Krisengeplagte Türkei setzt auf deutsche Investitionen

Die türkische Regierung hofft auf neue Investitionen aus Deutschland, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen.
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Symbolbild für das Anwerbeabkommen zwischen der Türkei und Deutschland.Foto: iStock
Epoch Times25. Oktober 2018

Die Türkei hat in den vergangenen Jahren ein wahres Wirtschaftswunder erlebt mit teils höheren Wachstumsraten als in China. Für deutsche Firmen ist das 80-Millionen-Einwohner-Land ein wichtiger Markt und oft auch ein beliebter Produktionsstandort. Doch die politischen Turbulenzen seit 2016 haben viele verunsichert, und angesichts wachsender wirtschaftlicher Ungleichgewichte zögern nicht wenige heute mit neuen Investitionen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) reiste am Donnerstag nach Ankara, der Besuch soll neuen Schwung in die Beziehungen bringen.

Die türkische Regierung hofft auf neue Investitionen aus Deutschland, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Ökonomen warnen schon lange, dass es trotz des beeindruckenden Wachstums von 7,4 Prozent im vergangenen Jahr große Ungleichgewichte gebe. So wird das Wachstum wesentlich getrieben vom Bausektor und beruht zum erheblichen Teil auf staatlichen Investitionen in Infrastrukturprojekte und öffentliche Subventionen zur Stützung des Konsums.

Das Wachstum ist auch in großen Teilen aus dem Ausland finanziert, was sich in einem hohen Außenhandelsdefizit niederschlägt. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Kredite in Euro oder Dollar aufgenommen, da sie zu günstigen Konditionen zu erhalten waren. Nun wird ihnen dies zum Problem, da sich diese Kredite durch den Wertverlust der türkischen Lira deutlich verteuern.

Seit Jahresbeginn hat die Lira massiv an Wert verloren, wobei sich die Talfahrt im August wegen eines Streits mit Washington um die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson stark beschleunigte. Nachdem Brunson Mitte Oktober freigelassen wurde, hat die Lira zwar wieder an Wert gewonnen. Doch mit einem Kurs von etwa 5,70 Lira zum Dollar liegt sie immer noch über dem Niveau von Juli.

Befeuert wurde der Wertverlust der Lira auch durch die Untätigkeit der Zentralbank. Präsident Recep Tayyip Erdogan ist ein erklärter Gegner hoher Zinsen, die er als „Instrumente der Ausbeutung“ bezeichnet. Zwar hob die Zentralbank schließlich Mitte September den Leitzins um 625 Basispunkte auf 24 Prozent an, was die Finanzmärkte vorläufig etwas beruhigte.

Doch konnte die Entscheidung die Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank nicht völlig ausräumen, zumal Erdogan warnte, seine „Geduld“ mit den Währungshütern habe Grenzen. Während Altmaiers Besuch am Donnerstag entscheidet die Zentralbank erneut über die Leitzinsen. Erdogan will weiterhin eine Senkung der Zinsen, um das Wachstum nicht zu gefährden.

Der Verfall der Lira gefährdet jedoch das Wachstum und treibt die Verbraucherpreise. Im September näherte sich die Inflation 25 Prozent, bis zum Jahresende rechnet die Regierung mit einer Teuerungsrate von 20,8 Prozent. Eine Kampagne der Regierung gegen die Inflation, bei der Unternehmen die Senkung ihrer Preise zusagten, zeigt bisher nur begrenzt Wirkung.

Für das laufende Jahr prognostiziert Wirtschafts- und Finanzminister Berat Albayrak nur noch ein Wachstum von 3,8 Prozent. Erst 2020 soll es demnach wieder aufwärts gehen. Auch um diese Ziele zu erreichen, braucht die Türkei ausländische Investitionen.

Deutschland kommt dabei als wichtigstem Handelspartner der Türkei eine zentrale Rolle zu, rund 7250 deutsche Firmen sind dort aktiv. Seit Jahren importiert die Türkei deutlich mehr aus Deutschland als sie dorthin exportiert. So lagen die Einfuhren aus der Bundesrepublik 2017 bei 21,3 Milliarden Dollar, die Ausfuhren bei 15,1 Milliarden Dollar.

Wegen der unsicheren politischen Lage sowie Zweifeln an der Rechtssicherheit in der Türkei zögern viele deutsche Firmen, dort zu investieren. Die deutschen Direktinvestitionen lagen 2017 bei 295 Millionen Dollar und damit deutlich unter dem Vorjahreswert. Auch in diesem Jahr setzt sich der Rückgang fort. Mit dem Besuch von Altmaier will Ankara diesen Trend nun umkehren. (afp)



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