Körperliche Gewalt in Berlins Nahverkehr auf Zehn-Jahres-Rekordhoch
Täglich elf Raubüberfälle, Körperverletzungen, Nötigungen, Sexualdelikte und insgesamt 40 Straftaten am Tag im öffentlichen Nahverkehr.
Dies ergab die Kriminalitätsauswertung 2023 der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in Berlin, wie lokale Medien berichten.
Die BVG betreibt in der Hauptstadt das öffentliche Verkehrsnetz aus U- und Tram-Bahnen, Bussen sowie Fähren.
Dabei zeigen die Zahlen aus dem BVG-Sicherheitsbericht 2023, dass in Berlin die Gewalt auf den Bahnhöfen und in den von ihr betriebenen öffentlichen Verkehrsmitteln zunimmt. Allerdings steigen auch die Fahrgastzahlen kontinuierlich.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 14.825 Straftaten erfasst, darunter 4.181 sogenannte physische Delikte. Dazu zählen Körperverletzungen, Raubstraftaten, Nötigungen. Ihre Anzahl 2023 markiert einen Höchststand seit mindestens zehn Jahren. Zum Vergleich: 2022 waren es insgesamt 13.709 registrierte Straftaten, davon 3.570 physische Delikte.
Laut BVG herrsche in der Hauptstadt eine stabile Sicherheitslage auf hohem Niveau, denn sie stellt die gestiegenen Fahrgastzahlen 2023 von rund 11 Prozent den rund 9 Prozent mehr Straftaten gegenüber, berichtet die B.Z.
Im Bereich der Sexual- und Drogendelikte und bei den Beleidigungen gab es einen Rückgang.
Mehr Raub – mehr Körperverletzungen
Die registrierten Straftaten 2023 im Vergleich mit 2022 (in Klammern):
- Raub 388 (286)
- Körperverletzung 2.898 (2.516)
- Nötigung 636 (455)
- Sexualdelikte 259 (313)
- Taschendiebstahl 4.176 (4.109)
- Sachbeschädigung 2.027 (1.847)
- Drogendelikte 1.051 (1.058)
- Beleidigung 695 (708)
Während die Angriffe gegen beauftragte BVG-Mitarbeiter von 338 (2022) auf 250 abnahmen, sind die Kosten im Zusammenhang mit Vandalismus gestiegen.
15,7 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr investiert, wobei rund zwei Drittel davon für die Fahrzeugreinigung aufgewendet werden mussten. Allein 1,4 Millionen Euro (2022: 1,2 Millionen) gab das Verkehrsunternehmen für die Graffitientfernung aus.
Mittlerweile sind alle Bahnen und Busse bei der BVG zu 100 Prozent mit Videoüberwachung ausgestattet.
Zudem sind auf den Bahnhöfen 6.760 Kameras installiert. Die Videoaufnahmen werden generell 48 Stunden gespeichert, dann folgt eine automatische Löschung.
2023 forderte die Berliner Polizei 9.252 Aufnahmen zur Strafverfolgung an. 2022 waren es nur rund 8.200.
Polizeigewerkschafter fordert längere Löschfristen
Stephan Weh, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, sieht die Zahlen kritisch, berichtet die „Berliner Morgenpost“: „Die neuen Zahlen der BVG zeigen sehr deutlich, dass der gesamte ÖPNV nach wie vor ein Kriminalitäts-Hotspot ist.“
Er begründet dies damit, dass Straftäter im öffentlichen Verkehr und an den Bahnhöfen viele Tatgelegenheiten bekämen und die gesetzlichen Regularien Straftäter „leider immer noch vor effektiver Verfolgung bewahren“, so der Gewerkschafter zu dem Medium.
Dabei kritisiert er insbesondere, dass Videoaufnahmen nur für 48 Stunden gespeichert werden dürfen. „Viele Taten werden durch Betroffene erst Tage später oder per Internetwache angezeigt, sodass die Frist verstrichen ist, ehe die Anzeige bearbeitet werden kann“, erklärt Weh.
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