Staat soll entscheiden, was moralisch richtig ist: Habeck fordert Ende der „Konsumenten-Demokratie“
Grünen-Chef Robert Habeck hat sich für ein Ende der „Konsumenten-Demokratie“ ausgesprochen, in der allein den Verbrauchern die Verantwortung für moralisch richtige Kaufentscheidungen aufgebürdet werde.
„Ich will mich nicht bei jedem Einkauf fragen müssen, ob mein Jackett mit Kinderarbeit hergestellt wurde“, sagte Habeck der „Bild am Sonntag“. Stattdessen müsse die Politik den Rahmen setzen „und dafür sorgen, dass eben keine Kleidung, die durch sklavenähnliche Arbeitsbedingungen produziert wurde, in Deutschland verkauft wird.“
Er selbst habe vor sechs Jahren das letzte Mal Fleisch gegessen. In einem Schlachthof in Schleswig-Holstein habe er besichtigen können, wie im Sekundentakt Rinder geschlachtet werden. „Die Geschwindigkeit, mit der dort im Akkord Rinder geschlachtet werden, konkret zu erleben, ist etwas anderes, als es nur aus Akten zu wissen“, sagte Habeck. „Und es macht was mit einem. Alle 20 Sekunden Bolzenschuss und Kehlschnitt. Hinterher gab es als Mutprobe vom Schlachthof-Besitzer Hackbrötchen. Ich habe da reingebissen. Jetzt esse ich eben kein Fleisch mehr.“
CDU soll konkrete Klimabeschlüsse fällen
Grünen-Chef Robert Habeck verlangt von der CDU bei ihrer Vorstandssitzung am Montag konkrete Beschlüsse für den Klimaschutz.
„Ich erwarte von der CDU einen Beschluss, dass das Kohleausstiegsgesetz in diesem Jahr kommt. Noch vor der Sommerpause muss der erste Entwurf vorliegen. Und ich erwarte einen Beschluss, dass noch dieses Jahr ein Preis für CO2 auf den Weg gebracht wird“, sagte Habeck der „Bild am Sonntag“.
Der Grünen-Chef will die CO2-Steuer mit einem sogenannten Energiegeld, welches alle Bürger in gleicher Höhe bekommen sollen, sozial gerechter gestalten.
„Das schafft eine gewisse soziale Abfederung und setzt gleichzeitig einen Anreiz, Energie zu sparen. Davon profitieren besonders die Haushalte, die eher wenig Geld haben, während wohlhabende Haushalte, die erfahrungsgemäß mehr Energie verbrauchen, auch mehr zahlen müssen.“
Habeck unterstützt Weber: Pipeline ist „geopolitisch fragwürdig“
Im Streit um die umstrittene Gas-Pipeline Nord Stream 2 unterstützt Habeck die Ansichten von Manfred Weber (CSU).
Europa müsse dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „in die Parade fahren“, sagte Habeck der „Bild am Sonntag“. Nord Stream 2 sei „klimapolitisch überflüssig und geopolitisch fragwürdig“, so der Grünen-Chef weiter.
Die Leitung verstärke die Abhängigkeit von Russland. Sie könne die Lage in der ohnehin instabilen Ukraine, die bislang das Transitland sei, verschärfen, sagte Habeck. Weber hatte angekündigt, das Projekt blockieren zu wollen, sollte er EU-Kommissionspräsident werden.
Habeck: „Ich bin sozusagen ein weltlicher Christ“
Der „Welt am Sonntag“ erklärte er weiterhin, dass er nicht an Gott glaube. „Um zu glauben, im eigentlichen Sinn, habe ich wohl zu viele Philosophen gelesen. Ich bin auch nicht in einer Kirche“, sagte Habeck der „Bild am Sonntag“.
Aber die Mitleidsethik des Christentums sei wichtig für ihn. „Ich bin sozusagen ein weltlicher Christ“, so der Grünen-Chef weiter. Habeck hat Philosophie studiert und in der Wissenschaft promoviert. (afp/dts)
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