Konkurrenzfähigkeit in der Wirtschaft sinkt: Braucht Deutschland mehr Zuwanderer?

Eine zukunftsfähige deutsche Wirtschaft braucht Spezialisten und Fachkräfte in den naturwissenschaftlichen Fächern. Um bei 6G, Künstlicher Intelligenz und Automatisierung konkurrenzfähig zu bleiben, sind Innovation, Forschung und Entwicklung Grundvoraussetzung.
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Eigentlich sollte die massive Zuwanderung auch den Fachkräftemangel in Deutschland beseitigen. Dem ist laut DIHK aber nicht so.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times25. Juli 2021

Ist Deutschland abhängig von der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte? Es heißt, der Erfolg der deutschen Wirtschaft hänge von ausländischen Kräften ab, die sich um die Arbeit in Fabriken und Kliniken kümmern.

Das Problem in Deutschland: die Bundesbürger seien schlicht zu alt, um alle diese Stellen zu besetzen, schreibt die „Welt“. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW), werden bis 2024 mehr ältere Bundesbürger in Rente gehen, als junge ins Arbeitsleben starten. Wird die Lücke nicht geschlossen, kann das zur Gefahr für den hiesigen Wohlstand werden.

In ihrem Kurzbericht Nr. 48 vom 13. Juli stellt das IW fest: „In den kommenden Jahren wirken sich Dekarbonisierung, Digitalisierung, Deglobalisierung und Demografie gleichzeitig disruptiv auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen und die Volkswirtschaft insgesamt aus. Der demografische Wandel wird in den kommenden zehn bis 20 Jahren zu einem erheblichen Rückgang des Fachkräfteangebots in Deutschland führen.“

Laut Bericht fehlen bereits 19.000 Fachkräfte im Bereich der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Es wird damit gerechnet, dass in den kommenden fünf Jahren 291.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt werden. Auf Basis der aktuellen Bevölkerungsentwicklung und des Anteils der naturwissenschaftlich Ausgebildeten wäre der Bedarf nur etwas zur Hälfte gedeckt.

IAB: Zahl der Arbeitskräfte sinkt

Die Zuwanderungspolitik als auch andere Anreize wie Förderprogramme oder Forschungsförderung kann die Fachkräftesicherung und dringend nötige Innovationskraft der Wirtschaft unterstützen. 100.000 zusätzliche Studierende aus dem Ausland kosteten jährlich etwa 0,7 Milliarden Euro, würden dem Staat aber zugleich mittelfristig durch Sozialabgaben und Steuern Mehreinnahmen bescheren, so der Bericht des IW.

Die Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bestätigen den Befund des IW: Die Zahl der Arbeitskräfte sinkt alterungsbedingt um 350.000. Auch wenn Ältere und Frauen mehr Stunden arbeiten würden, ändere das nur wenig.

Der Direktor des IAB, Bernd Fitzenberger, erklärte gegenüber der „Welt“: „Um das abzufedern müssten stets 300.000 bis 400.000 Personen mehr zuwandern als andere gehen.“ Ohne Zuwanderung hätte das dramatische Folgen für die soziale Absicherung. „Besonders für die Rentenversicherung brauchen wir aber mehr denn je zusätzliche Beitragszahler“, so Fitzenberger.

Rente unter Druck – 24 Millionen Bürger sind über 60

Aktuell stehen einem Rentner rund zwei Beitragszahler gegenüber. Vor fünfzig Jahren waren es noch sechs Erwerbstätige auf einen Altersrentner. Obwohl die Zahl der Beitragszahler kontinuierlich zugenommen hat, ist die Zahl der Rentenempfänger aber noch stärker gewachsen: 2019 standen 39,1 Millionen Beitragszahler 18,4 Millionen Altersrentner gegenüber.

Am Stichtag des 31. Dezember 2020 betrug die Anzahl der Einwohner Deutschlands insgesamt rund 83,16 Millionen. 24,09 Millionen Bürger gehören zur Altersklasse 60+. 23,38 Millionen sind zwischen 40 und 59 Jahren alt. 20,36 Millionen sind zwischen 20 und 39 Jahre alt, 15,33 Millionen unter 20.

„Angesichts der beschränkten Möglichkeiten, sollte sich Deutschland um qualifizierte Zuwanderung bemühen“, meint Alexander IW-Forscher Burstedde  gegenüber der „Welt“. Nach Angaben der OECD sind Fachkräfte in vielen Ländern gesucht. Deshalb würden Regierungen diesen Personen auch entsprechende Vorteile anbieten.

Zugewanderte leben gerne dort, wo bereits Menschen gleicher Herkunft sind. „Einmal geschaffene ausländische Communitys führen somit häufig zur Ansiedlung weitere internationaler Fachkräfte“, so Burstedde. In diesem Szenario spiele eine gelungene Integration keine Rolle.

Corona erschwert Ausbildung von Fachkräften

Die Corona-Krise hat der Ausbildung von Fachkräften in Deutschland gewisse Grenzen gesetzt. Im Kurzbericht des IW wird festgehalten, dass Schulschließungen die Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen verschlechtert haben und der Übergang ins Berufsleben oder Studium dadurch erschwert wurde.

Ein Teil der Unternehmen habe aufgrund der veränderten Ausgangslage seit der Krise Innovationsprojekte verschoben und Budgets für Forschung und Entwicklung gekürzt. Auch sei die Anzahl qualifizierter Zuwanderer zurückgegangen. (nw)



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