauer im Interview.Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
Von 1. Dezember 2023

Sandra Schuhbauer (43) ist eine gelernte Friseurmeisterin aus Oberbayern. Nach der Heirat mit einem Landwirt entschied sie sich, die Stadt zu verlassen und eine Ausbildung zur Landwirtin zu absolvieren. Mit ihrem Ehemann übernahm sie dann einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 34 Hektar Acker und Wiesen sowie 26 Hektar Wald. Danach gründete sie das überaus erfolgreiche Onlinemagazin „Moderner Landwirt“. Epoch Times traf die engagierte Bayerin als Teilnehmerin eines Bauern-Symposiums unter dem Motto „BAUERN TOT – ALLE in NOT“ am Rand von Berlin.

Sie betreiben mit ihrem Ehemann neben einem landwirtschaftlichen Betrieb auch ein erfolgreiches Onlinemagazin für Landwirte. Wie kam es dazu?

Das Onlinemagazin soll das Thema Landwirtschaft erlebbar und verständlich machen, sodass auch Verbraucher wieder mehr sehen, was eigentlich Landwirtschaft bedeutet.

Wir haben in Oberbayern einen landwirtschaftlichen Hof, leider mittlerweile ohne Tiere, weil es dort nur einen Anbindestall gibt, der ja ein Auslaufmodell ist. Wir stecken daher in der Zwickmühle. Wir wissen nicht, wo wir mit dem Betrieb hin sollen, weil Investitionen ja immer gleich im Millionen-Euro-Bereich liegen. Dafür braucht man ein wirklich gutes Konzept. Da wir aber nicht wissen, wo die Politik hin will und wo die Auflagen hingehen und wo uns gerne der Verbraucher hätte, ist das sehr schwierig.

Die Website „Moderner Landwirt“ ist eigentlich 2019 so ein bisschen aus Jux und Tollerei zwischen meinem Mann und mir als Idee entstanden. Dann hat uns die Entwicklung völlig überrannt. Wir haben alle Themen, die die Landwirtschaft betreffen, aufgegriffen. Wir sind auf die Demos gegangen und haben auch die Landwirte gefragt, was ihre Probleme sind? Die Verbraucher sind dann gekommen und wollten wissen, was in der Landwirtschaft überhaupt los ist. Warum sind die Traktoren überhaupt auf der Straße und warum demonstrieren die Bauern? Zudem nutzten wir unser Medium, um den Landwirten kleine Nischenprodukte vorzustellen, die ihnen helfen können, selbst ihren Hof am Leben zu halten.

Wie erklären Sie sich den Erfolg? Sie sind ja auch in den sozialen Netzwerken bei YouTube und Facebook überaus erfolgreich.

Ich denke, es ist, weil wir mit den Landwirten zusammenarbeiten und ihnen eine Stimme gegeben haben. Daher fühlen sie sich bei uns aufgehoben. Gleichzeitig haben wir den Verbrauchern einen Kontakt zur Landwirtschaft geboten, an den sie sich mit ihren Fragen wenden können.

Nicht nur in Deutschland pfeift die Landwirtschaft aus dem letzten Loch, sondern es geht auch Landwirten in anderen Ländern so und deswegen haben wir auch ziemlich viel Zuspruch aus dem Ausland. Sie sagen uns: „Bitte haltet die Ohren steif, macht was für die Landwirtschaft!“

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Wo sehen Sie aktuell die größten Probleme und Herausforderungen für die deutsche Landwirtschaft?

Ganz klar ist das die Planungssicherheit. Dies betrifft die ganzen Vorgaben, die von der Politik ausgehen. Dadurch weiß man nicht mehr, was man überhaupt noch machen kann. Auch der Verbraucher ist sich unsicher und weiß nicht, ob er sich das, was er will, zukünftig noch leisten kann oder zeigt sich beim Kaufverhalten unentschieden. Für uns taucht auch die Frage auf: Kann der Verbraucher zukünftig auch das bezahlen, was er eigentlich zum Überleben braucht? Diese fehlende Planungssicherheit macht es für uns schwierig, größere Investitionen zu tätigen.

Wodurch ist diese Planungssicherheit verloren gegangen?

Die Zahl der Auflagen steigt stetig, der Dieseltreibstoff und andere wichtige Sachen, die wir Landwirte benötigen, sind teurer geworden. Aber ich bekomme zum Beispiel für mein Getreide nur den Weltmarktpreis. Ich produziere mit „deutscher Gründlichkeit“ und deutschen Standards, bekomme dann aber nur einen relativ niedrigen Weltmarktpreis für meine Produkte. Das ist sehr schwierig für uns.

Jeder Landwirt ist selbstständig. Der Ackerbauer hat jedoch andere Bedürfnisse als der Schweinebauer und der Waldbauer hat andere als der Hühnerbauer. Mit unserer Website bringen wir dann diese unterschiedlichen Bedürfnisse der Landwirte mit den Bedürfnissen der Verbraucher und der Aufklärung zu gewissen Themen zusammen. Wir bekommen unglaublich viele Fragen gestellt.

Da merkt man, dass eine Kluft zwischen der Landwirtschaft und dem Verbraucher entstanden ist. Wir bringen beide Seiten wieder näher zusammen. Das sehen wir als unsere Aufgabe und das ist unser Verständnis von dem Zweck unseres Onlinemagazins.

Auch unter den Bauern gibt es viele unterschiedliche Ansichten. Die Bauern leiden in unterschiedlichem Maße an neuen Auflagen. Jeden drückt woanders der Schuh. Eigentlich sollten Vereine oder Berufsverbände für den Bauern einstehen. Manche Bauern fühlen sich von ihnen jedoch ausgegrenzt. Sie wünschen sich von ihrer Organisation eigentlich mehr.

Gibt es ein Beispiel für Konflikte, die es zwischen Landwirten und Verbrauchern gab oder gibt, bei dem Sie sich als Onlinemagazin als Vermittler sehen?

Das ist schwierig, denn es gibt so viele Baustellen. Was wir Landwirte uns jedoch grundsätzlich von den Verbrauchern wünschen, ist mehr Verständnis für unsere Arbeit. Ich erlebe es immer wieder, dass Verbraucher teilweise gar nicht wissen, was alles hinter einer landwirtschaftlichen Produktion steckt. Auch während der Pandemie wurden Felder oft illegal besucht und Gemüse vom Feld entwendet. Teilweise war es nur ein kleiner Mundraub oder eine Bagatelle, aber muss das sein? Oder ich habe auch erlebt, dass Reiter quer über Felder reiten. Ich finde, wir Menschen sollten eigentlich mehr „ein Miteinander“ leben statt „ein Gegeneinander“. Wir Menschen sollten uns allgemein gegenseitig mehr respektieren.

Vielen Dank.


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